Undurchsichtige Finanzen und andere Eskapaden – ein Prälat in Schwierigkeiten

Quelle: FSSPX Aktuell

Msgr Vincenzo Paglia

Erzbischof Vincenzo Paglia ist nicht unumstritten. Der Präsident der Akademie für das Leben wurde wegen des Verdachts auf Veruntreuung von Wohltätigkeitsgeldern angeklagt. Der Prälat, der Papst Franziskus nahesteht, hat im Gegenzug beschlossen, seine Ankläger wegen Verleumdung zu verklagen. Der ganze Vorfall schwächt seine Position innerhalb der Kurie.

Dabei steht der Bischof gerne im Mittelpunkt der Medien. Vor einigen Monaten machte der derzeitige Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben mit seinen aufsehenerregenden Äußerungen von sich reden, in denen er das italienische Abtreibungsgesetz als „eine Säule des gesellschaftlichen Lebens“ bezeichnete. Hinzu kommen seine höchst zweideutigen und widersprüchlichen Äußerungen zum Thema „Homophobie“. Vor Jahren sorgte der Prälat, damals Bischof von Terni, für Schlagzeilen, als er in seiner Kathedrale ein „homoerotisches“ Fresko anfertigen ließ, auf dem er sich selbst darstellte, wie er einen halbnackten Mann in einem „erotischen Netz“ umarmte. 

Vor kurzem stellte das konservative katholische Internet-Medium The Pillar aus den USA den Prälaten an den Pranger, weil er in seiner Zeit als Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie zwischen 2012 und 2016 mehrere hunderttausende Euro, die unter anderem für die Kinderhilfe vorgesehen waren, für Immobilienprojekte veruntreut haben soll. Angeblich ließ er mit dem Geld auch seine Wohnung renovieren. The Pillar beruft sich dabei auf „mehrere unabhängige Quellen, die mit dem Fall vertraut sind“ und behauptet sogar, dass der Prälat 2015 den Finanzermittlern des Vatikans gegenüber bestätigt habe, dass Gelder tatsächlich an einen italienischen Unternehmer gezahlt worden seien, anstatt Missions- und Wohltätigkeitsprojekte zu finanzieren. Gleichzeitig soll Erzbischof Paglia behauptet haben, dass er alles zurückgezahlt habe. Eine Rückerstattung, die laut den Quellen von The Pillar durch die Unterschlagung anderer Spenden erfolgt sein soll. 

Paglia ließ mit seinem Gegenangriff nicht lange auf sich warten: Am 16. Dezember meldete die Agentur Zenit, dass Erzbischof Paglia beschlossen habe, The Pillar in den USA wegen Verleumdung zu verklagen. Sein amerikanischer Anwalt erklärte, es sei „schwerwiegend schädlich zu behaupten, dass (sein Mandant) Gelder des Vatikans für die Ausgaben seiner eigenen Privatwohnung verwendet hätte, deren Renovierung er vielmehr persönlich bezahlt habe“. 

Doch es ist nicht das erste Mal, dass dem Prälaten derartige Vorwürfe gemacht werde. Schon 2015 war in den Medien daran erinnert worden, dass er während seiner Zeit als Bischof von Terni-Narni-Amelia in Mittelitalien zwischen 2000 und 2012 wegen Verdachts des Bildens einer kriminellen Vereinigung, Betrug und Veruntreuung angeklagt worden war. Damals wurde Paglia verdächtigt, den Kauf eines ehemaligen Franziskanerklosters, des Schlosses San Girolamo, durch das diözesane Institut zur Unterstützung des Klerus zu einem Preis genehmigt zu haben, der weit unter dem tatsächlichen Wert lag. 

Nach Abschluss der Voruntersuchung hatte die italienische Justiz Ende September 2015 das Verfahren jedoch eingestellt. „Ich habe immer Vertrauen in die Arbeit der Justiz gehabt“, erklärte Msgr. Paglia damals. Trotzdem hat er der Diözese Terni nach seinem Weggang im Jahr 2012 einen Schuldenberg von mehreren Millionen Euro hinterlassen.