Wer ernennt die Bischöfe in China – Rom oder Peking?

Am 20. Januar 2025 wurde gemäß den Modalitäten, die in einem - vorläufigen und geheimen - Abkommen vorgesehen sind, in China ein Bischof geweiht. Das Abkommen wurde 2018 zwischen der Regierung in Peking und dem Heiligen Stuhl unterzeichnet. Bei dem Geweihten handelt sich um Monsignore Anthony Ji Weizhong, der nun Bischof der Diözese Lüliang ist. Das ist ein neuer kirchlicher Bezirk, der von Papst Franziskus in der Provinz Shanxi im Norden Chinas errichtet wurde. So berichtet es der Vatikan sehr sachlich und neutral. Unseres Erachtens nach zu neutral.
Um mehr zu erfahren, muss man auf die Website des Onlinemagazins über Religionsfreiheit und Menschenrechte in China, Bitter Winter, vom 5. Februar zurückgreifen, wo man erfährt: „Einmal mehr hat die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) angekündigt, einen Bischof drei Monate vor seiner Ernennung durch den Papst „gewählt“ zu haben. Das päpstliche Mandat wurde bei der Weihezeremonie nicht erwähnt. […] Wir sehen das folgende Muster am Werk, das wahrscheinlich nicht dem Abkommen [von 2018, das 2024 um vier Jahre verlängert wurde] entspricht: Erstens „wählt“ die KPCh einen Bischof und gibt die Nachricht öffentlich bekannt. Zweitens gibt es mehrere Monate lang keine Reaktion des Heiligen Stuhls, was stark darauf hindeutet, dass er nicht im Voraus über die Wahl informiert wurde.
Drittens, nach einer mehrmonatigen Pause, „ernennt“ der Papst den Bischof – dessen Wahl die Katholisch-Patriotische Vereinigung (KPV) bereits Monate zuvor angekündigt hatte. Viertens findet eine Weihezeremonie statt, bei der das päpstliche Mandat überhaupt nicht erwähnt wird, als wäre es irrelevant, während ein Genehmigungsschreiben von der „Konferenz der Bischöfe Chinas“ der patriotischen katholischen Kirche verlesen wird, einer Bischofskonferenz, die von Rom nicht als solche anerkannt wird.“
In Settimo Cielo vom 30. Januar schlug Sandro Magister eine sehr aufschlussreiche vergleichende Analyse vor: „Wenn man sich auch nur ein wenig die Mühe macht, die Art und Weise zu analysieren, wie Peking und Rom die neuen Ernennungen veröffentlichen, fallen sofort Unterschiede auf, vor allem das völlige Schweigen der Chinesen über den Papst und die Rolle, die er spielt, als gäbe es ihn nicht einmal. [...]
Was den neuen Bischof von Lüliang, Anthony Ji Weizhong, 52, betrifft, der am 20. Januar geweiht wurde, so enthüllt das am selben Tag veröffentlichte Bulletin des Vatikans, dass seine Ernennung vom Papst am 28. Oktober 2024 vorgenommen wurde. Aber die gleichzeitig auf der offiziellen Website der „Katholischen Kirche in China“ in Mandarin veröffentlichte Erklärung schweigt über die päpstliche Ernennung. Sie informiert stattdessen, dass Ji „am 19. Juli 2024 zum Bischof gewählt wurde“.“
Magister weiter: „Das chinesische Kommuniqué erklärt nicht, von wem und wie der neue Bischof gewählt wurde. Es zitiert jedoch, wie üblich, einen „Genehmigungsbrief“ der chinesischen Bischofskonferenz, einer Marionettenorganisation, die vom Heiligen Stuhl nie anerkannt wurde, sondern nur von den Behörden in Peking. Und er liefert eine detaillierte Liste – über die im Vatikan-Bulletin nicht gesprochen wird – der Bischöfe, die an der Weihezeremonie teilgenommen haben, mit ihren jeweiligen Rollen innerhalb der Patriotischen Vereinigung der Katholiken Chinas, dem wichtigsten Kontrollorgan des Regimes über die Kirche, die im Übrigen der wahre Eigentümer der Website der „Katholischen Kirche in China“ ist.“
Der bekannte Vatikanist liefert eine für die römischen Behörden niederschmetternde Präzisierung: „Darüber hinaus erfährt man im Vatikan-Bulletin – nicht aber im chinesischen Kommuniqué –, dass der Papst am 28. Oktober 2024, also am selben Tag wie die Ernennung des neuen Bischofs, auch die Errichtung der neuen Diözese Lüliang mit einer genauen Beschreibung ihrer geografischen Ausdehnung sowie die Aufhebung der vorherigen Diözese Fenyang, die 1948 von Pius XII. errichtet wurde.
