Vatikan „zeitgemäß“: Mit Öko-Diplomatie zu neuem Schwung?

Quelle: FSSPX Aktuell

Logo der Klimakonferenz von Dubai oder COP 28

Die angekündigte und dann abgesagte Reise des Pontifex zur nächsten „COP28“, die in Dubai (VAE) stattfinden soll, veranschaulicht die „grüne“ Komponente der aktuellen vatikanischen Diplomatie. Man versucht offenbar, sich in einer Zeit, in der die Welt in Flammen steht, neu zu beleben, und scheint die die Grenzen eines seit mehreren Jahrzehnten vom Heiligen Stuhl geförderten Multilateralismus zu markieren.

Vom 30. November bis zum 12. Dezember findet in Dubai die UN-Klimakonferenz „COP28“ statt, deren Ziel es ist, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den Entwicklungsländern dabei zu helfen, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen, der als globale Notsituation gilt. 

Die Teilnahme des Heiligen Stuhls wurde weniger als einen Monat nach der Veröffentlichung eines neuen Textes des römischen Pontifex zum Thema Klima mit dem Titel Laudate Deum – „Lobt Gott“ – am 4. Oktober angekündigt, in dem er unter anderem die Großmächte dazu aufruft, aus der Nutzung fossiler Brennstoffe auszusteigen. 

Der Vatikan will die multilaterale Komponente seiner internationalen Aktivitäten wiederbeleben, da die römische Diplomatie anscheinend ins Stocken geraten ist. Insbesondere in der Ukraine, wo die Vermittlung von Kardinal Matteo Zuppi, dem Sondergesandten des Papstes in der Region, ergebnislos blieb. Aber auch im Nahen Osten, wo der Heilige Stuhl ebenso machtlos zu sein scheint, wenn es darum geht, seine Stimme zu erheben, während die Region durch den Krieg auf Leben und Tod zwischen dem Staat Israel und der islamistischen Hamas-Organisation in Brand gesetzt wird. Ein Krieg, der die Existenz der christlichen Präsenz in der Region bedroht.

Eine in sich widersprüchliche Diplomatie 

Die unter dem derzeitigen Pontifikat umgesetzte Diplomatie beruht auf einem Paradoxon:  

Einerseits kann „niemand sich selbst retten“, wie der Nachfolger Petri wiederholt gegen das „Wiederaufleben nationalistischer Tendenzen“ anführt, die seiner Meinung nach die Lösungen für eine zunehmend gespaltene Welt fragmentieren. Aus dieser Perspektive wäre die Entscheidung für den Multilateralismus die unumgängliche Option, um die Zukunft einer besseren und brüderlicheren Welt zu sichern. 

Andererseits stellt der römische Pontifex die Vertrauenskrise fest, die die multilaterale Diplomatie durchzieht, eine Krise, die seiner Meinung nach auf „die sinkende Glaubwürdigkeit der sozialen, staatlichen und zwischenstaatlichen Systeme“ sowie auf eine Form der „ideologischen Kolonisierung, die keinen Raum für Meinungsfreiheit lässt und heute immer mehr die Form der Cancel Culture annimmt, die in viele Bereiche und öffentliche Institutionen eindringt“, zurückzuführen ist. 

Ein Paradoxon, das die grüne Diplomatie überwinden soll. Und zwar indem sie das „kollektive Bewusstsein“ und die Dringlichkeit, „sich um unser gemeinsames Haus zu kümmern“, betont. Dadurch könnten die Staaten erkennen, dass es „bleibende und grundlegende Werte gibt, die über jedem Konsens stehen.“ Eine Utopie als eine Art Hintertür für ein Pontifikat, das sich im synodalen Prozess verstrickt? 

Absage in letzter Minute 

Papst Franziskus hatte seine Ankunft an der Spitze der vatikanischen Delegation angekündigt. Doch gestern, am Dienstag, den 28. November, teilte der Direktor des Presseamtes des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, mit, dass die Reise des Papstes aus Krankheitsgründen abgesagt werden müsse. Der Papst leidet seit einigen Tagen an einem grippeähnlichen Syndrom mit Entzündungen der Atemwege. 

In der Erklärung hieß es: „Obwohl sich der allgemeine Gesundheitszustand des Heiligen Vaters in Bezug auf seine grippeähnlichen Symptome und die Entzündung der Atemwege verbessert hat, haben die Ärzte den Papst gebeten, die für die nächsten Tage geplante Reise nach Dubai nicht anzutreten. Papst Franziskus hat die Bitte der Ärzte mit großem Bedauern akzeptiert und die Reise wird daher abgesagt.“ 

In der Erklärung heißt es jedoch auch, dass der Papst weiterhin an den Gesprächen in Dubai teilnehmen möchte und dass die Modalitäten für diese Gespräche bald festgelegt werden. 

Franziskus, der am 17. Dezember 87 Jahre alt wird, leidet vor allem in den letzten drei Jahren immer wieder an kleineren und größeren gesundheitlichen Problemen, die ihn nicht davon abgehalten haben, 2023 fünf internationale Reisen zu unternehmen.