Im Vatikan-Prozess plädiert die Verteidigung von Kardinal Becciu

Quelle: FSSPX Aktuell

Kardinal Angelo Becciu

Bei der 80. Anhörung im Prozess um die Verwaltung der Gelder des Heiligen Stuhls plädierten die Anwälte von Kardinal Becciu. Für sie „war der Prozess nützlich, um die Haltlosigkeit der Anklage zu verdeutlichen. In diesem Prozess wurde der Sohn vor dem Vater geboren“.

Die Verteidigung von Kardinal Angelo Becciu zielte auf „unglaubhafte“ Zeugenaussagen, „absurde und unbegründete“ Anschuldigungen, von einem „vorurteilsbehafteten Auge“ getriebene Ermittlungen, eine schwache Anklagestruktur, die durch die Auseinandersetzungen im Prozess sichtbar wurde, und den allgemeinen Wunsch, den Kardinal „in ein Monster zu verwandeln“.

Die Anwälte plädierten darauf, dass es keine persönliche Bereicherung gegeben habe 

„Der Kardinal hat sich nicht persönlich bereichert. Die Anklage selbst sieht keinen Cent persönlichen Vorteils“ in den drei Anklagepunkten: Verkauf des Gebäudes in London, Zahlungen an eine Genossenschaft in Sardinien, die vom Bruder des Kardinals geleitet wird, und an Cecilia Marogna gespendete Beträge. Die Verteidigung von Kardinal Becciu schloss mit den Worten: „Die ehrgeizige Anklagestruktur wurde nicht durch dokumentarische, technische und testimoniale Beweise untermauert“. 

Die Anwälte Fabio Viglione und Maria Concetta Marzo bestritten die Anklagepunkte gegen den Kardinal, der des Amtsmissbrauchs, der Veruntreuung und der Bestechung beschuldigt wurde. Für diese Delikte forderte der Justizpromotor sieben Jahre und drei Monate Haft sowie eine Geldstrafe von 10.329 Euro und ein lebenslanges Verbot der Ausübung eines öffentlichen Amtes.

Die Rolle von Bischof Alberto Perlasca 

Die Anwälte belasteten auch Monsignore Alberto Perlasca, den ehemaligen Leiter des Verwaltungsbüros des Staatssekretariats, der zunächst untersucht und dann zum „Hauptzeugen“ wurde, nachdem er ein anklagendes Memorandum gegen den Kardinal, seinen ehemaligen Vorgesetzten, abgegeben hatte. Ein Schriftsatz, der im Laufe des Prozesses auf Anweisung von Genoveffa Ciferri und Francesca Immacolata Chaouqui verfasst wurde. 

Mit der Übergabe dieses Dokuments, so die Anwälte, „wurde der Rubikon überschritten“, indem „Perlasca die Geschichte dieses Prozesses verändert hat. Er hat sie entgleisen lassen und den Verlauf der Ermittlungen in eine andere Richtung gelenkt“. So gab es „keine Klärung, sondern nur ein Ziel, das es zu erreichen galt“, nämlich Kardinal Becciu.

Drohungen, Ableitungen und Beschimpfungen 

Die Verteidiger zitierten auch die Reihe von Drohungen, Ableitungen und Beschimpfungen, die seit Beginn der Ermittlungen gegen den Kardinal aufkamen, der „Opfer“ einer Medienkampagne und auch, wie er selbst sagte, „einer Intrige“ war. Oftmals seien diese Beleidigungen und Beschimpfungen nur „Kunstgriffe“ gewesen, um die „Haltlosigkeit der Anschuldigungen“ zu vertuschen. Die Anwälte bestanden auf der Unwahrheit der Anschuldigungen, dass für die Investitionen in Minciones Fonds Athena Capital Global Opportunities Gelder aus dem Denar des Heiligen Petrus, das heißt aus den Almosen der Gläubigen, verwendet worden seien. 

Die Sardinien-Affäre 

Die Zahlungen von 125.000 Euro an die Caritas von Ozieri und an die vom Bruder des Kardinals geleitete Genossenschaft Spes für die Rehabilitation von Menschen in Not wurden vom Tisch gewischt: „Wie ist es möglich, dass zwei Spenden, die sich sicherlich als karitativ erwiesen haben, sich in eine Veruntreuung von Geldern verwandelt haben?“ 

Der Fall Cecilia Marogna 

Breiter Raum wurde schließlich den Überweisungen eingeräumt, die mit Geldern des Staatssekretariats an die slowenische Firma Logsic von Cecilia Marogna getätigt wurden. Diese Firma war mit der Vermittlung zur Freilassung einer kolumbianischen Missionsschwester in Mali beauftragt worden, die 2017 entführt worden war. Summen, die Cecilia Marogna dann allerdings für Luxusgüter wie Handtaschen, Kleidung und Möbel ausgegeben hatte. 

In diesem Zusammenhang betont Anwalt Marzo die völlige Unwissenheit Beccius über die Ausgaben der Managerin: „Er war der erste, der betrogen wurde, Cecilia Marogna war nicht berechtigt, auch nur einen Euro auszugeben.“ 

Wird diese Verteidigung, das vorgetragene Plädoyer die Richter überzeugen? Es muss festgehalten werden, dass viele Punkte noch unklar sind und deswegen wenig zur Entscheidungsfindung beitragen können.