In Jordanien liegen über dem Weihnachtsfest dunkle Wolken
Kirche St. Johannes der Täufer in Jordanien
Für die Christen in Jordanien wird Weihnachten in diesem Jahr ein Fest der Diskretion und Zurückhaltung. Während das haschemitische Königreich von heftigen sozialen Bewegungen erschüttert wird, haben die Leiter der verschiedenen christlichen Konfessionen ihre Gläubigen gebeten, sich während der Feierlichkeiten zur Geburt Christi zurückzuhalten.
Unter Berufung auf den ersten Brief des heiligen Paulus an die Korinther (12,26) riefen die katholischen Bischöfe Jordaniens gemeinsam mit den Leitern der anderen christlichen Konfessionen - die Gläubigen dazu auf, die Weihnachtsfeiertage in Enthaltsamkeit zu verbringen und davon abzusehen, „ihre Freude durch allzu auffällige Familienveranstaltungen zu zeigen. „Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit ihm“. (...) Wir stehen an der Seite der Menschen in diesem Land, die sich in einer schwierigen Lage befinden.“
Das haschemitische Königreich Jordanien leidet seit mehreren Wochen unter einer äußerst angespannten Lage. Trauriger Höhepunkt der sozialen Spannungen bisher: Am 17. Dezember 2022 wurde bei einer Demonstration gegen die Erhöhung der Treibstoffpreise ein hochrangiger Polizeibeamter, Oberst Abdelrazzak Aldalabih, erschossen.
Einen Tag später gaben die Behörden die Festnahme von 44 Personen bekannt, denen vorgeworfen wurde, zu „Gruppen von Vandalen und Gesetzlosen“ zu gehören, die für die Unruhen im Gouvernement Maan verantwortlich waren.
An der Beerdigung des ermordeten Polizisten in seiner Heimatstadt Jerash nahmen 10.000 Menschen teil. König Abdullah II. selbst ergriff das Wort und bekräftigte, dass die für den Mord Verantwortlichen bestraft werden würden. Am darauffolgenden 19. Dezember wurden bei einer Razzia der Sicherheitskräfte in der Stadt Maan im Laufe einer Schießerei drei Polizisten getötet und fünf weitere verletzt. Der Einsatz führte dennoch zur Festnahme von acht weiteren Personen, während die nationalen Medien begannen, den bei der Razzia neutralisierten Hauptverdächtigen als radikalen Islamisten mit Verbindungen zum Takfirismus darzustellen. Dabei handelt es sich um eine Ideologie, die den bewaffneten Dschihad gegen die etablierten Kräfte, seien sie christlich oder muslimisch, als Pflicht propagiert und damit ein Schisma innerhalb des Salafismus markiert.
Ursprünglicher Grund für die gesellschaftliche Unruhe sind die Kraftstoffpreise, die sich in Jordanien im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt haben. Insbesondere die Preise für Diesel, der in der Regel von LKWs und Bussen verwendet wird, und für Kerosin, den wichtigsten Heizstoff, was zu einer Protestbewegung unter den LKW-Fahrern führte, der bald auch die Taxifahrer folgten. Diese Spannungen spielten Extremisten, die jede Gelegenheit nutzen wollen, um die Regierung zu destabilisieren, in die Karten.
Vor diesem Hintergrund also muss die Forderung der jordanischen Prälaten, keine Feierlichkeiten zu veranstalten, die nicht im Einklang mit den Gefühlen der Wut und der Sorge stehen, die einen Teil der Bevölkerung erfasst haben, verstanden werden. Die Entscheidung wird Katholiken und Orthodoxe gleichermaßen betreffen, denn seit 1975 feiern alle christlichen Konfessionen in Jordanien am 25. Dezember das Weihnachtsfest.
(Quellen: Fides/Le Figaro – FSSPX.Actualités)
Illustration: Flickr / Ye-Zu (CC BY-NC-ND 2.0)