Die vatikanische Finanzaufsicht AIF hat nun ihren Jahresbericht 2021 vorgelegt

Quelle: FSSPX Aktuell

In dem Mitte Juni 2022 präsentierten Bericht enthüllt die Vatikanische Finanzaufsicht (AIF) unter ihrem neuen Präsidenten Carmelo Barbagallo (geb. 1956), dass sie im vergangenen Jahr 104 Meldungen über verdächtige Aktivitäten erhalten hat. Im Jahre 2020 lag die Zahl noch bei 89 Verdachtsfällen.

Mit ihrem Jahresbericht, der auch die „ausgezeichneten Arbeit“ der Behörde und ihrer Mitarbeiter lobt, verbindet Chef Barbagallo gleichzeitig den Aufruf, in den kommenden Jahren „wachsam zu bleiben“. Denn von den 104 verdächtigen Berichten im Jahr 2021 stammten 98 vom Istituto per le Opere di Religione, IOR („Institut für die religiösen Werke“), das - als privatrechtliches Finanzinstitut im Besitz des Heiligen Stuhles - fälschlicherweise als „Vatikanbank“ bezeichnet wird. Fünf Meldungen stammen von vatikanischen Behörden und eine von einer gemeinnützigen Organisation.  

Im offiziellen Bericht heißt es: „Die AIF hat 21 Berichte an das Büro des Justizpromotors [beim „Promotor der vatikanischen Justiz“ handelt es sich um eine Art Staatsanwaltschaft, d. Red.] übermittelt, was die höchste Zahl in den letzten fünf Jahren darstellt.“ 

Carmelo Barbagallo als Vorsitzender der AIF kommentierte die Veröffentlichung recht nuanciert und bezeichnete 2021 als ein „Jahr der Konsolidierung“ für seine Behörde. Er begrüßte sogar den „positiven Bericht“ über die Finanzen des Vatikans von Moneyval, dem Expertenausschusses des Europarates für die Bewertung von Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung und meinte: „Eine negative Bewertung hätte die langjährige Transparenzpolitik des Heiligen Stuhls beeinträchtigt und die finanziellen Beziehungen von Institutionen wie IOR oder APSA [Administratio Patrimonii Sedis Apostolicae, die Güterverwaltung des Heiligen Stuhls, d.Red.] mit ihren ausländischen Partnern erschwert.“ Er fügte hinzu, dass das positive Urteil von Moneyval das Ergebnis der „hervorragenden Arbeit der vergangenen Jahre“ sei. 

Allerdings räumte der AIF-Vorsitzende ein: „Wir dürfen nicht nachlassen, wenn es um die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen geht“, wenn es also um die notwendige Transparenz geht, und zwar „gemäß internationalen Standards“. Es muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass die Vorgänger von Carmelo Barbagallo dem Thema Transparenz augenscheinlich nicht den gewichtigen Wert verliehen haben, wie es wohl geboten schien. Immerhin stehen René Brülhart und Tommaso Di Ruzza - Ex-Präsident bzw. Direktor der ehemaligen AIF – aktuell mit zehn anderen Personen im Vatikan vor Gericht, weil sie finanzieller Unregelmäßigkeiten beschuldigt werden. 

Die 2010 von Papst Benedikt XVI. gegründete „Behörde zur Bekämpfung illegaler Aktivitäten im Finanz- und Währungsbereich“ wurde 2020 von Papst Franziskus in „Behörde für Finanzaufsicht und - berichterstattung“ umbenannt.