Für dich hat Gott die Welt geschaffen

Quelle: FSSPX Aktuell

Alles, was jemand tut, tut er um eines Zweckes willen.

Wenn Gott gleichsam aus seinem innersten trinitarischen Leben herausgeht um zu schaffen, dann hat er immer das Ziel vor Augen, wofür er dies alles tut, nämlich „das Lob seiner Herrlichkeit“ (Eph 1, 6). Er, Christus, ist der Erbe der Zeiten, das Omega, das Ziel, auf das alle von Ewigkeit her hingeordnet sind.

Der hl. Laurentius von Brindisi schreibt: „Zu seiner – Christi – Ehre rief Gott das Universum ins Dasein. (…) Gott hat, als er daranging, die Pläne für seine Köngsburg in dieser Welt zu entwerfen, Christus als sicheres, starkes, festes Baufundament vorgezeichnet, das die Erneuerung des Gebäudes immer garantiert, wenn es im Sturm der Zeiten Schaden leiden sollte.

Und weil der Weltenarchitekt den Bau seiner Welt mit ihrem Sein, mit ihrer Gnade und Herrlichkeit so auf Christus angelegt hat, kann er nur um Christi willen alles lieben. Die ganze Schöpfung, die Kirche und das Paradies, Natur und Übernatur, ist das königliche Gastmahl, das der königliche Gott in ehrender Liebe seinem königlichen Sohne hält.“ (S. Laurentius von Brindisi)

Wenn also Christus als Mensch, Mariens Sohn, das Ziel ist, wofür die Welt erschaffen wurde, so ist in ihm und abhängig von ihm auch Maria das Ziel. Der große Exeget Cornelius a Lapide kommentiert die beiden Sätze aus dem Buch der Weisheit: „Ich machte, daß sich in den Himmeln ein unauslöschliches Licht erhob“ (Sirach 24,6).

„Ich habe die Flüsse zum Fließen gebracht (Sirach 24,40): Im wörtlichen Sinn muß man lesen: Ich war die Ursache, daß Gott das Licht geschaffen hat, die Himmel, das Meer, die Flüsse und das ganze Weltall. Denn die Schöpfung Gottes ward hingeordnet als ihr Ziel zur Rechtfertigung und Verherrlichung der Heiligen, ein Werk, das Christus mittels der allerseligsten Jungfrau vollbrachte. Denn die Ordnung der Natur wurde geschaffen und gegründet für die Ordnung der Gnade.

Weil nun die allerseligste Jungfrau die Mutter Christi ist und folglich sie zur Mittlerin der ganzen von Christus gestifteten Ordnung der Gnade geworden ist, deshalb, aus demselben Grund, wurde sie Zielursache der Schöpfung des Weltalls.

Denn der Zweck des Universums ist Christus, seine Mutter und die Heiligen. Das heißt, daß dieses Universum geschaffen wurde, damit die Heiligen sich der Gnade und der ewigen Glorie erfreuen durch die Vermittlung Christi und der allerseligsten Jungfrau.

Obwohl Christus und Maria Teile des Universums sind und folglicherweise später als das Universum hinsichtlich der materiellen Ursache sind, so sind sie dennoch früher als das Weltall gemäß der Zielursache. Deshalb besteht zwischen der Schöpfung des Alls und dem Kommen Christi und der allerseligsten Jungfrau eine gewisse gegenseitige Abhängigkeit: Gott wollte die Geburt Christi und Mariä nicht anders als in dieser Welt.

Und er wollte auch die Existenz dieser Welt nicht ohne Christus und Maria, die er ja wegen ihnen geschaffen hatte. Er wollte, daß das ganze Weltall und auch die Ordnung der Gnade sich auf Christus und die allerseligste Jungfrau beziehen und auf beide hingeordnet seien als ihre Ergänzung und Ziel.“

Demnach sind Christus und die allerseligste Jungfrau die Zweckursache der Schöpfung des Weltalles, und zugleich sind sie dessen formelle Ursache, d.h. dessen Urbild, dessen Uridee. Denn die Ordnung der Gnaden, in welcher Christus und Maria die erste Stelle einnehmen, ist die Idee und das Urbild, gemäß dem Gott die Ordnung der Natur und das ganze Weltall geschaffen und angeordnet hat.

So stellen wir mit Staunen fest, dass Gott schon bei Beginn seines Wirkens nach außen die allerseligste Jungfrau bei sich hat. Sie ist das erste Geschöpf, erwählt vor der Grundlegung der Welt, um in und mit Christus Urbild, Urplan, Vorbild und Zielursache alles Seienden zu sein.

Erfüllt von diesem Geheimnis ruft Pater Kolbe aus: „Erlaube mir, Dich zu preisen, o heiligste Jungfrau. (…) In Dir allein wird Gott unvergleichlich mehr angebetet als in allen seinen Heiligen. Für Dich hat Gott die Welt geschaffen. Für Dich hat Gott auch mich zum Dasein berufen. Woher kommt mir so ein Glück? O laß mich Dich preisen, allerseligste Jungfrau.“