Nicaragua: Systematische Kirchenverfolgung durch die Ortega-Regierung

Quelle: FSSPX Aktuell

Martha Patricia Molina Montenegro

Der dritte Teil des Berichts „Nicaragua: Eine verfolgte Kirche?“ wurde kürzlich von der nicaraguanischen Rechtsanwältin Martha Patricia Molina Montenegro veröffentlicht. Der von der im Exil lebenden Juristin erstellte Bericht wurde Anfang Mai 2023 online gestellt, wie die italienische Nachrichtenagentur SIR berichtet.

In dem Bericht werden über 529 Verfolgungen durch die Diktatur von Daniel Ortega seit April 2018, als regierungsfeindliche Proteste im Land ausbrachen, bis März 2023 genannt.  

Das Ziel des Berichts „ist es, in konkreten Zahlen die Angriffe und Übergriffe auf die katholische Kirche in Nicaragua aufzuzeigen“, sagte Martha Patricia Molina. Das 232 Seiten umfassende Dokument, in dem jede Angabe genau überprüft und in chronologischer Reihenfolge beschrieben wurde, wie die Autorin betont, ist in vier Kapitel unterteilt. 

Die Anwältin und ihre Co-Autoren listen die Anfeindungen auf, die die Kirche in den letzten fünf Jahren erlitten hat, darunter das Verbot von Prozessionen in der letzten Karwoche. Das dritte Kapitel ist eine zusammenfassende Darstellung der Feindseligkeiten, während sich das letzte Kapitel mit einer Chronologie der „Schändungen, Sakrilegien, Angriffe, Diebstähle und Anschläge auf die Kirche“ befasst. Allerdings, so die Anwältin, gibt es eine hohe Datendunkelziffer, „weil es nur wenige oder keine Anzeigen von religiösen Autoritäten gibt“, verbunden mit „zunehmender Angst und Vorsicht von Laien oder Mitgliedern religiöser Gruppen bei der Dokumentation feindseliger Handlungen“. 

Der Bericht zitiert, dass die katholische Kirche in Nicaragua im Jahr 2018 84 Angriffe erlitten hat, 80 im Jahr 2019, 59 im Jahr 2020, 55 im Jahr 2021, 161 im Jahr 2022 – damit die höchste Zahl in den letzten fünf Jahren. Kommen noch 90 in den ersten vier Monaten dieses Jahres hinzu. Die Diktatur hat 32 Geistliche des Landes verwiesen, sieben kirchliche Gebäude beschlagnahmt, mehrere Medien geschlossen und insbesondere Rolando Álvarez, den Bischof von Matagalpa, zu 26 Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt. 

In ihren Antworten auf die Interview-Fragen von José Manuel Vidal für Religión Digital fügte Martha Patricia Molina hinzu, dass Bischof Álvarez „willkürlich aus seinem Haus entführt wurde, während er betete und kein Verbrechen begangen hatte. Niemand weiß, wo er festgehalten wird, da das Regime den Fall geheim hält. In jedem Fall wurden nicaraguanische Gefängnisse von internationalen und nationalen Menschenrechtsorganisationen beschuldigt, mehr als 40 Formen von Folter und grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung zu begehen. Laut der Ortega-Diktatur befindet sich der Bischof offiziell in einem allgemeinen Gefängnisregime, wo er eine 26-jährige Strafe für die Verbrechen verbüßt, die ihm in dem Prozess vorgeworfen wurden.“ 

Die Juristin betont, dass „die katholische Kirche Nicaraguas derzeit eine katastrophale Zeit durchmacht, die schlimmste in der Geschichte des Landes, (...) angegriffen von demjenigen, der der Garant aller Rechte sein sollte, in diesem Fall dem nicaraguanischen Staat, (...) aber es ist genau der Staat, der die Kirche verfolgt und angreift.“ 

Martha Patricia Molina Montenegro wurde am 13. Februar 1981 in Nicaragua geboren und ist Rechtsanwältin. Sie studierte an der Universität von Salamanca (Spanien). Sie ist Mitglied des Redaktionskomitees der Tageszeitung La Prensa und hat mehrere Untersuchungen über Korruption in der öffentlichen Verwaltung durchgeführt. Leider erhält sie keine Unterstützung durch die vatikanische Diplomatie. Das Schweigen des Vatikans zur religiösen Verfolgung in Nicaragua ist dafür ohrenbetäubend.