Die der Mutter Gottes geschuldete Verehrung

Quelle: FSSPX Aktuell

Die besondere Stellung der Heiligen Jungfrau als Mutter Gottes, ihre übergroße Heiligkeit und ihre Rolle an der Seite Christi bei unserer Erlösung und unserer Heiligung erklären, warum wir ihr eine besondere Verehrung zukommen lassen müssen. Einige lehnen dies ab und wenden ein, dass das von der Verehrung, die ihrem Sohn gebührt, ablenkt.

Die Heilige Schrift gibt uns eine solide Grundlage

Der Evangelist St. Lukas schreibt: „Du bist gebenedeit unter allen Frauen (1,28)“; und weiter: „Du bist gebenedeit unter den Frauen (1,42).“ Und schließlich: „Von nun an werden mich alle Geschlechter seligpreisen (1,48).“

Beispiele aus der Tradition

Fresken aus dem 2. und 3. Jahrhundert stellen die Gottesmutter sitzend dar, umgeben von stehenden Heiligen. Außerdem wird die Heilige Jungfrau im Communicantes des Kanons der Messe seit dem Ende des 5. Jahrhunderts erwähnt. Und die Basilika der Santa Maria Maggiore wurde im Jahr 440 errichtet.

Es gibt zahllose Predigten seit dem Konzil von Ephesus sowie Gedichte zu Marias Ehren aus dem 6. Jahrhundert. Seit dem 6. und 7. Jahrhundert gibt es die Feste der Geburt und der Himmelfahrt der seligen Jungfrau Maria.

In der geistlichen Literatur wird immer wieder betont, dass die Marienverehrung ein Zeichen der Auserwählung und ihre Verachtung ein Zeichen der Verwerfung sei (Heilige Anselm, Bernhard und Ludwig Maria Grignon von Montfort).

Lehramt

Das Konzil von Nizäa II, 787, bekräftigt, dass die Bilder der seligen Jungfrau Maria ehrwürdig und zur Verehrung der Gläubigen empfohlen (während die anderen Heiligen und Märtyrer nur allgemein erwähnt werden). In der Folgezeit werden in allen Aussagen des Lehramts zur Verteidigung der Bilderverehrung ausdrücklich die Bilder der Heiligen Jungfrau erwähnt.

Codex des kanonischen Rechts (1917), c. 1255, §1: „Der seligen Jungfrau Maria gebührt eine besondere Art der Verehrung, die die Theologen «Hyperdulie» nennen“.

Theologische Begründung

Die herausragende Heiligkeit der Mutter Gottes begründet eine Verehrung der « Dulie » - die sich von der Verehrung der „Latrie“ (eine Form der Verehrung, die dem dreieinigen Gott vorbehalten ist) oder Anbetung unterscheidet, die nur Gott zusteht. Es gibt jedoch einen grundsätzlichen Unterschied zwischen der Verehrung, die der Mutter Gottes gebührt und der der Heiligen – schon wegen ihrer persönlichen Heiligkeit. Dieser radikale Unterschied zwischen ihr und den anderen Heiligen begründet einen eigenen Kult, der „Hyperdulie“ genannt wird.

Diese Verehrung gebührt der Person, die sich der Fülle ihres Seins erfreut, im Gegensatz zur Verehrung der noch nicht auferstandenen Heiligen, die streng genommen keine menschlichen Personen mehr sind.

Antwort auf den Einwand

Die Verehrung der Mutter Gottes beeinträchtigt die Verehrung Christi nicht, sondern führt zu ihr.

- Die Ehre, die dem Geschöpf erwiesen wird, ist zugleich immer auch eine Anerkennung der Wohltaten des Schöpfers.

- Unsere Liebe Frau hat nur deshalb ein Anrecht auf diese Verehrung, weil sie die Mutter Jesu ist, so dass durch die Verehrung Marias Jesus geehrt wird.

- Die Heilige Jungfrau belohnt uns durch diese Verehrung mit einer größeren Fülle an Gnade, die dazu führt, dass wir Gott selbst inniger anbeten.

In dem Maße in dem die Kirche die Heiligen in der Liturgie verehrt, und da jeder Gläubige sich dem Gebet der Kirche anschließen muss, kann man sagen, dass die Verehrung der Mutter Gottes in dieser Hinsicht verpflichtend ist. Was die private Frömmigkeit betrifft ist jeder Gläubige jedoch frei: Die Verehrung der Gottesmutter ist nicht Gegenstand eines Gebots, außer für Kleriker, die durch das Kirchenrecht zum Rosenkranzgebet verpflichtet sind.