Amoris laetitia: Theologen werfen dem Papst "Verbreitung von Häresien" vor

Quelle: FSSPX Aktuell

Nachsynodales apostolisches Schreiben "Amoris lætitia"

Am 16. Juli 2017 haben mehrere Theologen und Universitätsprofessoren eine „correctio filialis“, also eine „Zurechtweisung von Söhnen“ an den Papst gerichtet. Sie wurde an diesem Sonntag, dem 24. September, öffentlich gemacht. 

Sie decken in dem nachsynodalen, apostolischen Schreiben „Amoris laetitia“ [Schreiben über den Sakramentenempfang für in Ehebruch lebende Katholiken; Anm. d. Red.] sieben Häresien auf. Das Schreiben mit dem Titel „Zurechtweisung von Söhnen wegen der Verbreitung von Häresien" wurde unter anderem von der italienischen Zeitung „La Stampa" veröffentlicht. FSSPX.news gibt einen Überblick über den Inhalt mit einer Liste der Unterzeichner.

Um den gesamten Text der brüderlichen Zurechtweisung auf Deutsch zu lesen oder herunterzuladen klicken Sie hier: www.correctiofilialis.org; dort erfahren Sie auch mehr über die Möglichkeit, das Schreiben zu unterzeichnen.

Schon einmal war Papst Franziskus offen für sein umstrittenes Apostolisches Schreiben kritisiert worden: Am 19. September 2016 veröffentlichten die vier Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond L. Burke, Joachim Meisner und Carlo Caraffa ein Dokument mit dem Titel „Zweifelhafte Punkte zu Amoris laetitia“ (Dubia). Die beiden letztgenannten sind in diesem Jahr verstorben, genauer gesagt am 5. Juli und am 6. September.

In ihrem Schreiben bitten sie Papst Franziskus höflich, „für Klarheit zu sorgen“ in Bezug auf fünf Punkte in Amoris laetitia, welche dem Glauben offen widersprechen. Die „Dubia“ blieben unbeantwortet;  die Autoren baten am 25. April 2017 um eine Audienz, welche ihnen versagt wurde.

Am 29. Juni 2016 ließen 45 Theologen Kardinal Angelo Sodano, dem Vorsitzenden des Kardinalskollegiums, eine weitere „Kritische Studie“ zu 19 Punkten des umstrittenen Schreibens des Papstes zukommen. Auch diese Kritik blieb bislang unbeantwortet.

Auf der Liste der 62 Unterfertigten der „Zurechtweisung von Söhnen“ finden sich auch die Namen solcher, die bereits die Petition von 2016 unterschrieben haben, aber auch neue Namen, so zum Beispiel derjenige von Bischof Bernard Fellay, dem Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. Er ist der einzige Bischof der bis dato das Dokument unterschrieben hat, denn – so ist es in der Veröffentlichung der „Correctio filialis“ vorgesehen – die Liste der Unterzeichner bleibt offen.


Zusammenfassung der Correctio filialis

Une lettre de 26 pages signée par 40 clercs catholiques et universitaires laïcs a été remise au pape François le 11 août 2017. Puisqu'aucune réponse n'a été reçue du Saint-Père, Das Schreiben von 26 Seiten Umfang, das die Unterschrift von 40 katholischen Theologen und Professoren trägt, wurde dem Papst bereits am 11. August dieses Jahres überreicht. Weil jedoch jede Reaktion von Seiten des Heiligen Stuhles ausblieb, wurde das Schreiben gestern, dem 24. September (Fest Unserer Lieben Frau vom Loskauf der Gefangenen) publik gemacht. Das Schreiben, das für weitere Unterzeichner offen ist, zeigt aktuell die Namen von 62 Klerikern und Laien aus 20 Ländern. Sie repräsentieren auch Personen, die der notwendigen Meinungsfreiheit zur Unterzeichnung beraubt sind.

