Streit im Senegal über das Tragen des islamischen Schleiers in der Schule

Quelle: FSSPX Aktuell

Dr. Philippe Abraham Tine und Premierminister Ousmane Sonko

Die Angelegenheit ist nicht neu und kehrt in regelmäßigen Abständen wieder. Premierminister Ousmane Sonko hat „alle Schulen aufgefordert, Mädchen den islamischen Schleier tragen zu lassen“, wie die französische katholische Tageszeitung La Croix berichtet, obwohl dieser in katholischen Schulen verboten ist. Der Vorgang rief Reaktionen hervor und eskalierte in den letzten Tagen.

Katholiken machen etwa 2,7 Prozent der senegalesischen Bevölkerung aus. Katholische Schulen sind jedoch aufgrund ihrer Leistungen sehr beliebt, obwohl sie teuer sind. Außerdem ist „ein Teil der politischen Führer durch diese Schulen gegangen, angefangen mit dem derzeitigen Präsidenten der Republik, Bassirou Diomaye Faye, der im März 2024 gewählt wird“, erinnert La Croix

Die Website Pulse berichtet, dass „die katholischen Schulen in die Vorschule, die Grundschule, die Mittel- und Oberstufe, die technische und berufliche Ausbildung sowie die Hochschulbildung unterteilt sind.“ Sie haben laut Vatican News etwa 120.000 Schüler, von denen nur 28 Prozent katholischen Glaubens sind. 

Eine tief verwurzelte Tradition im katholischen Bildungswesen 

Bereits 2011 hatte „die Direktion des katholischen Bildungswesens im Senegal ein Rundschreiben herausgegeben, das den islamischen Schleier in den katholischen Privatschulen des Senegal verbietet“, erinnert Pulse. Diese Richtlinie hatte dazu geführt, dass rund zwanzig Schülerinnen des Collège Hyacinthe Thiandoum die Schule verließen, was zu einem Aufruhr zwischen Muslimen und Katholiken führte. 

2019 wies die Institution Sainte-Jeanne-d'Arc in Dakar vierundzwanzig Gymnasiastinnen ab, weil sie Kopftuch trugen, obwohl die neuen Regeln „einen unbedeckten Kopf“ verlangten. Nach Verhandlungen mit dem Staat waren die Schülerinnen wieder aufgenommen worden, erklärt Radio France Internationale (RFI), allerdings mit „einem Schleier von angemessener Größe, der von der Schule zur Verfügung gestellt wird und die Kleidung nicht behindert.“ 

Allerdings hatte „die Schulleitung sehr wohl betont, dass diese gütliche Einigung nur dieses Schuljahr betraf.“ Eine Ausnahmegenehmigung für das nächste Jahr wurde ausgeschlossen. Die Begründung für diese Änderung war das in den Augen der Schule unangemessene Verhalten der verschleierten Schülerinnen, die mehrere Punkte der Schulordnung, darunter das Tragen einer Schuluniform, ablehnten. 

Premierminister gegen katholische Schulen 

Ende Juli erklärte der Premierminister Ousmane Sonko, dass „bestimmte Dinge in diesem Land nicht mehr toleriert werden können. (...) Im Senegal werden wir es bestimmten Schulen nicht mehr erlauben, das Tragen des Kopftuchs zu verbieten“, berichtete La Croix am 6. August. Dieser Angriff rief eine erste Reaktion des Conseil National du laïcat (CNL), der von der senegalesischen Bischofskonferenz eingesetzt wurde, hervor. 

Ein senegalesischer Jesuit konnte sich in Vatican News äußern, um die Worte von Dr. Philippe Abraham Birane Tine, dem Vorsitzenden des CNL, wiederzugeben. Dabei wies er auf das Recht der katholischen Schulen hin, eine Hausordnung zu erlassen, die von allen eingehalten werden müsse. 

Doch am Donnerstag, den 19. September, kam der Premierminister bei einer interministeriellen Sitzung erneut auf die „Bedeutung einer strengen und einheitlichen Regelung in allen Schulen des Landes“ zu sprechen, berichtet NDARINFO. Diese „neue Regelung muss für alle Schulen gelten, auch für die sogenannten ‚ausländischen‘ Schulen“, so die gleiche Quelle. 

Dieser letzte Seitenhieb – katholische Schulen als ausländische Schulen zu bezeichnen – veranlasste den Vorsitzenden des CNL zu einer Erklärung. Nachdem er sich „erfreut“ über das Bestreben der Regierung gezeigt hatte, „die Unterrichtsbedingungen“ zu verbessern, und über das „besondere Interesse (...) für das obligatorische Tragen von Schuluniformen“, dessen Initiator das katholische Bildungswesen war, erinnerte er daran, dass der senegalesische Staat laizistisch ist. 

Anschließend ermutigte er „die katholischen Privatschulen Senegals (...), die christlichen Werte“ und die „Bildung des Menschen und des ganzen Menschen in Liebe und Nächstenliebe“ zu fördern, bevor er „das Beharren des Regierungschefs auf dem Irrtum, katholische Privatschulen als ‚ausländische Schulen‘ zu betrachten,“ bedauerte. 

Er forderte im scharfen Ton „alle gläubigen Christen (...)“ auf, angesichts der alarmierenden Signale, die darauf abzielen, die katholische Gemeinschaft zu ächten, wachsam zu bleiben. Drohungen sind unwirksam. Die Kirche kennt keine Angst. Sie wandelt in Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden.“ 

Uns bleibt zu hoffen, dass sich die Situation bald beruhigt und die Grundsätze der katholischen Erziehung respektiert werden.