Überraschender Dialog zwischen Agnostiker und Atheisten

Quelle: FSSPX Aktuell

Gar nicht so lange her, da trafen sich ein Romanautor und ein Philosoph. Der erstere sagte, er sei ein „echter Agnostiker“ und der Philosoph meinte: „Für mich gibt es keinen Zweifel, dass es keinen Gott gibt.“

Dennoch zögert letzterer nicht, im Laufe des Gesprächs zu erklären: „Meiner Meinung nach ist es ein Fehler, im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils zu behaupten, dass die Religion etymologisch eine Kunst wäre, die Menschen miteinander zu verbinden. 

Ich denke im Gegenteil, dass eine vertikale Lesart zu bevorzugen ist: Religion verbindet zwar, aber sie verbindet das Untere mit dem Oberen, die immanente Stadt der Menschen mit der transzendenten Stadt Gottes.“ Und etwas später präzisiert er: „Eine Zivilisation braucht Transzendenz.“ 

Nebenbei sagte der Philosoph zum Romancier: „Die sogenannten Fundamentalisten, das sind Menschen, mit denen ich wie Sie zu tun habe, zum einen, weil sie Kultur und Intelligenz haben, zum anderen, weil ich in ihnen viel Mut finde. 

Jedes Mal, wenn ich mit traditionalistischen Priestern gesprochen habe, habe ich festgestellt, dass sie in Theologie, Ontologie und sogar in Philosophie im weitesten Sinne des Wortes sehr scharf sind, insbesondere in der Frage der Phänomenologie. Und man muss sagen, dass sie alles tun, um sich nicht beliebt zu machen, indem sie insbesondere - im Gegensatz zu Papst Franziskus - sagen, dass der Islam nicht toll ist.“ 

Sein agnostischer Gesprächspartner erinnerte an Baudelaire und sprach vom „Dogma der Erbsünde“ als einer „sehr wichtigen Sache“. Und er ging sogar so weit zu gestehen: „Was mir an Joseph de Maistre am besten gefällt, sind seine Schriften gegen den Protestantismus. Er setzt alles auf eine Karte und für ihn ist klar, dass alles Böse von Luther kommt, einschließlich der Französischen Revolution. Er hat starke Sätze wie: „Der Protestantismus ist in Monarchien republikanisch und in Republiken anarchistisch“.“  

Und er betonte: „Ich finde, dass es mutig war, sich wie er dem Zeitgeist zu widersetzen. Ich wünschte, er wäre zur Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils dabeigewesen.“ 

Der Philosoph fügte hinzu: „Der Katholizismus hat allem widerstanden, außer dem Zweiten Vatikanischen Konzil.“ Und der Romancier ergänzte: „Das war der Beginn des Rückgangs der Praxis und noch mehr der Priesterberufungen, die seitdem stark nachgelassen haben.“ 

Das Interview, das in der Sonderausgabe Nr. 3 der Zeitschrift Front populaire (November 2022) erschienen ist, endet mit dem titelgebenden Wunsch: „Gott möge dich erhören, Michel“. Es ist Michel Houellebecq, der Agnostiker, der diesen Wunsch an Michel Onfray, den Atheisten, richtet.

Dieses überraschende Gespräch hat uns dazu angeregt, ihm eine imaginäre Fortsetzung zu geben, indem wir die jüngsten Äußerungen von Michel De Jaeghere, Pierre Manent und Laurent Dandrieu über das Christentum, den Säkularismus, das Zweite Vatikanische Konzil usw. gesammelt haben.

Es ist dieses Gespräch, das man in der Ausgabe 199 von Nouvelles de Chrétienté lesen kann. Ein imaginäres Gespräch über die sehr realen Fragen, die sich heute auf tragische Weise stellen. 

Abbé Alain Lorans

Siehe dazu: Houellebecq, das Ende des Abendlandes und eine abgesagte Anzeige (tichyseinblick.de)