Reisen durch das Heilige Land im 15. Jahrhundert
Blick auf Jerusalem
Im Rahmen ihres „Adoptieren Sie ein Buch“- Programms startet die flämische Universität in Leuven (Löwen) eine Crowdfunding-Aktion. Sie möchte die notwendigen Mittel für die Restaurierung und Digitalisierung eines der ersten gedruckten und illustrierten Reiseführer über die Pilgerreise eines deutschen Domherrn ins Heilige Land sammeln.
Genauer gesagt: Die Bibliothek der Katholischen Universität Leuven (KU Leuven) möchte eine ihrer wertvollsten Inkunabeln restaurieren und digitalisieren: Die „Pilgerreise ins Heilige Land“ (Orig.: Peregrinatio in Terram Sanctam). Das Werk des Kanonikers Bernhard von Breidenbach, das mit Stichen des Künstlers Erhard Reuwich illustriert ist, wurde 1486 in Mainz veröffentlicht. Das Buch handelt von der Pilgerreise Breidenbachs von Venedig nach Jerusalem und seiner Weiterreise nach Ägypten. Der Bericht gilt als zentrales Werk der Inkunabel-Zeit. Der Text entstand zwischen 1484 und 1486. Zwischen 1486 und 1522 erschienen mehrere Ausgaben in fünf verschiedenen Sprachen (Latein, Deutsch, Niederländisch, Spanisch und Französisch).
Der Reisebericht des damals sehr gefragten Buches beginnt mit dem 25. April 1483. An dem Tag verließ der Mainzer Domherr Bernhard von Breidenbach sein Heimatland, um fast neun Monate später nach Jerusalem zu reisen. Die kleine Pilgergruppe, die ihn begleitete, bestand aus dem jungen Grafen Johann Solms-Lich, dem Ritter Philipp von Bicken, dem Koch Johann Heugti, dem italienischen Dolmetscher Johann Knuss und dem Künstler Erhard Reuwich. Sie starteten in Rödelheim und kehrten im Februar 1484 nach Mainz zurück. In Venedig schifften sich die Pilger nach Korfu, Modon und Rhodos ein, um in Jaffa (heute Haifa) im Heiligen Land anzulegen. Nach Jerusalem, Bethlehem und anderen Orten im Heiligen Land durchquerten sie die Sinai-Wüste bis zum Katharinenkloster und kehrten über Kairo und Alexandria zurück. Nach einer Bootsfahrt über den Nil nach Rosetta erreichten sie Venedig.
Inspiriert durch die technische Entwicklung des Buchdrucks plante Bernhard von Breidenbach, also über die Reise zu berichten und sie in Form eines Reiseführers zu veröffentlichen. Unter Einsatz seines Privatvermögens warb er Erhard Reuwich, einen Maler aus Utrecht in den Niederlanden, an, um sich der Reise ins Heilige Land anzuschließen. Er wollte diesen Reiseführer mithilfe der neuesten Drucktechniken erstellen. Es war das erste Buch, das Faltplatten einbaute - eine Notwendigkeit, da das Panorama von Venedig auf 1,62 Meter aufgeklappt werden kann.
Neben sieben Panoramaansichten von Venedig, Parenzo, Korfu, Methoni, Heraklion, Rhodos und Jerusalem enthält das Buch Tafeln mit Figuren von Sarazenen, Juden, Griechen, Syrern, Abessiniern und Türken, eine Darstellung der Grabeskirche und Tafeln mit Buchstaben des arabischen, hebräischen, syrischen, koptischen, äthiopischen, armenischen und griechischen Alphabets. Die Darstellung von Tieren (eine Giraffe, ein Einhorn und ein Dromedar) fehlt im Exemplar aus Leuven. Das Buch enthält außerdem Kapitel über die verschiedenen religiösen Doktrinen, einen Text über die Entfernungen zwischen den Orten auf dem Weg von Venedig nach Jaffa, einen detaillierten Kalender der Pilgerreisen ins Heilige Land und zum Berg Sinai sowie Ratschläge, Regeln und Rezepte, um sich vor den verschiedenen Unwägbarkeiten der Reise zu schützen. Besonders interessant sind die Illustrationen der Schiffe, die den Seeweg von Venedig nach Palästina nahmen.
In der Sammlung der Bibliotheken der KU Leuven enthält die Maurits-Sabbe-Bibliothek die lateinische Ausgabe von Peter Drach, die 1490 in der Stadt Speyer gedruckt wurde. Leider ist der Zustand dieses Exemplars besorgniserregend, teils wegen des Zahns der Zeit, aber auch wegen weniger erfolgreicher Restaurierungsversuche im 19. Jahrhundert.
Die behutsame und gründliche Behandlung soll die Reinigung und Abflachung der Ansichten von sechs Städten, die Entfernung der alten grüngrauen Papierduplikate aus dem 19. Jahrhundert, das Binden des Buches und die Restaurierung des ursprünglichen Ledereinbands auf Eichenholzbrettern umfassen. Die Gesamtkosten der Maßnahme werden auf 8.000 Euro geschätzt. Nach den Restaurierungsarbeiten plant die KU Leuven, die Inkunabel zu digitalisieren, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
(Quelle: cath.ch/KULeuven/DICI n°422 – FSSPX.Actualités)
Foto: © expo.bib.kuleuven.be