Der lateinische Titel lautet: „Correctio filialis de haeresibus propagatis“, also „Zurechtweisung von Söhnen wegen der Verbreitung von Häresien“. Sie stellt eindeutig fest, dass der Papst in seinem apostolischen Schreiben Amoris laetitia sowie in anderen Veröffentlichungen, Taten und Unterlassungen offen sieben häretische Sätze zum Ehesakrament, zum moralischen Handeln und dem Empfang der Sakramente tatsächlich vertreten hat, und dass er der Verursacher der Verbreitung dieser häretischen Meinungen im Schoß der katholischen Kirche ist. Diese sieben Häresien werden von den Unterfertigten in Latein, der universalen Kirchensprache, aufgezählt.

Das Mahnschreiben ist in drei Teile unterteilt. Im ersten erklären die Unterzeichnenden, warum sie als katholische und praktizierende Gläubige das Recht und die Pflicht haben, eine solche Zurechtweisung dem Papst gegenüber auszusprechen. Das Kirchenrecht selbst verlangt, dass kompetente Personen nicht schweigen, wenn Hirten der Kirche die Herde in den Irrtum führen. Das steht nicht im Widerspruch zur Lehre der Kirche über die päpstliche Unfehlbarkeit, denn die Kirche lehrt selbst, dass der Papst hierzu streng vorgeschriebene Kriterien zu erfüllen hat. Papst Franziskus hat diese Kriterien zu keinem Augenblick der Diskussion erfüllt. Er hat zu keiner Zeit erklärt, dass die häretischen Sätze zum dogmatischen Lehramt der Kirche gehören, ebensowenig, dass die Katholiken es zu glauben hätten mit der Zustimmung des katholischen Glaubens. Die Kirche lehrt, dass kein Papst behaupten kann, dass Gott ihm eine wie auch immer geartete neue Wahrheit geoffenbart habe, welche die Katholiken nun verpflichtend zu glauben hätten.

Der zweite Teil des Schreibens ist mit der eigentlichen „Zurechtweisung“ der wesentliche. Er listet die Passagen aus Amoris laetitia auf, wo häretische Behauptungen angedeutet oder begünstigt werden; dann gibt er eine Übersicht über die Aussagen, Handlungen oder Unterlassungen von Papst Franziskus, die ohne jeden Zweifel zu verstehen geben, dass er selbst tatsächlich eine häretische Interpretation der Katholiken bezüglich dieser Passagen wünscht. Im Besonderen hat der Papst direkt oder indirekt die Meinung bestärkt, nach welcher der Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes manchmal unmöglich oder nicht wünschenswert sein kann und nach welcher die Kirche den Ehebruch unter Umständen akzeptieren könne als vereinbar mit dem Leben eines praktizierenden Katholiken.

Der Schlussteil mit dem Titel  „Klarstellung“ beschäftigt sich mit den beiden Ursachen dieser unvergleichlichen Krise. Einer der Ursachen ist der Modernismus. Theologisch gesprochen ist der Modernismus der Irrglaube, dass Gott der Kirche keine feststehenden Wahrheiten anvertraut habe, welche sie ohne Unterbruch im unveränderten Sinn bis zum Ende der Zeiten zu lehren beauftragt sei. Die Modernisten meinen, Gott teile dem Menschen nur gefühlte Erfahrungen mit, über welche er dann reflektieren könne, um so gewisse Aussagen zu treffen über Gott, die Moral und die Religion. Aber diese Art von Aussagen bleiben immer veränderbar, sie sind niemals feststehende Dogmen. Der Modernismus wurde vom hl. Papst Pius X. Anfang des 20. Jahrhunderts verurteilt, aber er hat Mitte desselben Jahrhunderts eine neue Blüte erfahren. Die nachhaltige und umfassende Verwirrung, welche sich im Kielwasser des Modernismus innerhalb der Kirche etabliert hat, nötigt die Unterzeichner, die richtigen Definitionen von „Glaube“, „Häresie“, „Offenbarung“ und „Lehramt“ in Erinnerung zu rufen.

Eine zweite Ursache für die Krise wird im offenen Einfluss der Ideen von Martin Luther auf Papst Franziskus geortet. Das Schreiben zeigt, wie der Gründer des Protestantismus exakt die gleichen Ideen zur Ehe, zur Scheidung, zur Barmherzigkeit und zum göttlichen Gesetz hatte, wie diejenigen, welche der Papst durch Worte, Taten und Auslassungen befürwortet hat. Sie bringt auch das ausdrückliche und unerhörte Lob zur Sprache, das der Papst dem deutschen Häresiarchen entgegengebracht hat.

Die Unterzeichner wagen kein Urteil darüber, inwiefern sich Papst Franziskus in seiner Verkündigung der sieben Häresien bewusst war, welche das Schreiben anprangert. Aber sie bestehen mit Respekt darauf, dass er diese Häresien verurteilt, die er direkt oder indirekt unterstützt hat.

Die Unterzeichner bekunden ihre Treue zur heiligen römisch-katholischen Kirche und versichern den Papst ihrer Gebete und bitten ihn um seinen apostolischen Segen.

Liste der Unterzeichner vom 21. September 2017 (auf Englisch)

 

Dr. Gerard J. M. van den Aardweg

European editor, Empirical Journal of Same-Sex Sexual Behavior

Prof. Jean Barbey

 Historian and Jurist, former Professor at the University of Maine

Fr Claude Barthe

Diocesan Priest

Philip M. Beattie BA (Leeds), MBA(Glasgow), MSc (Warwick), Dip.Stats (Dublin)

Associate Lecturer, University of Malta (Malta)

Fr Jehan de Belleville

Religious

Dr. Philip Blosser

Professor of Philosophy, Sacred Heart Major Seminary, Archdiocese of Detroit

Fr Robert Brucciani

District superior of the SSPX in Great Britain

Prof. Mario Caponnetto

University Professor, Mar de la Plata (Argentina)

Mr Robert F. Cassidy STL

Fr Isio Cecchini

Parish Priest in Tuscany

Salvatore J. Ciresi, M.A.

Director of the St. Jerome Biblical Guild, Lecturer at the Notre Dame Graduate School of Christendom College

Fr. Linus F Clovis, Ph.D., JCL, M.Sc., STB, Dip. Ed,

Director of the Secretariat for Family and Life in the Archdiocese of Castries

Fr Paul Cocard

Religious

Fr Thomas Crean OP STD

Prof. Matteo D'Amico

Professor of History and Philosophy, Senior High School of Ancona

Dr. Chiara Dolce PhD

Research doctor in Moral Philosophy at the University of Cagliari

Deacon Nick Donnelly MA

Petr Dvorak

Head of Department for the Study of Ancient and Medieval Thought at the Institute of Philosophy, Czech Academy of Sciences, Prague; Professor of philosophy at Saints Cyril and Methodius Theological Faculty, Palacky University, Olomouc, Czech Republic

H.E. Mgr Bernard Fellay

Superior General of the SSPX

Christopher Ferrara Esq.

Founding President of the American Catholic Lawyers’ Association

Prof. Michele Gaslin

Professor of Public Law at the University of Udine

Prof. Corrado Gnerre

Professor at the Istituto Superiore di Scienze Religiose of Benevento, Pontifical Theological University of Southern Italy

Dr. Ettore Gotti Tedeschi

Former President of the Institute for Works of Religion (IOR), Professor of Ethics at the Catholic University of the Sacred Heart, Milan

Dr. Maria Guarini STB

Pontificia Università Seraphicum, Rome; editor of the website Chiesa e postconcilio

Prof. Robert Hickson PhD

Retired Professor of Literature and of Strategic-Cultural Studies

Fr John Hunwicke

Former Senior Research Fellow, Pusey House, Oxford

Fr Jozef Hutta

Diocesan Priest

Prof. Isebaert Lambert

Full Professor at the Catholic University of Louvain, and at the Flemish Katholieke Universiteit Leuven

Dr. John Lamont STL DPhil (Oxon.)