Es ist nicht das erste Mal seit der Unterzeichnung des Abkommens im Jahr 2018, dass der Heilige Stuhl gezwungen ist, die Grenzen der einen oder anderen chinesischen Diözese neu zu definieren, um sie auf Anweisung der Pekinger Behörden mit den Verwaltungsgrenzen in Einklang zu bringen. Das Endergebnis ist eine Verringerung der Anzahl der Diözesen: von 135, wie in der alten Kartografie des Vatikans, auf knapp hundert, von denen etwa ein Drittel noch immer ohne Bischof ist, also etwa die gleiche Anzahl wie vor sieben Jahren, vor der Unterzeichnung des Abkommens.“
Apparatschiks mit Mitra
Sandro Magister weist auf eine weitere Ernennung hin, nämlich „die des Weihbischofs von Peking, Matthew Zhen Xuebin, 55, die am Tag seiner Bischofsweihe, dem 25. Oktober 2024, bekannt gegeben wurde.
Das Bulletin des Vatikans datiert seine Ernennung durch den Papst auf den 28. August 2024, was wieder einmal ignoriert, die im Gegenteil seine „Wahl“ in China auf den 21. März 2024 datiert, also fünf Monate bevor Franziskus – wenn man dem Vatikan-Bulletin glauben will – „seine Kandidatur gebilligt“ hat, begleitet vom unverzichtbaren Genehmigungsschreiben der Bischofskonferenz.“
Der Vatikanist bemerkt hellsichtig: „Das Überraschendste an der Ernennung von Bischof Zhen ist, dass Bischof Li Shan, der derzeit amtierende Bischof von Peking, erst 60 Jahre alt ist, also nur fünf Jahre älter als er. Der „Koadjutor“ ist eigentlich ein Weihbischof mit Nachfolgerecht an der Spitze desselben Bistums, und in der Regel wird dieses Amt nur dann übertragen, wenn der Amtsinhaber alt oder krank ist und die Machtübergabe als bevorstehend angesehen wird. Aber Bischof Li ist vor allem Präsident der Patriotischen Vereinigung und Vizepräsident der Bischofskonferenz, und einigen Quellen zufolge hat er selbst die Ernennung von Zhen zum Koadjutor beantragt, der bereits seit einiger Zeit sein enger Mitarbeiter in der Leitung der Diözese war (genau genommen auch ein Erzbistum, das aber nicht mehr als solches qualifiziert ist, auch nicht vom Heiligen Stuhl).“
„Es ist eine Tatsache“, so Sandro Magister, „dass mit dieser Ernennung das Bistum der politischen Hauptstadt Chinas für Jahre, wenn nicht sogar für Jahrzehnte, in den Händen zweier Apparatschiks des Regimes gefesselt sein wird. Wie im Bistum der Wirtschaftsmetropole Shanghai, in dem das kommunistische Regime am 4. April 2023 einen Parteisoldaten, den 55-jährigen Bischof Joseph Shen Bin, ohne sich die Mühe zu machen, wie vereinbart den Heiligen Stuhl zu benachrichtigen, der mit einer Protesterklärung reagierte, bevor er drei Monate später, am 15. Juli, den Affront schluckte, indem er die Unterschrift des Papstes auf die Ernennungsurkunde setzte.“
Die letzte Beobachtung von Sandro Magister: „Die Bischöfe, die mit der Bischofsweihe betraut sind und die Installationen in den Diözesen beaufsichtigen, werden offensichtlich jedes Mal von den chinesischen Behörden ohne Zustimmung Roms ausgewählt, das übrigens nie ihre Namen bekannt gibt. Darüber hinaus werden die Priester, Ordensleute und Gläubigen, die zu diesen Riten zugelassen sind, sorgfältig ausgewählt. Und wehe dem, der gegen das Zeremonienprogramm verstößt, wie es 2012 in der Kathedrale von Shanghai geschah, als sich der neu geweihte Bischof Thaddée Ma Daqin von der Patriotischen Vereinigung distanzierte, um seine volle Treue zur Kirche von Rom zu bekräftigen, was dazu führte, dass er verhaftet und ins Exil ins Seminar von Sheshan geschickt wurde, wo er immer noch ohne jegliche Aufgabe lebt. Trotz der öffentlichen Unterwerfungsgeste gegenüber dem Regime, die er schließlich 2015 unterzeichnete.“
Und er schließt: „Kurz gesagt, eine vergleichende Lektüre der Kommuniqués, die vom Heiligen Stuhl und von der katholischen Kirche Chinas bei jeder neuen Bischofsernennung herausgegeben werden, zeigt deutlich, dass das Regime in Peking das Sagen hat.“
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(Quellen: Bitter Winter/Settimo Cielo – Trad. à partir de belgicatho et diakonos/DICI n°453 – FSSPX.Actualités)
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