Von Krise keine Spur – eine Diözese in Nigeria verdoppelt die Zahl ihrer Priester in zehn Jahren

Quelle: FSSPX Aktuell

Die Kathedrale St. Theresa in Nsukka, in der in zehn Jahren mehr als zweihundert Priester geweiht wurden.

Die Berufungskrise scheint in Nigeria nicht zu existieren, ganz im Gegensatz zu den Einbrüchen, die insbesondere in Europa zu beobachten sind. So hat die Diözese Nsukka im nigerianischen Bundesstaat Eunugu die Zahl ihrer Priester innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Sie hat inzwischen mehr als 400 Priester, während sie 2013 nur 195 Priester zählte.

Mit der Weihe von 23 Priestern am 10. August 2024 kann sich der Bischof von Nsukka, Godfrey Igwebuike Onah, nun auf 417 Priester in seiner Diözese stützen. Die Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig. 

Zunächst ist der Glaube zu erwähnen, der das nigerianische katholische Volk trägt. Er führt dazu, dass 94 Prozent der Katholiken des Landes sonntags zur Messe gehen. Im Vergleich dazu gibt es im zweitplatzierten Land, Kenia, immerhin noch 73 Prozent praktizierende Katholiken. Im Libanon sind es noch ganze 69 Prozent und in Europa bleibt nur Polen in der Nähe der 50 Prozent. 

Großen Einfluss haben auch die Großfamilien: Nigerianer haben viele Kinder – meist mehr als fünf pro Frau. Zusammen mit der katholischen Schule ist die Familie der Nährboden für Berufungen. In Europa ist die Geburtenrate rückläufig, sie liegt leider oft genug unter der Reproduktionsrate. Wie sollen also in Europa Berufungen zustande kommen, wenn nicht einmal die Zukunft der Generationen gesichert ist? 

Man muss indem Zusammenhang mit den vielen nigerianischen Berufungen an den kämpferischen Glauben des afrikanischen Katholizismus erinnern. Kurz nach der am 18. Dezember 2023 veröffentlichten Erklärung Fiducia supplicans lehnte ganz Schwarzafrika dieses Dokument aus Rom im Namen des Glaubens der Kirche ab. Der Episkopat von Nigeria war einer der ersten, der bereits am 20. Dezember reagierte und erklärte, dass „es für die Kirche keine Möglichkeit gibt, homosexuelle Verbindungen und Aktivitäten zu segnen.“ 

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Verfolgung der Katholiken in Nigeria, die jedes Jahr mit Hunderten, wenn nicht gar Tausenden von Todesopfern ihren Blutzoll zahlen. Der Bundesstaat Eunugu bleibt davon nicht verschont. Und die umliegenden Staaten wie Plateau, Benue, Kaduna, Nasarawa, Niger und Taraba zählen ihre Märtyrer nicht mehr. 

In einem Artikel vom Juni 2023 berichtete ACI Afrika, dass „nicht weniger als 2.150 wehrlose Christen in den letzten 160 Tagen, das heißt vom 1. Januar bis zum 12. Juni 2023, von nichtstaatlichen Akteuren/islamischen Dschihadisten, die von der nigerianischen Regierung unterstützt werden, massakriert wurden“, heißt es in dem Bericht von Intersociety

Eine Spiritualität des Martyriums 

Angesichts der massiven Verfolgungen „haben die Ausbilder der Seminare des Landes mit ACI Afrika eine in den nigerianischen Seminaren aufkeimende Spiritualität geteilt, die für viele schwer zu begreifen sein dürfte: die Spiritualität des Märtyrertums“, heißt es in einem Artikel vom 24. Januar dieses Jahres. 

„Die Ausbilder erklären, dass in Nigeria diejenigen, die sich für die Priesterausbildung entscheiden, immer wieder zu der Einsicht gebracht werden, dass ihre Berufung nun die Bereitschaft beinhaltet, den Glauben bis zum Tod zu verteidigen. Mehr denn je werden die Seminaristen daran erinnert, dass sie bereit sein müssen, sich der Verfolgung zu stellen, einschließlich der Möglichkeit, entführt oder sogar getötet zu werden.“ 

Im Gegensatz zu dem, was der ‚normale‘ Europäer wahrscheinlich vermuten würde, lässt diese Gefahr die nigerianische katholische Jugend nicht zurückschrecken, sondern motiviert sie eher zu größeren Anstrengungen. Zumindest ist dies die unwiderlegbare Beobachtung, die man in Nigeria machen kann. Im Gegensatz zum dekadenten „katholischen“ Denken im alten Europa, das vor dem Kreuz Christi flieht und meint, den Mangel an Berufungen durch die Verheiratung von Priestern oder gar die „Weihe“ von Frauen zu kompensieren. 

Schließlich muss noch ergänzt werden, dass der Bischof, der die Diözese Nsukka regiert, sich der Größe des Priestertums sehr wohl bewusst ist. Er erinnerte die Diakone, die er zu Priestern geweiht hatte, daran, dass sie von nun an „zutiefst verwandelt und Christus gleichgestaltet“ werden und dass die Gnade, die sie durch die Weihe empfangen würden, sie dazu befähigt, ihre heiligen Pflichten zu erfüllen. Damit äußert er eine Lehre, die andernorts weitgehend in Vergessenheit geraten ist.