Wird „Demos II“ am nächsten Konklave teilnehmen?

Laut dem Journalisten Luigi Bisignani in der Il Tempo vom 26. Januar 2025 kennt die Vatikanische Gendarmerie den Namen des mysteriösen „Demos II“, der ein sehr kritisches Memorandum an Papst Franziskus verfasst hat.
Zurück zu den Fakten: Im Jahr 2024 erschien ein anonymes – aber sehr gut argumentiertes – Dokument über das derzeitige Pontifikat. Da es auf ein vorheriges Memorandum folgte, das mit „Demos“ unterschrieben war und 2022 erschien, trug es die Unterschrift „Demos II“.
Nach dem Tod von Kardinal George Pell am 10. Januar 2023 gab der Vatikanist Sandro Magister bekannt, dass der australische Prälat „Demos“ sei, aber der wahre Name von „Demos II“ bleibt unbekannt. Deshalb wird er auf Befehl des Papstes von der Vatikanpolizei gesucht.
Die Härte des Pontifex ist leicht verständlich. Das Memorandum von Demos II ist nämlich nicht nur kritisch, sondern programmatisch. Es wurde an die wahlberechtigten Kardinäle verteilt und legt die Ziele des nächsten Papstes fest, um die katastrophale Situation der Kirche zu verbessern.
Man versteht auch dabei die Furcht von Franziskus: Demos II ist vielleicht ein Kardinal, der vielleicht Wähler ist, der daher beim Konklave anwesend wäre, wo er Einfluss auf die anderen Wähler ausüben könnte – vor allem, wenn er nicht einer, sondern zwei oder drei wären...
Offensichtlich handelt Demos II, um der Kirche einen Franziskus II. zu ersparen. Der Papst rekrutiert jedoch gezielt Kardinäle aus den „Randgebieten“ der Kirche, in der Hoffnung, dass sie „peripher“ genug sind, um beim nächsten Konklave harmlos zu bleiben, also unauffällige und farblose Wähler.
Daher ist die Zusammensetzung des derzeitigen Kardinalskollegiums eine „flache Liste“, eine flat list, die schwach genug ist, um von einigen Prälaten in der Linie von Franziskus beliebig geformt zu werden. Das veranlasst einen römischen Beobachter zu der Aussage, dass Demos II nur deshalb gesucht wird, weil das nächste Konklave manipuliert werden könnte.
Im Grunde hat sein Memorandum nur einen Fehler, nämlich dass es die Wähler darüber informieren will, dass der Papst sie unwissend und beeinflussbar haben möchte. Warum hat sich Demos II für Anonymität entschieden?
Vielleicht weil er genau weiß, dass die angebliche „parrhesia“, die der Papst von seinen Mitarbeitern fordert, in Wirklichkeit eine selbstmörderische Offenheit ist. Wer sagt, was er denkt, was er weiß, was er sieht, der verurteilt sich unweigerlich zur medialen Ächtung oder sogar zur kanonischen Exkommunikation. Die Zukunft wird zeigen, welches Schicksal den Verfasser des Memorandums erwartet, sobald seine Identität bekannt ist.
Pater Alain Lorans
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(Quelle: Dici n°453 – FSSPX.Actualités)
Abbildung: I, SajoR, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons