Steht die Heiligsprechung von Paul VI. bevor?

Quelle: FSSPX Aktuell

Kardinal Pietro Parolin kündigte am 06. März 2018 in einem Interview mit der amerikanischen Internetseite Crux an, dass Papst Paul VI. (1963 – 1978) kommenden Oktober im Zuge der Bischofssynode über die Jugend heiliggesprochen werden könnte.

Diese Ankündigung folgt auf die Anerkennung eines „Wunders“ durch die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse am 6. Februar 2018. Dieses „Wunder“ wird der Fürbitte von Giovanni Battista Montini zugesprochen.

Am 27. April 2014 hatte Papst Franziskus schon die Päpste Johannes XXIII (1958 – 1963) und Johannes-Paul II (1978 – 2005) heiliggesprochen. Am 19. Oktober desselben Jahres hatte er Paul VI. im Konklave der Familiensynode seliggesprochen.

Am 17. Februar 2018, bei einem Treffen mit dem römischen Klerus, hatte er mitgeteilt, dass die Heiligsprechung von Paul VI. im Laufe des Jahres 2018 stattfinden würde: „Paul VI. wird es dieses Jahr sein, die Seligsprechung von Johannes-Paul I. ist bereits im Gange, und was Benedikt XVI. und mich betrifft, wir stehen auf der Warteliste“, scherzte er damals.

Durch die Heiligsprechung im Hauruckverfahren aller modernen Päpste wird in gewisser Weise die Deformierung der Kirche, die seit 50 Jahren stattfindet, heiliggesprochen und unumkehrbar gemacht. So strebt man danach, die Konzilsreligion zu festigen, also das Verständnis, den Geist und die Praxis des Katholizismus, so wie ihn das 2. Vatikanische Konzil durch seine Reformen neu-definiert hat, welche den Kult, den Glauben und die Lehre zerstören.

Erneut stellt sich die Frage nach der Gültigkeit der modernen Selig- und Heiligsprechungsprozesse sowie ihrer Nutzung für kirchenpolitische Zwecke.

Erzbischof Marcel Lefebvre, der unter dem Pontifikat von Paul VI. mit der suspensio a divinis (Verbot sakraler Handlungen) belegt wurde, hat den Seminaristen von Écône seine Einschätzung über diesen Papst während der Vorlesungen über die Akte des Lehramtes mitgeteilt. Sie finden sich auch in seinem Werk "Sie haben ihn entthront". Das Kapitel XXXI, „Paul VI., der liberale Papst“, gibt uns eine genaue Vorstellung davon, was der Gründer der Priesterbruderschaft St. Pius X. zur Verkündung der bevorstehenden „Heiligsprechung“ sagen würde.

Das Pontifikat Pauls VI. (1963 – 1978) wird als das Pontifikat des 2. Vatikanischen Konzils und seiner Umsetzung in die Geschichte eingehen, welches der Kirche die Revolution gebracht hat. Unter den schwerwiegendsten Reformen möchten wir nur die neue Messe nennen, deren Geist und Ritus sich dem protestantischen Abendmahl in gefährlicher Weise annähern; ein falscher Ökumenismus, der die wahre Einheit der Kirche außer Acht lässt; das allumfassende Aggiornamento (die Anpassung an das Heutige), welches die ehrwürdigen Traditionen der Orden und Kongregationen abschafft, indem es das priesterliche und religiöse Leben in Frage stellt; die andauernde Kirchenkrise mit dem Zusammenbruch des Glaubens und der Berufungen, des katholischen Geistes in der Erziehung, der Moral und der religiösen Praxis in all ihren Aspekten usw.

Paul VI., ein grübelnder Papst, zweifelnd und unruhig, wollte 1976 im Konsistorium die Messe von Pius V. verbieten. Er verfolgte die legitime Tradition, die sich der konziliaren Revolution in der Form von zweitausend Jahren des kirchlichen Lebens und Lehrens entgegenstellt.