Sri Lanka: Urteil gegen den ehemaligen Präsidenten

Der ehemalige Präsident Maithripala Sirisena
Der Oberste Gerichtshof von Sri Lanka hat entschieden, dass der ehemalige Präsident Maithripala Sirisena des Inselstaats und vier weitere hochrangige Beamte fahrlässig gehandelt haben. Trotz ernstzunehmender Warnungen der Geheimdienste hatten sie im April 2019 nicht die notwendigen Präventivmaßnahmen ergriffen, um die Terroranschläge vom Ostersonntag zu verhindern – damals wurden 279 Menschen grausam ermordet.
In einem wegweisenden Urteil vom 13. Januar dieses Jahres entschied das Gericht, dass Sirisena selbst dafür verantwortlich ist, dass er nicht versucht hat, die Anschläge zu verhindern. Immerhin wurden bei den koordinierten Selbstmordanschlägen auf Hotels und katholische Kirchen auch noch über 500 Menschen verletzt.
Der 71-jährige Ex-Präsident wurde dazu verurteilt, den Familien der Opfer, die den Prozess angestrengt hatten, eine Entschädigung in Höhe von 100 Millionen Rupien (250.000 Euro) zu zahlen. Neben ihm wurden ehemalige Leiter der sri-lankischen Polizei, des Geheimdienstes und des Verteidigungsministeriums zur Verantwortung gezogen und zu Entschädigungszahlungen an die Angehörigen der Opfer verurteilt.
Es ist das erste Mal, dass ein sri-lankisches Staatsoberhaupt dafür verantwortlich gemacht wurde, einen Terroranschlag nicht verhindert zu haben. Das Urteil löste in der Insel-Bevölkerung große Zufriedenheit aus. Die katholische Gemeinschaft hatte schon lange die unzureichende Untersuchung der Osteranschläge durch die Regierung von Anfang an kritisiert und von den Vereinten Nationen eine internationale Untersuchung gefordert.
Der Erzbischof von Colombo, Malcolm Kardinal Ranjith, drängte immer wieder die Regierung und die öffentlichen Institutionen dazu, ihrer Verpflichtung nachzukommen, den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und „das Land von allen Elementen des Terrors zu säubern.“
Fast vier Jahre nach den Anschlägen, die vor allem in der christlichen Gemeinschaft Tote und Schäden verursachten, wurden die Ermittlungen als unzureichend angesehen; auch die Empfehlungen der eigens eingesetzten präsidialen Untersuchungskommission waren offenbar nicht umgesetzt worden.
Katholische Bischöfe, Priester und Laien riefen deswegen zu Transparenz auf und unterstützten den Rechtsweg, der beschritten wurde, die Verantwortlichkeit der damaligen Regierung oder von Personen in Machtpositionen festzustellen.
In den letzten Wochen hatte der Kardinal die schmerzhafte Botschaft verkünden müssen, dass „bis heute keine Gerechtigkeit für sie geübt wurde, was zeigt, dass es Menschen gibt, die für das Böse, das sie getan haben, nicht verfolgt werden.“ Und Pater Basil Rohan Fernando, Priester der Erzdiözese Colombo und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Sri Lanka, stellte gegenüber Fides fest: „Als katholische Kirche haben wir immer nach Wahrheit und Gerechtigkeit, nach Verantwortlichkeit gefragt und werden dies auch weiterhin tun. Wir müssen die Anstifter und die nicht erklärten Ziele dieser Angriffe verstehen. Es ist“, so sagte er, „ein notwendiger Schritt“ da unser Volk auch unter einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen in seiner Geschichte leidet. In den letzten Jahren waren wir den Familien der Opfer der Anschläge nahe und versuchen immer noch, sie auf diesem schwierigen Weg der Genesung zu unterstützen.“
(Quelle: Fides – FSSPX.Actualités)
Illustration: Mr Sudath Silva / Maithripala Sirisena Official, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons