Hongkongs Kirche gegen die Entmündigungsstrategie der kommunistischen Machthaber 

Quelle: FSSPX Aktuell

Msgr Stephen Chow

Mitte November 2022 fand ein Online-Treffen zwischen Kirchenvertretern aus Festlandchina und ihren Kollegen aus Hongkong statt. Auf der Tagesordnung stand die notwendige Reaktion des Klerus und der Katholiken in der ehemaligen britischen Kolonie auf die Politik der religiösen Sinisierung , die die Kommunisten in Peking vorantreiben. 

Der Online-Gedankenaustausch kam unter dem Tagungsmotto „Second Mainland - Hong Kong Catholic Sanitized Theology Exchange“ [Zweites Symposium über die Sinisierung der Theologie zwischen dem chinesischen Festland und Hongkong] zustande. Das Motto war bewusst in Anlehnung an eine erste Veranstaltung, die am 31. Oktober 2021 auf Wunsch der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) stattgefunden hatte, gewählt worden. 

Laut dem von chinacatholic.cn - einem religiösen Nachrichtenportal, das von der kommunistisch gesteuerten „Patriotischen Kirche“ betrieben wird - veröffentlichten Protokoll „tauschten sich die Teilnehmer aus und diskutierten auf der Grundlage des Konzilsdokuments Dei Verbum über die Bedeutung der Bibelübersetzung und -interpretation im Hinblick auf die Sinisierung.“ 

Dabei erscheint es seltsam, dass sich die chinesischen Kommunisten auf ein Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils stützen, das die Beziehung zwischen Schrift und Tradition klären sollte. Eine Minderheit konservativer Konzilsväter – darunter Erzbischof Marcel Lefebvre – sahen darin eine Quelle von Zweideutigkeiten. Besonders die Sentenz, dass „die Kirche nach der Fülle der Wahrheit strebt“ und die Tür für eine sich entwickelnde Tradition offen lässt, stieß den Konservativen auf. Im Prinzip wird der Prozess der Sinisierung des chinesischen Katholizismus damit schon angedeutet, bzw. vorweggenommen. 

In diesem Zusammenhang erklärte Bischof Joseph Shen Bin, Vorsitzender der regimeabhängigen “Katholischen Bischofskonferenz Chinas”, dass 2022 ein „sehr wichtiges Jahr“ gewesen sei, in dem der 20. Nationalkongress der KPCh stattgefunden habe. Auf dem Kongress bekräftigte Präsident Xi Jinping schließlich „erneut die Verpflichtung […], sich an die Politik der Sinisierung der Religion in China zu halten, um das Land aktiv auf dem Weg der Anpassung an den Sozialismus zu führen“.

Der Prälat, dem historische Verdrehungen anscheinend locker von der Hand gehen, verglich diese Politik sogar mit der Inkulturationsarbeit des Katholizismus in China, die in den vergangenen Jahrhunderten von zahlreichen Missionaren durchgeführt wurde. „Der Kongress wird Xi Jinpings Gedanken über den Sozialismus für eine neue Ära vollständig umsetzen“, schloss Bischof Shen. 

Aus der Sicht Hongkongs war das Symposium dagegen eine kalte Dusche. Der derzeitige Bischof von Hongkong, Stephen Chow Sau-yan, versuchte, seine Priester zu beruhigen, indem er die Bedeutung des Treffens, bei dem es lediglich um den „Austausch von Ideen über Glauben und Kultur“ ging, herunterspielte und versicherte, dass „keine Gehirnwäsche stattgefunden“ habe. Die Geistlichen könnten ihre eigene Unabhängigkeit bewahren könnten. 

Ein anonymer Priester aus Hongkong erklärte gegenüber dem National Catholic Register: „Die Kommunisten beginnen immer mit etwas scheinbar Harmlosem, wie einem kulturellen Austausch, aber wir wissen, dass sie nicht die Absicht haben, einen echten Dialog zu führen: Wenn die Zeit gekommen ist, werden sie ihre Strategie ändern und anfangen, gegen Religionen vorzugehen.“ 

In Rom sieht man Zeit für den Dialog, auch wenn die aufmerksam verfolgte Entwicklung der Situation manchmal außer Kontrolle zu geraten scheint: „Mit China habe ich mich für die Methode des Dialogs entschieden“, erklärte der Pontifex gegenüber der progressiven amerikanischen Zeitung America Magazine am 22. November. Er fügte hinzu: „Es ist langsam, es gibt Misserfolge, es gibt auch Erfolge, aber ich habe keine anderen Mittel zur Verfügung.“ Der Winter und die kommenden Monate könnten für die Katholiken im Hafen der Düfte hart werden.