IV. Versammlung des Synodalen Weges: Ein vollzogenes Schisma (1)

Quelle: FSSPX Aktuell

Wohin führt der Deutsche Synodale Weg?

Wohin führt der deutsche Synodale Weg? 

In Frankfurt fand vor kurzem die vierte und vorletzte Versammlung des Deutschen Synodalen Weges statt. Dabei zeigte sich ein Teil der Kirche in Deutschland entschlossen, einen Prozess zu vollenden, der auf ein Schisma hinauslaufen wird. Der Synodenweg scheint sich zu einem Gewaltmarsch zu entwickeln. Sein Ziel: in der kurzen Zeit, die dem Prozess noch bleibt, so viele Reformen wie möglich zu erreichen. 

Selbst die Teilnehmer beklagten sich über das hohe Tempo. Auf der Tagesordnung standen 14 Texte, die in drei Tagen diskutiert werden mussten und von denen viele mehrere Dutzend Seiten umfassen. Die Redezeit war auf eine Minute pro Person beschränkt. Auf der Agenda standen also neun „grundlegende“ Texte sowie fünf „Aktionstexte“, wobei die ersten eher doktrinär sind und die zweiten praktische Resolutionen betreffen. Darin geht es unter anderem um die Einrichtung von Synodenräten, die mögliche Öffnung des Pflichtzölibats für Priester oder die doktrinäre Neubewertung der Homosexualität. Das Fernziel für die nächsten Zusammenkünfte ist für die Vizepräsidentin des Katholischen Frauenbundes Deutschlands, Agnes Wuckelt, dabei auf jeden Fall klar: Die nächste Synodenversammlung sei für Frauen sehr wichtig, denn „dann werden die entscheidenden Schritte in die Wege geleitet“ für Veränderungsvorschläge, die „die kirchliche Gemeinschaft weltweit bewegen werden“.  

Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und einer der Co-Vorsitzenden des Synodenweges, sagte bei der Eröffnung der vierten Versammlung, dass er „einen unendlich großen Druck für Veränderungen“ von der Basis der Kirche spüre. Deshalb müssten die Ergebnisse des Synodalen Weges auf den „Tisch der Weltkirche“ gelegt werden. Damit nicht genug, erklärte der Aachener Bischof Helmut Dieser, er habe von seinen Bischofskollegen keine Kritik für seine Aussage erhalten, dass Homosexualität gottgewollt sei. „Eine große Anzahl von ihnen unterstützt diese Position“, sagte er am Donnerstag am Rande der Vollversammlung. Und er fügte hinzu: „Mit unseren Texten legen wir hier dem Lehramt der Kirche eine Abstimmung vor (...), damit daraus eine Weiterentwicklung des Katechismus und der kirchlichen Auffassung zur Homosexualität resultiert.“ Er betonte, dass homosexuelle Menschen genauso von Gott gewollt seien wie heterosexuelle Menschen. Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock, sekundierte dem Bischof und erinnerte unter Berufung auf die Humanwissenschaften daran, dass Menschen mit homosexueller Orientierung laut Katechismus verpflichtet seien, ihre Sexualität nicht auszuleben: Der Katechismus müsse daher reformiert werden. 

Dazu kamen noch einige unliebsame Überraschungen. Gemeint ist das kürzliche Interview der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, die sich für legale Abtreibung einsetzt. Die Vollversammlung des Synodenwegs hatte über die Äußerungen der Co-Präsidentin der Synode zur Abtreibung diskutiert. Die ZdK-Präsidentin hatte in einem Zeitungsartikel gefordert, dass es ein „flächendeckendes Angebot“ von Abtreibungen geben müsse, auch in ländlichen Gebieten. Vor der Synodenversammlung erklärte Stetter-Karp, dass sie sich für den Schutz des Lebens und für den Abtreibungsparagrafen 218 des deutschen Strafgesetzbuches einsetze. Bischof Bätzing, distanzierte sich von den Äußerungen der säkularen Präsidentin zum Thema „allgemeines Angebot“. Hier besteht offenbar eine unlösbare Diskrepanz zwischen der Position der Bischöfe und den Äußerungen von Frau Stetter-Karp. 

