Saubere Finanzen - Der Vatikan findet „Das rechte Maß“

Quelle: FSSPX Aktuell

Die moralische Überprüfung von Finanzen, Geldanlagen und Aktienbesitz unter Aspekten des Glaubens ist das Ziel, das der Heilige Stuhl in seinem neuesten Dokument verfolgt, das Ende. November 2022 von der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften veröffentlicht wurde.

Der Hauptgedanke der Schrift Mensuram Bonam (MB) – „Das rechte Maß“, lautet: „Keine Investition ist moralisch neutral; entweder man fördert das Reich Gottes in der Art und Weise, wie man seine Vermögenswerte verwaltet, oder man weist es zurück.“ Dies ist die Basis der „mit dem Glauben übereinstimmenden Maßnahmen für katholische Investoren“. Mensuram Bonam, das ein „Ausgangspunkt“ und ein „Aufruf zum Handeln“ sein soll, listet insgesamt vierundzwanzig Themen auf - von der Abtreibung über das Wassermanagement bis hin zur Pornografie -, die bei jeder Investitionsstrategie berücksichtigt werden sollten. 

Die New York Times erkennt in der Methodik der Verlautbarung die Verbindung zweier Dinge: Einerseits eine breite spirituelle Reflexion, die neben - zugegebenermaßen - schönen Überlegungen zum Kampf für das Leben auch andere Überlegungen zu einem zweideutigen Verständnis der Menschenwürde oder der sogenannten „integralen“ Ökologie enthält.  

Und zum anderen die Ergebnisse des Investmentfonds Vanguard, der vom Vatikan beauftragt wurde, ihm bei der Zentralisierung und Harmonisierung der Verwaltung seiner Vermögenswerte im Einklang mit der Soziallehre der Kirche zu helfen. Mensuram Bonam, das vor fast einem Jahr veröffentlicht und im Januar überarbeitet wurde, weist auf zahlreiche Investitionen hin, von denen man abraten sollte, wie z.B. „Glücksspielseiten, Seiten, die vom Krieg profitieren, Pornografie, Abtreibung und im weiteren Sinne alles, was mit der Verletzung des Lebens und des Schutzes der Natur zu tun hat“. 

„Das rechte Maß“ warnt Investoren auch vor den „Kollateralschäden“ dieser toxischen Investitionen und nennt zusätzlich die „Grauzonen“ im Finanzbereich, wie den „Missbrauch von Spekulationsprodukten oder Anlagetechniken“ oder die „Verwendung von Buchhaltungspraktiken, die den Schutz von Steuerparadiesen ausnutzen“. 

Jean-Baptiste de Franssu, Aufsichtsratsvorsitzender des Instituts für die Werke der Religion (IOR, Istituto per le Opere di Religione), der „Bank“ des Vatikans, war maßgeblich an der Abfassung des Dokuments beteiligt, das von Kardinal Peter Turkson, dem neuen Kanzler der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften, vorgelegt wurde.  

Franssu, ein französischer Investment-Manager und Bankfachmann, hatte übrigens Anfang des Jahres seine Bilanz vor dem IOR verteidigen müssen. Nach seinen eigenen Worten werde in der „Vatikan-Bank“ eine intern gelebte Politik für Investitionen „in Übereinstimmung mit dem Glauben“ betrieben. 

Mensuram Bonam weist in verdienstvoller Weise auf ein Thema hin, dessen Bedeutung nicht zu unterschätzen ist und vor allem auch aktuell im Vatikan eine große Rolle spielt.