Fr Serafino M. Lanzetta STD

Lecturer in Dogmatic Theology, Theological Faculty of Lugano, Switzerland; Priest in charge of St Mary’s, Gosport, in the diocese of Portsmouth

Prof. Massimo de Leonardis

Professor and Director of the Department of Political Sciences at the Catholic University of the Sacred Heart in Milan

Msgr. Prof. Antonio Livi

Academic of the Holy See

Dean emeritus of the Pontifical Lateran University

Vice-rector of the church of Sant'Andrea del Vignola, Rome

Dr. Carlo Manetti

Professor in Private Universities in Italy

Prof. Pietro De Marco

Former Professor at the University of Florence

Prof. Roberto de Mattei

Former Professor of the History of Christianity, European University of Rome, former Vice President of the National Research Council (CNR)

Fr Cor Mennen

Lecturer in Canon Law at the Major Seminary of the Diocese of ‘s-Hertogenbosch (Netherlands). Canon of the cathedral chapter of the diocese of ‘s-Hertogenbosch

Prof. Stéphane Mercier

Lecturer in Philosophy at the Catholic University of Louvain

Don Alfredo Morselli STL

Parish priest of the archdiocese of Bologna

Martin Mosebach

Writer and essayist

Dr. Claude E. Newbury M.B., B.Ch., D.T.M&H., D.O.H., M.F.G.P., D.C.H., D.P.H., D.A., M. Med;

Former Director of Human Life International in Africa south of the Sahara; former Member of the Human Services Commission of the Catholic Bishops of South Africa

Prof. Lukas Novak

Faculty of Arts and Philosophy, Charles University, Prague

Fr Guy Pagès

Diocesan Priest

Prof. Paolo Pasqualucci

Professor of Philosophy (retired), University of Perugia

Prof. Claudio Pierantoni

Professor of Medieval Philosophy in the Philosophy Faculty of the University of Chile; Former Professor of Church History and Patrology at the Faculty of Theology of the Pontificia Universidad Católica de Chile

Father Anthony Pillari, J.C.L., M.C.L

Prof. Enrico Maria Radaelli

Philosopher, editor of the works of Romano Amerio

Dr. John Rao

Associate Professor of History, St. John’s University, NYC; Chairman, Roman Forum

Dr. Carlo Regazzoni

Licentiate in Philosophy at University of Freiburg

Dr. Giuseppe Reguzzoni

External Researcher at the Catholic University of Milan and former editorial assistant of Communio, International Catholic Review (Italian edition)

Prof. Arkadiusz Robaczewski

Former Professor at the Catholic University of Lublin

Fr Settimio M. Sancioni STD

Licence in Biblical Science

Prof. Andrea Sandri

Research Associate, Catholic University of the Sacred Heart in Milan

Dr. Joseph Shaw

Tutor in Moral philosophy, St Benet’s Hall, University of Oxford

Fr Paolo M. Siano HED (Historiae Ecclesiasticae Doctor)

Dr. Cristina Siccardi

Historian of the Church

Dr Anna Silvas

Adjunct research fellow, University of New England, NSW, Australia

Prof. Dr Thomas Stark

Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI, Heiligenkreuz

Rev. Glen Tattersall

Parish Priest, Parish of Bl. John Henry Newman, archdiocese of Melbourne; Rector, St Aloysius’ Church

Prof. Giovanni Turco

Associate Professor of Philosophy of Public Law at the University of Udine, Member Corrispondent of the Pontificia Accademia San Tommaso d'Aquino

Prof. Piero Vassallo

Former editor of Cardinal Siri’s theological review Renovatio

Prof. Arnaldo Vidigal Xavier da Silveira

Former Professor at the Pontifical University of São Paulo, Brazil

Mons. José Luiz Villac

Former Rector of the Seminary of Jacarezinho