Rom wünscht Verschiebung von Priesterweihen in der Diözese Fréjus-Toulon

Msgr Dominique Rey
Eigentlich hätte Msgr. Dominique Rey, Bischof von Fréjus-Toulon, sechs Diakone und vier Priester weihen sollen. Doch nun hat der Vatikan beschlossen, die Weihen auszusetzen. Der Figaro-Kolumnist Jean-Marie Guénois spricht von einer verstörenden, noch nie da gewesen Entscheidung.
Mit dieser Einschätzung liegt Herr Guénois jedoch nicht ganz richtig. Denn bereits Erzbischof Marcel Lefebvre erhielt am 12. Juni 1976 für die am 29. desselben Monats geplante Weihe das Verbot, seine von ihm ausgebildeten Seminaristen zu katholischen Priestern zu weihen. Dies, obwohl er von keiner kirchenrechtlichen Zensur betroffen war. Diese Tatsache rückt den regierenden Papst in die Nähe von Paul VI., der als erster ein Weiheverbot als “Waffe” im “innerkirchlichen Bürgerkrieg” zwischen Konservativen und Progressisten ausgesprochen hatte.
Wie kam es zu der Strafe?
Bischof Dominique Rey (69) wurde am 23. Juni 1984 ordiniert und ist seit dem 16. Mai 2000 Bischof von Toulon. Er stammt aus der charismatischen Gemeinschaft Emmanuel. Sein bischöfliches Motto lautet: Mitis et humilis corde - Sanftmütig und von Herzen demütig. Nach seiner Ernennung nahm der neue Bischof Kleriker mit unterschiedlichem Hintergrund und aus verschiedenen Teilen der Welt in seine Diözese auf: insgesamt etwa 30 französische und ausländische Gemeinschaften verschiedenster „Sensibilitäten“ - Traditionalisten, Charismatiker, Neokonservative. Die junge Berufungen schätzende Aufnahmepolitik hat zu einem Anstieg der Zahl der Diözesan-Priester geführt. Im relativ kleinen Bistum sind es aktuell 250, während es im Millionen-Bistum Paris 500 sind. Das Diözesanseminar La Castille ist mittlerweile das zweitgrößten Seminar Frankreichs. Dieser Aufschwung ging nicht ohne Konflikte mit dem älteren, vom Konzil geprägten Klerus ab, die ihre Spuren hinterlassen haben. Man munkelt von einer Reihe klerikaler Intrigen auf mehreren Ebenen – in der Diözese, aber auch in der Bischofskonferenz.
Der Vatikan hat kürzlich eine kanonische Visitation der Diözese veranlasst, die dem Erzbischof von Marseille, Jean-Marc Aveline, anvertraut wurde. Dieser wurde mittlerweile zum Kardinal erhoben. Bischof Rey spricht in seinem Kommuniqué vom 2. Juni 2022, das auf der Website der Diözese einsehbar ist, von einem „freundschaftlichen Besuch“. Nach diesem Besuch traf sich der Bischof von Toulon mit dem Kurien-Kardinal Marc Ouellet, dem Präfekten der Kongregation für die Bischöfe, um zwei Punkte näher zu erläutern: die Umstrukturierung des Priesterseminars und die Aufnahmepolitik von Priesteramtskandidaten.
Diese Punkte allein können die verhängte Sanktion nur schwer erklären. Möglicherweise kam es bei der Aufnahme von Priestern, die nicht aus der Diözese stammten, oder der Auswahl von Seminaristen zu Fehlentscheidungen. Aber aus diesem Grund alle Weihen kurz vor dem Termin zu stoppen, kommt einer unterschiedslosen Bestrafung gleich.
Vielmehr muss man sich der Seite der Willkommenspolitik zuwenden. Es ist klar, dass Papst Franziskus und einige seiner Mitarbeiter beschlossen haben, diejenigen einzuschränken, die am alten Ritus festhalten und die sie als Hindernisse für die nachkonziliaren Reformen betrachten. Nun hat Msgr. Rey viele Priester aufgenommen, die nach dem tridentinischen Ritus zelebrieren und die oft in Instituten ausgebildet wurden, die ausschließlich diesen Ritus zelebrieren. Auch wenn wiederum alle „Sensibilitäten“ in der Diözese willkommen geheißen wurden, ist es sehr wahrscheinlich, dass Bischof Rey Philo-Traditionalismus vorgeworfen wird. Eine unverzeihliche Sünde bei gewissen römischen Verantwortlichen.
In einem Pontifikat, dessen Ende immer näher zu rücken scheint, werden die Repressionen gegen das, was als Abweichung betrachtet wird, immer “erbarmungsloser”. Bischof Dominique Rey hat diese schmerzhafte und bittere Erfahrung nun gemacht.
(Sources : Le Figaro/frejustoulon.fr/Wikipédia/Cardinalis – FSSPX.Actualités)
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