Der Papst kapert den Malteserorden im Handstreich

Quelle: FSSPX Aktuell

Fra’ John Dunlap leistet den Eid in Anwesenheit von Kardinal Tomasi

Mit der sofortigen Ernennung eines neuen Statthalters des Großmeisters des Malteserordens zeigt sich Papst Franziskus entschlossen, die Neuausrichtung des Malteserordens schnell zu Ende zu bringen. Ein Teil der Profess-Ritter ist gegen diese Reformen und fühlt sich übergangen.

Der Heilige Stuhl handelte ungewohnt schnell. Am 13. Juni 2022, dem Tag vor der Beerdigung von Fra’ Marco Lugazzo, der bis zu seinem frühen Tod am 7. Juni Statthalter — vorläufiger Vertreter — des Großmeisters war, gab Franziskus seine Personalentscheidung bekannt.  

Dieses Vorgehen des Pontifex rechtfertigt er in einem von ihm unterzeichneten Schreiben: „Neue Umstände scheinen den Orden des hl. Johannes des Täufers fast daran hindern zu wollen, den notwendigen Weg der Erneuerung in Treue zum ursprünglichen Charisma zu gehen. Der vorzeitige Tod von Fra’ Marco Luzzago bestimmt nicht nur den vorübergehenden Stillstand des Reformprozesses, sondern droht auch die bestehenden Spannungen noch weiter zu verschärfen.“ 

Der Patron des Malteserordens — mit vollem Namen Souveräner Ritter — und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta — ist der Täufer.  

Der Papst spricht in dem Schreiben den sog. Ersten Stand des Ordens an, d.h. die Ritter mit Profess (feierlichen Gelübden). 

Mit dieser päpstlichen Entscheidung wird allerdings auch das Tauziehen hinter den Kulissen zwischen Rom und dem deutschen Flügel der Ritter, der vom derzeitigen Großkanzler Albrecht von Boeselager vertreten wird, deutlich. Denn die deutschen Ritter sehen die Reform des Ordens, die direkt vom päpstlichen Wohnsitz in Santa Martha aus gesteuert wird, sehr kritisch. Schließlich würde die Reform die Souveränität des Ordens tangieren und den Einfluss der deutschen Ritter verringern, der in den letzten zwanzig Jahren so dominant wie unauffällig war … 

Großkanzler Albrecht von Boeselager rückte 2016 ins mediale Rampenlicht, als der ehemalige Großmeister Fra’ Matthew Festing ihn mit Unterstützung des damaligen Ordensprotektors, Kardinal Raymond Burke, aus dem Amt entfernen wollte. Angeblich hatte von Boeselager in seiner Funktion die Verteilung von Kondomen in Kriegsgebieten organisiert. Doch der Großkanzler, der über eine starke Unterstützung im Vatikan verfügte, konnte den Spieß umdrehen und Großmeister Festing zum Rücktritt zwingen. Alsbald gerieten dieser und andere Vorfälle in Vergessenheit. Doch der Orden war für Papst Franziskus ein noch zu lösendes Problem. Indem er Fra’ John Dunlap — einen international anerkannten Juristen — als Statthalter des Großmeisters einsetzte, will Papst Franziskus nun wohl die Gegner einer Reform überrumpeln. Sie muss „trotz jeder Norm oder Gesetzesbestimmung (...), die meiner Entscheidung zuwiderlaufen könnte“, wie es im päpstlichen Kommentar zur Entscheidung heißt, angewendet werden. Ein „egal, was es kostet“, das aus dem Mund des argentinischen Pontifex nicht wirklich überrascht. 

Um alles möglichst schnell über die Bühne zu bringen und dem Widerstand der deutschen Ritter keine Möglichkeit zur Organisation zu geben, wurde das vorläufige Ordenshaupt in Anwesenheit des Sonderbeauftragten des Pontifex, Kardinal Silvano Maria Tomasi, unmittelbar nach der Beerdigung seines Vorgängers am 14. Juni vereidigt.

Die Hauptaufgabe von Fra’ John Dunlap wird es sein, die Verfassung zur Reform des Malteserordens zu verabschieden und die Wahl eines neuen Großmeisters vorzubereiten, ein Amt, das seit der Abberufung von Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto zu Gott im Jahr 2020 vakant ist.

Hoffentlich ist es kein böses Omen, wie vielfach geglaubt wird, dass in weniger als zwei Jahren zwei Großmeister und ein Leutnant des Großmeisters gestorben sind, denn für Fra’ Dunlap ist sehr viel zu tun.