Porträt der Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken (Teil 4)

Die Patres Laszlo Ladanyi und Léon Trivière
Dieser und die folgenden Artikel sollen einen ganz besonderen Teil der Realität darstellen, die das Leben der Katholiken in China beeinflusst. Denn die Katholiken Chinas haben nur die Wahl, sich entweder der Kommunistischen Partei Chinas unterzuordnen oder im Untergrund in Acht und Bann zu geraten und vielleicht ihr Leben zu verlieren. Der Artikel wird außerhalb Chinas online gestellt. So kann der unwissende Leser, unter anderem die Herausforderungen des Abkommens zwischen China und dem Vatikan verstehen, das im Oktober erneuert werden soll.
Vierzig Jahre nach der Gründung der Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken ist es möglich, den Zweck und die Ziele zu entschlüsseln, die die Führer der Kommunistischen Partei Chinas mit eben dieser Gründung erreichen wollten.
Das Leben unter dem Kommunismus in den ersten Jahren zeigte bereits, wie es danach weiter gehen würde. Die damaligen Vorkommnisse sind zwar bewegend, aber sie sind nicht wirklich ernsthaft dokumentiert. Informationen aus China wurden oft hergeleitet oder gemutmaßt, wobei der Nachrichtenfluss unter fester staatlicher Kontrolle stand. Briefe und Drucksachen konnten nur unter großen Schwierigkeiten in Umlauf kommen; die chinesische Diaspora ist seit fast 30 Jahren die beständigste Informationsquelle.
Innerhalb der Volksrepublik China sind offizielle Quellen allerdings ebenfalls reichlich vorhanden und angeblich „sicher“, also belastbar. Die Depeschen der China News Agency waren fast immer sachlich. Artikel in der People's Daily und anderen Publikationen des Regimes gab es zuhauf sowie eine reichliche Produktion von Kommentaren, die den Papst bevorzugt angriffen.
1948 erschien in Shanghai die Monatszeitschrift China Missionary Bulletin (CMB), die über verschiedene Diözesen berichtete. Ab Juni 1949 wurde das Bulletin in Hongkong veröffentlicht und 1954 in Missions Bulletin umbenannt. Ende des Jahres 1961 wurde die Veröffentlichung eingestellt. Die Rubrik Mission Chronicle war überflüssig geworden: Man konnte nicht mehr über spezielle Missionen auf dem chinesischen Festland berichten.
Eine weitere Quelle für sehr wertvolle, beständige und genaue Informationen über das, was Katholiken in Mao Zedongs Reich widerfuhr, war das Bulletin de la Société des Missions Etrangères de Paris (BMEP). Ab Januar 1953 schrieb ein französischer Missionar, der einige Monate zuvor aus Chengdu (Sichuan) ausgewiesen worden war, in dieser Zeitschrift.
Pater Léon Trivière Autorisierung der Artikel wurde zur Garantie für eine genaue Darstellung, insbesondere ab Juli 1957 mit der Serie L'Eglise catholique en Chine continentale (Die katholische Kirche auf dem chinesischen Festland). Als er diese Serie im Februar 1961 abschloss, hatte Pater Trivière mehr als 500 Seiten mit einzigartigen Informationen und zahlreichen Artikeln, die auch an anderer Stelle erschienen waren, verfasst.
Ende August 1953 begann die Veröffentlichung von China News Analysis in Hongkong. Pater Lazlo Ladany, S.J., lieferte in seinen wöchentlichen, später zweiwöchentlichen Artikeln Informationen über die chinesische Realität. Ladany widmete sich vor allem der Beobachtung der sozio-politischen Veränderungen in der Volksrepublik, versäumte es aber nicht, die Leser auch über den religiösen Bereich zu informieren.
In Saigon, Südvietnam, schrieb in den 1960er Jahren ein außergewöhnlicher Zeitzeuge regelmäßig Artikel über Die Kirche in China in den 1950er Jahren. Sie wurden später in einem Band zusammengefasst, der im Oktober 1966 unter dem Titel Zhongguo Dalu Tianzhujiao Zhenxiang veröffentlicht wurde. Es handelte sich um Tomaso Zhang, den Bruder von Bischof Vito Zhang, Bischof von Xinyang (Henan). Das Buch verschwand fast sofort aus den Buchhandlungen und wurde von denjenigen aufgekauft, die nicht wollten, dass „die schmutzige Wäsche der Kirche Chinas“ öffentlich gewaschen wird. Tomaso Zhang, der Autor, hatte 1957 in Peking an dem endlosen Treffen teilgenommen, aus dem die Patriotische Vereinigung hervorgegangen war. Er konnte daher manchmal beunruhigende Details aus dieser Zeit nennen; er war der einzige Zeuge dieser Ereignisse, die über die Grenzen der Volksrepublik China hinausreichten.
Unter den späteren und wertvolleren Veröffentlichungen für die bereitgestellten Informationen müssen wir das umstrittene Werk von Louis Wei Tsingsing, Der Heilige Stuhl und China, erwähnen, das 1968 in Paris veröffentlicht wurde.
In den 1980er Jahren, als China wieder reiseoffener wurde, tauchten viele damals unbekannte Details auf, die von den Teilnehmern dieser Versammlung – also führenden Persönlichkeiten der Kirche zu dieser Zeit – erzählt wurden: Einige landeten jahrzehntelang im Gefängnis oder in Arbeitslagern, andere wurden dank dieser Ereignisse noch eifriger und berichteten viel.
Im Folgenden sollen die Ereignisse dieser ersten Jahre der Koexistenz zwischen dem neuen Regime und der katholischen Kirche der damaligen Zeit kurz nachgezeichnet werden. Es sollen diejenigen zu Wort kommen, die vor Ort, „an der Front“, lebten und deren Zeugnis durch die folgenden Ereignisse bestätigt wurde.
Die Religionspolitik der Kommunistischen Partei wurde nicht über Nacht an einem Tisch ausgebrütet. Die kommunistischen Führer waren, obwohl sie von der Religion im Allgemeinen und von Riten und Feiern im Besonderen nichts hielten, dennoch in einer Umgebung aufgewachsen, in der Buddhismus und Taoismus ihre jeweilige Rolle spielten. Die revolutionären Führer waren in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der religiöses Bewusstsein einen anerkannten Platz hatte. Aber weil sie selbst „Produkte“ dieses sozio-religiösen Milieus waren, kannten sie sehr gut seine Mängel und seine Unfähigkeit, das Land über die Krise und den Zusammenbruch der Institutionen hinaus in die Moderne zu führen.
In den Umbrüchen dieser Jahre, während der Suche nach erfolgreichen Methoden, um China zu transformieren, wurde die Religion zum Sündenbock für die Probleme des Landes gemacht. Und zwar, weil sie stets inhärenter Teil des überwundenen Systems gewesen und eines der Hauptelemente war, die zum Zusammenbruch der zivilen Institutionen führten.
Die revolutionären Führer hielten jedoch trotz ihrer grundsätzlich feindseligen Haltung gegenüber der Religion am traditionellen Bild von Buddhismus und Taoismus fest. Die Beziehung zwischen Religion und politischer Macht war ihnen im chinesischen Kontext vertraut und beeinflusste ihre weiteren Handlungen stark.
Fortsetzung folgt...
(Quelle: MEP – FSSPX.Actualités)
Foto 1a : © ladanyi.ch
Foto 1b : © irfa.paris