Welches Land zeigt die größte sonntägliche Glaubenspraxis?

Quelle: FSSPX Aktuell

Katholische Kirche in Abuja, der Hauptstadt Nigerias

Wissenschaftler des Center for Applied Research in the Apostolate (CARA) der Georgetown University in Washington haben kürzlich eine Studie über die Sonntagspraxis in der katholischen Kirche in der ganzen Welt veröffentlicht. 

Die CARA-Akademiker nutzten die Daten des World Values Survey (WVS), einer seit Jahrzehnten durchgeführten internationalen Studie über den religiösen Glauben, um 36 Länder mit einer großen katholischen Bevölkerung zu untersuchen. Sie ordneten diese Länder nach dem Prozentsatz der Katholiken, die angaben, jede Woche oder öfter eine Messe zu besuchen, wobei Hochzeiten, Beerdigungen und Taufen nicht berücksichtigt wurden. 

Über 50 Prozent 

Nigeria und Kenia haben den höchsten Anteil an Katholiken, die jede Woche oder öfter die Messe besuchen, wobei Nigeria unangefochten an der Spitze steht: 94 Prozent der Katholiken des Landes geben an, mindestens einmal pro Woche die Messe zu besuchen. In Kenia liegt diese Zahl bei 73 Prozent und im Libanon bei 69 Prozent. 

Dieser sonntägliche Kirchgang in Nigeria lässt sich vor allem durch die sehr exponierte Lage der Katholiken im Land erklären. Man denke nur an die elf getöteten Katholiken im Januar dieses Jahres, die 46 anderen im Dezember und die 50 anderen am letzten Pfingstmontag. Nicht zu vergessen die getöteten Priester, von denen der letzte am 15. Januar bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Das Blut der Märtyrer ist der Same der Christen, wie Tertullian sagte. 

Auf den Philippinen liegt die Zahl der praktizierenden Katholiken bei 56 Prozent, in Kolumbien bei 54 Prozent, in Polen bei 52 Prozent und in Ecuador bei 50 Prozent. 

Zwischen 25 und 50 Prozent

Bosnien erreicht fast die Hälfte der praktizierenden Katholiken (48 Prozent), ebenso wie Mexiko (47 Prozent) und Nicaragua (45 Prozent). Dann folgen Bolivien (42 Prozent) und die Slowakei (40 Prozent). Schließlich bleiben Italien (34 Prozent), Peru (33 Prozent) und Venezuela (30 Prozent) über der Dreißig-Prozent-Marke. 

Wenn man weiter nach unten geht, liegt die Praxis in Albanien bei 29 Prozent, in Spanien und Kroatien bei 27 Prozent und in Neuseeland und dem Vereinigten Königreich bei 25 Prozent. 

Unterhalb von 25 Prozent 

In Ungarn und Slowenien praktizieren jeweils 24 Prozent, Uruguay liegt mit 23 Prozent einen Punkt darunter, gefolgt von Australien und Argentinien mit 21 Prozent und Portugal und Tschechien mit 20 Prozent. 

Österreich liegt mit 17 Prozent auf dem gleichen Niveau wie die USA, gefolgt von Litauen mit 16 Prozent, Deutschland und Kanada mit 14 Prozent, Lettland und der Schweiz mit 11 Prozent, Brasilien und Frankreich mit acht Prozent und den Niederlanden mit sieben Prozent. 

Mögliche Erklärungen für die Zahlen 

Zunächst einmal gibt es keinen wirklichen Zusammenhang zwischen dem Gefühl der Religionszugehörigkeit und der Religionsausübung. So halten sich drei Viertel der Katholiken in den USA für „religiös“, bei einer Praxis von 17 Prozent. In Frankreich halten sich mehr als 70 Prozent der Katholiken für „religiös“, was auf die bekannte Praxis zurückzuführen ist. Die beiden einzigen Länder, in denen diese Korrelation zutrifft, sind Nigeria und der Libanon. 

Im Gegensatz dazu haben Länder mit einem höheren Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf ein niedrigeres Niveau der Kirchenbesuche und umgekehrt. Die Kurve ist eine absteigende Hyperbel von Nigeria bis zur Schweiz. 

Diesen Mechanismus genau zu beschreiben, ist komplex, aber die Korrelation ist auffällig. Hinter dem Phänomen gibt es auch andere Einflüsse, wie die Säkularisierung, aber auch die schreckliche Krise, die die Kirche aktuell heimsucht. Dazu kommt auch die fehlende Akzeptanz des Lehramts in seiner eigentlichen Funktion als Lehrkörper seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil.