Porträt der Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken (Teil 1) 

Quelle: FSSPX Aktuell

Une réunion de l’Association patriotique des catholiques chinois

Dieser und die folgenden Artikel sollen einen ganz besonderen Teil der Realität darstellen, die das Leben der Katholiken in China beeinflusst. Denn die Katholiken Chinas haben nur die Wahl, sich entweder der Kommunistischen Partei Chinas unterzuordnen oder im Untergrund in Acht und Bann zu geraten und vielleicht ihr Leben zu verlieren. Der Artikel wird außerhalb Chinas online gestellt. So kann der unwissende Leser, unter anderem die Herausforderungen des Abkommens zwischen China und dem Vatikan verstehen, das im Oktober erneuert werden soll. 

Vor vierzig Jahren erlebte die chinesische Hauptstadt die Geburt der Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken. Das ist eine Organisation, die jedem Gläubigen außerhalb Chinas unbekannt ist. Diejenigen, die als Katholiken in China leben, sind dagegen verpflichtet, sich in ihrem täglichen Leben kontinuierlich auf diesen Verein zu verlassen.  

Doch zum Anfang: Die 241 Delegierten, die nach Peking zur Gründungsversammlung der Patriotischen Vereinigung einberufen wurden, folgten in ihren Diskussionen offenbar Plänen „von oben“. Seitens der chinesischen Machthaber schien es notwendig, eine Organisation ins Leben zu rufen, die innerhalb der Kirche eine ganz bestimmte Aufgabe erfüllen sollte. Wichtig war der kommunistischen Führung, dass die neue kirchliche Institution stets Beziehungen zu den zivilen Autoritäten unterhielt. Dafür gab es Verantwortliche, die diese Beziehungen in Stand pflegen mussten. Strengere Maßnahmen waren offenbar nicht notwendig, um dem neugeschaffenen Organ Geltung zu verschaffen, doch immerhin hatte die Schaffung dieses „Verbindungsorgans“ zwischen Kirche und Staat bei vielen Katholiken, die seine Ziele in Frage stellten, große Verwirrung ausgelöst.  

Die Schließung fast aller Kirchen des Landes „wegen der Agrarreform“ und die anschließende Wiedereröffnung erleichterte das Klima des Dialogs nicht und weckte berechtigten Verdacht. Besorgniserregend war auch das spurlose Verschwinden vieler Bischöfe, Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen, Laien in den letzten Jahren. Die Idee des gegründeten „Vereins“ war alt, bis zur Umsetzung dauerte es doch ganze sieben Jahre. Niemand sprach offen darüber, aber jeder der Teilnehmer war überzeugt, dass das neue Regime am Ende, um den Gründungsprozess zu beschleunigen auf sehr wirksame Methoden der Überzeugung zurückgegriffen hatte. Zu diesen Methoden gehörten die Ermordung einer großen Anzahl von Priestern und Laien, die als „reaktionär“ oder „konterrevolutionär“ galten. Dazu gehörten das Verschwinden vieler Menschen in Gefängnissen und angewandter Terror bei denen, die sich nicht beugen wollten. Trotz dieser Maßnahmen wollten viele den letzte Rest Freiheit der Kirche verteidigen. Doch diese Verteidigung konnte nur symbolisch sein. Die Gründung der Vereinigung und die anschließende Weihe von Bischöfen ohne apostolisches Mandat wurden zu einer unumstößlichen Tatsache. 

Nachdem die Vereinigung ihre Gründung als privilegiertes Kontrollinstrument hinter sich hatte, steuerte sie zusammen mit dem Rest des Landes auf die dunklen Jahre der Kulturrevolution zu, die die Partei heute selbst als „große nationale Katastrophe“ bezeichnete. Ende der 70er Jahre erwachte der Verein wieder zum Leben und präsentierte sich mehr und mehr als wirksamer „Patron“ der katholischen Kirche in China. Seine Anwesenheit provozierte allerdings einen Konflikt in der Kirchenorganisation, weil die Mehrheit der Katholiken nicht akzeptierte – und immer noch nicht akzeptiert – einen von oben verordneten Glauben und religiöse Praxis zu leben. Vor allem von einer Ideologie und Bürokratie inspiriert, die sich willens zeigen, alles Religiöse in China abzuschaffen und auszurotten. Denn tatsächlich macht Peking kein Geheimnis daraus, dass es eine gewisse Freiheit im religiösen Bereich „zulässt“, nur um die Auslöschung der Religion selbst zu beschleunigen. 

Es muss dabei hinzugefügt werden, dass die Mitglieder der Vereinigung in vielen Fällen gewusst haben und immer noch wissen, wie man ein doppeltes Spiel intelligent spielt, ohne die Integrität des Glaubens zu berühren. Es ist jedoch wichtig, die institutionelle und konstitutive Perfidie hervorzuheben, die die Patriotische Vereinigung von ihrer Gründung bis heute in sich trägt. 

Wir sollten heute mit dem Blick auf China jedenfalls verstehen und uns erinnern. Erinnern an das enorme Leid, das Männern und Frauen wegen ihres Glaubens zugefügt wurde, die schrecklichen Demütigungen, denen so viele Menschen ausgesetzt waren, und die Angriffe auf ihre Würde. Das sind verbrecherische Vorfälle, für die sich das Regime noch nicht entschuldigt hat. Das Verstehen betrifft die Handlungen der chinesischen Gläubigen, die hin und hergerissen sind zwischen Tarnung, Überleben, Glauben und Zugeständnissen an die Kommunistische Partei.