Am Donnerstagabend, dem 8. September, kam es dann zu einem mehr oder weniger unerwarteten Paukenschlag. Der erste Text, über den abgestimmt wurde, der des IV. Forums „Gelingende Beziehungen leben - Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ mit dem expliziten Untertitel: „Grundlinien einer erneuerten Sexualethik“, wurde von einer Sperrminorität des Episkopats abgelehnt. Dabei muss man wissen, dass ein Text zur Bestätigung, eine Zweidrittelmehrheit der Generalversammlung sowie die gleiche Mehrheit der Bischöfe auf sich vereinen muss. Während knapp 83 Prozent der anwesenden Delegierten für den Text stimmten, stimmten fast 40 Prozent der Bischöfe dagegen, so dass der Text abgelehnt wurde. Einige Bischöfe warnen vor einem Bruch mit der Lehre der Kirche. 

Wer sich die Mühe macht, das etwa 30-seitige Dokument zu lesen, kann bereits jetzt erkennen, dass der Bruch mit der Lehre der Kirche weitgehend vollzogen ist. So beschuldigen die Autoren des Textes zunächst die Sexuallehre der Kirche, unerträgliche Akte sexueller Gewalt „offensichtlich begünstigt“ zu haben. Weiters heißt es: „Wir bitten alle Menschen, die unter den Folgen der Sexuallehre der Kirche gelitten haben, von Herzen um Vergebung (...) Wir verpflichten uns, für eine Veränderung der Lehre und Praxis der Kirche in Bezug auf die menschliche Sexualität zu sorgen und dabei die Erkenntnisse der Humanwissenschaften zu berücksichtigen.“  

Muss man daran erinnern, dass diese Humanwissenschaften zahlreichen Ideologien und Vorurteilen unterliegen, die zu Fehlern oder Verzerrungen führen, und dass sie in keinem Fall eine Quelle der Offenbarung darstellen können? Die Schlussfolgerungen im Dokument sind dementsprechend: „Bei jeder Sexualität muss immer die Würde der betroffenen Personen als Ausdruck des Bildes Gottes geachtet werden. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung ist Teil der Würde. Respekt muss jeder Form von sexueller Identität und sexueller Orientierung entgegengebracht werden.“ Dann folgt eine Ablehnung der geoffenbarten Moral: „Homosexuelle Sexualität - auch in sexuellen Handlungen verwirklicht - ist keine Sünde, die von Gott trennt, und darf nicht per se als schlecht beurteilt werden. Homosexualität ist kein Ausschlusskriterium für den Zugang zu den geweihten Ämtern“. Weiter unten erkennt der Text die Onanie als eine legitime Form der Sexualität an. Weiter heißt es in dem Text: „Auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften (...) sollten sich als unter den von der Kirche ausdrücklich gewährten Segen Gottes gestellt betrachten und aus diesem Segen leben können. Dies gilt auch für Menschen, die nach dem Scheitern einer Ehe eine neue Partnerschaft eingehen.“ 

Am erstaunlichsten ist nicht, dass 21 von 60 Bischöfen „dagegen“ gestimmt haben, sondern dass 33 von ihnen „für“ einen solchen Text gestimmt haben - drei weitere enthielten sich und drei weitere stimmten nicht ab.  

Die anschließenden Szenen zeigten einerseits, dass die Mehrheit nicht bereit ist zu akzeptieren, was die Minderheit denkt. So gab es Wut, Enttäuschung, Verlassen der Versammlung, Vertuschungsvorwürfe gegen die gegnerischen Bischöfe, Kritik am Abstimmungssystem etc. Andererseits scheint es trotzdem darum zu gehen, die Revolution durchzusetzen, koste es, was es wolle. Mehrere Bischöfe zeigten sich entschlossen, den Text in ihren Diözesen zu verwenden, obwohl er abgelehnt wurde. Bischof Bätzing kündigte an, dass er den gescheiterten Text dennoch auf der Weltsynode vorstellen und ihn auch seinen synodalen Gremien in der Diözese Limburg vorlegen werde. Schließlich beschloss er, dass sich die Bischöfe künftig einer namentlichen Abstimmung unterziehen müssten. 

Am Ende dieses ersten Tages schien ein winziger Hoffnungsschimmer aufzuflackern. Aber in Wirklichkeit ist das Schisma bei einem großen Teil des deutschen Episkopats, in ihrem Verstand und in ihren Herzen bereits vollzogen.  

Fortsetzung folgt...