Libanon-Besuch des Papstes vorerst abgesagt 

Quelle: FSSPX Aktuell

Papst Franziskus wird im kommenden Juni nicht in den Libanon reisen, wie das libanesische Staatsoberhaupt Michel Aoun vor kurzem bestätigte. Anfang April waren Pläne für einen Papstbesuch im Libanon durch einen Tweet Aouns bekannt geworden, der sich mitten im Wahlkampf für die Parlamentswahlen im Mai 2022 befand. Der Pressestab des Heiligen Stuhls wollte wohl aus genau diesem Grund eine politische Instrumentalisierung des Reisevorhabens vermeiden und behandelte die Angelegenheit nicht offiziell.

Der libanesische Tourismusminister Walid Nassar gab der Presse am 09. Mai dieses Jahres bekannt: "Der Libanon hat einen Brief vom Vatikan erhalten, in dem er offiziell über die Entscheidung informiert wird, den geplanten Besuch des Papstes im Land zu verschieben.“  Als Absagegrund nannte Nassar "gesundheitliche Gründe". Der Vatikan bestätigte die Erklärung des libanesischen Tourismusministers, vermied es allerdings, gesundheitliche Gründe des 85-jährigen Papstes für die Absage zu nennen.

Den christlichen Libanesen kommt der Vorfall im zeitlichen Umfeld der Wahlen wenig gelegen. Durch den Hinweis auf den Gesundheitszustand des Pontifex, soll offensichtlich der diplomatische Eklat der Absage kaschiert werden. Dabei scheint der Nachfolger Petri in der Tat körperlich angeschlagen. Anfang Mai wurde Franziskus, der mit Kniegelenkproblemen zu kämpfen hat, zum ersten Mal in der Öffentlichkeit im Rollstuhl gesehen. Außerdem leidet der Pontifex an Hüftschmerzen und musste sich im Juli 2021 einer Darmoperation unterziehen.

Trotzdem hat Franziskus schon des Öfteren seinen Wunsch geäußert, den Libanon zu besuchen. Im August 2020 – ein Jahr nach der verheerenden Explosion in Beirut – richtete der Papst bei der Generalaudienz seine Gedanken an das ganze Land und die Betroffenen. Er sagte: "Mein Wunsch, Euch zu besuchen, ist groß und ich werde nicht müde, für Euch zu beten, damit der Libanon wieder zu einer Botschaft der Brüderlichkeit und des Friedens für den gesamten Nahen Osten wird.“

In einem Brief an Kardinal Bechara Rai, den Patriarchen der maronitischen Christen, hatte der Papst im März 2021 versprochen, dass er den Libanon besuchen würde. Die Maroniten bilden eine mit dem Heiligen Stuhl unierte Ostkirche mit dem Sitz im Libanon.

Die für Juli 2022 geplanten anderen päpstlichen Reisen in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan sollen laut Vatikan offenbar durchgeführt werden.