Unter Papst Franziskus ist die Präsenz der Jesuiten im Vatikan auffällig hoch
Das Roman College oder die Gregorianische Universität, gegründet von Saint Ignatius
Der italienische Journalist Sandro Magister schreibt auf seiner Website Settimo Cielo im Oktober 2022: „In der letzten Phase seines Pontifikats - das mit seinem Alter abnimmt, ganz im Gegensatz zu seinen Ambitionen - hat Franziskus eine kampferprobte Sturmtruppe aufgebaut, die sich ganz seiner Sache verschrieben hat und ausschließlich aus Jesuiten besteht.“
Neben Franziskus selbst, dem ersten jesuitischen Papst in der Kirchengeschichte, gehört auch Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, dazu. Magister dazu: „Er steht ganz oben auf der Liste, in den Plänen von Papst Bergoglio, sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft. Was die Gegenwart betrifft, so hat Franziskus ihm die Rolle zugewiesen, als Generalrelator die 2021 beginnende Weltsynode zu leiten, die mindestens bis 2024 und in der Vorstellung des Papstes weit darüber hinaus dauern wird, mit dem Ziel, die Kirche im Zeichen einer permanenten Synodalität umzugestalten. Was die Zukunft betrifft, so ist es kein Geheimnis, dass Kardinal Hollerich auch der Kandidat in pectore von Papst Franziskus für seine Nachfolge ist, auf die die laufende Synode einen entscheidenden Einfluss haben wird ...“.
Sandro Magister, der ein ausgewiesener Vatikankenner ist, betont: „Man kann nicht umhin, sich daran zu erinnern, dass einige dieser Reformen auch die waren, die ein anderer bedeutender Jesuit, Kardinal Carlo Maria Martini (1927-2021), in seiner denkwürdigen Ansprache von 1999 auf die Agenda der zukünftigen Kirche gesetzt hatte. Es ist bekannt, dass Kardinal Martini nicht gut auf Kardinal Bergoglio zu sprechen war, aber die Befürworter des aktuellen Pontifikats haben leichtes Spiel, Martini zum „Propheten“ der Reformen zu machen, denen Papst Franziskus endlich den Weg ebnen würde und die Kardinal Hollerich wiederholt befürwortet hat.“
Gewissermaßen als Konterpart Kardinal Hollerichs gilt ein anderer Jesuit, Kardinal Luis F. Ladaria, der in seiner Eigenschaft als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre in einem am 15. März 2021 veröffentlichten Responsum die Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen verboten hat. In dem von Franziskus aufgestellten Netz- und Reformwerk spielt er jedoch keine große Rolle. Mag sein, dass er aus „optischen“ Gründen aufgebaut wurde, um bestimmte regulierende Funktionen nach innen zu erfüllen.
Weiters ist der kanadische Jesuit Michael Czerny, Präsident des Dikasteriums für den Dienst an der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung, zu nennen. Er war Sondersekretär der Synode über das Amazonasgebiet. Vom Naturschutz über Migranten bis hin zu den „Volksbewegungen“ ist er ein wichtiger Mann in all den Bereichen und Themenfeldern, die Papst Bergoglio besonders am Herzen liegen. Dazu zählt auch der italienische Jesuit Gianfranco Ghirlanda, ehemaliger Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana und Experte für Kirchenrecht. Laut Sandro Magister gehört es zu seinen Aufgaben, die quasi absolutistisch dekretierten Beschlüsse des Papstes, in rechtliche Bestimmungen umzusetzen. Er ist unter anderem für die Neugründung des Malteserordens verantwortlich, die der Papst dem Orden auferlegt hat.
Andere Jesuiten, die keine Kardinäle sind, wurden vom Papst auf Schlüsselpositionen gesetzt. Im Generalsekretariat der Bischofssynode gibt es einen Berater, der eigentlich der engste Mitarbeiter von Kardinal Hollerich ist. Es handelt sich um Pater Giacomo Costa, den ehemaligen Direktor der Zeitschrift Aggiornamenti Sociali der Jesuiten in Mailand und Vizepräsidenten der Carlo Maria Martini-Stiftung. Auch Pater Antonio Spadaro, Direktor von La Civiltà Cattolica und Papst Franziskus seit seiner Wahl sehr nahestehend, ist sehr aktiv und eifrig dabei, die Weltsynode über Synodalität zu fördern.
Für die vatikanischen Finanzen ist der spanische Jesuit Juan Antonio Guerrero Alves zuständig, der von Franziskus zum Präfekten des Wirtschaftssekretariats ernannt wurde.
Seit zwei Jahren verrichtet neben Kardinal-Erzpriester Mauro Gambetti der Jesuit Francesco Occhetta im Petersdom seine Dienste. Er ist Generalsekretär der Stiftung Fratelli tutti und war bis 2020 politischer Kolumnist bei La Civiltà Cattolica. Zu nennen ist auch Daniele Libanori, der mit der Seelsorge im Stadtzentrum betraut wurde. Er ist Jesuit und einer der Weihbischöfe der Diözese Rom, deren Bischof der Papst ist.
Schließlich gibt es in der Päpstlichen Akademie für das Leben noch einen weiteren Jesuiten, der für Papst Franziskus weitaus wichtiger ist als ihr Präsident Vincenzo Paglia. Es ist der 66jährige Carlo Casalone, der zwischen 1995 und 2008 Redakteur der Mailänder Jesuitenzeitschrift Aggiornamenti Sociali und von 2008 bis 2014 Provinzial der Italienischen Provinz der Gesellschaft Jesu war. Heute lehrt er Moraltheologie und Bioethik an der Päpstlichen Universität Gregoriana und ist seit 2013 Präsident der Carlo-Maria-Martini-Stiftung. In Erinnerung ist in diesem Zusammenhang, dass ausgerechnet Martini in einem Interview Humanæ vitæ beschuldigte, durch das Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung der Kirche „einen großen Schaden“ zugefügt zu haben.
Der Blog Sandro Magisters: Settimo Cielo - Blog - L'Espresso (repubblica.it)
(Quellen: Settimo Cielo - trad. à partir de diakonos/DICI n°427 – FSSPX.Actualités)
Illustration: Lalupa, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons