Myanmar kommt nicht zur Ruhe – Mehr als drei Millionen Menschen vertrieben und auf der Flucht

Quelle: FSSPX Aktuell

Myawaddy, der Grenzposten zwischen Burma und Thailand

Die Zahl der Vertriebenen in Myanmar hat sich in den letzten sechs Monaten verdoppelt und die Gesamtzahl auf über drei Millionen erhöht, sagte Stephen Anderson, der in Myanmar ansässige humanitäre Koordinator der Vereinten Nationen. Mit seiner Erklärung macht er die Verschärfung der humanitären Krise in dem Land deutlich.

Die Zahl der Binnenvertriebenen in Myanmar ist seit Oktober letzten Jahres dramatisch angestiegen. Nachdem der bewaffnete Widerstand unter Führung der Volksverteidigungskräfte und mehrerer anderer ethnischer Gruppen, die sich gegen den Militärputsch vom Februar 2021 erhoben hatten, im Norden und Westen des Landes eskalierte. 

Die Kämpfe verschärften sich und die Regierungstruppen begannen mit massiven Vergeltungsschlägen, in die die Zivilbevölkerung verwickelt wurde und die großes Leid verursachten. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit der Machtübernahme durch die Armee mehr als 2,7 Millionen Menschen aus ihren Häusern geflohen – mehr als ein Drittel von ihnen sind Kinder. 

Vertriebene Kinder sind beim Zugang zu Bildung und angemessener Ernährung mit enormen ihre Zukunft gefährdenden Hindernissen konfrontiert, warnt die UNO und bestätigt, dass die Hälfte der Vertriebenen in Myanmar aus den nordwestlichen Regionen Chin, Magway und Sagaing stammt. 

Die Volksverteidigungskräfte eroberten kürzlich Myawaddy, die größte birmanische Stadt an der Grenze zu Thailand, am 7. April mit 200.000 Einwohnern. Dies ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Offensive der Rebellen eine neue Dimension erreicht hat. Der thailändische Premierminister Srettha Thavisin räumte dies auch ein: „Das derzeitige Regime beginnt, ein wenig von seiner Stärke zu verlieren.“ 

Der Kayin-Staat, in dem Myawaddy liegt, beherbergt bereits mehr als 700.000 Menschen, die durch die Kämpfe vertrieben wurden. „Die Vertriebenen kämpfen ums Überleben in einer weit verbreiteten humanitären Krise, die insgesamt 18,6 Millionen Menschen im Land in Not hinterlassen hat. Das ist eine Million mehr als im Vorjahr. Unter den Bedürftigen befinden sich sechs Millionen Kinder", heißt es in der Erklärung der Vereinten Nationen. Derzeit ist fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes – das sind etwa 54 Millionen Menschen – auf humanitäre Nothilfe angewiesen. 

Die birmanische Armee ist in erbitterte Kämpfe mit Kämpfern der ethnischen Gruppe der Karen, von denen ein Teil katholisch ist, verwickelt, um die Kontrolle über die Stadt Myawaddy wiederzuerlangen. Diese Stadt gilt als strategisch wichtig, da sie das wichtigste Handelszentrum mit Thailand ist. 

Nach Schätzungen, die von unabhängigen Organisationen veröffentlicht wurden, sind seit Februar 2021 in Myanmar mehr als 6000 Zivilisten getötet worden. Mehr als 20.000 Menschen werden aus politischen Gründen inhaftiert, darunter auch die Führerin Aung San Suu Kyi, die eine 27-jährige Haftstrafe wegen angeblicher Korruption verbüßt. 

Die Hitzewelle, die Südostasien derzeit heimsucht – die Temperaturen nähern sich 40 oder sogar 45° Celsius – verschärft die Situation und speziell die der Flüchtlinge. Die birmanische Junta verlegte Aung San Suu Kyi aufgrund der Hitze und ihres Alters (78 Jahre) aus dem baufälligen Gebäude, das für sie in einer speziellen Abteilung des Gefängnisses von Naypyidaw errichtet worden war, in einen Hausarrest.