Die Kardinäle – im Herzen der Kirche

Quelle: FSSPX Aktuell

Am 30. September 2023 wird Papst Franziskus ein ordentliches öffentliches Konsistorium leiten, in dem 21 Kardinäle kreiert werden. Dies ist eine gute Gelegenheit, sich etwas näher mit dem Amt des Kardinals zu befassen, das in der Populärkultur so viele Geheimnisse zu bergen scheint und Fantasien hervorruft.

In der Kirche der ersten Jahrhunderte konnte ein Bischof, ein Priester und sogar ein Diakon den Namen cardinalis tragen, wenn er durch sein Amt fest an irgendeine Kirche gebunden war. Dieses jeweilige Gotteshaus war in Bezug auf ihn der cardo, auf Lateinisch der Dreh- und Angelpunkt, seiner missionarischen Tätigkeit. Ab dem 8. Jahrhundert ist eine leichte Veränderung festzustellen, da der Begriff Kardinal dem Klerus der Bischofsstadt vorbehalten sein wird. 

Nach und nach werden die Kardinäle zum besonderen Status in der Kirche von Rom, die, wie Papst Leo IX. sagt, der cardo par excellence ist, das Herz der Gesellschaft, die von Jesus Christus für das Heil ihrer Mitglieder gegründet wurde. 

Die Kardinäle bilden zusammen das Kardinalskollegium, und einige von ihnen – die die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, etwa hinsichtlich der Altersgrenze – sind für die Wahl des Nachfolgers Petri zuständig. Ein Brauch, der 1059 von Papst Nikolaus II. feierlich bestätigt wurde. Im Allgemeinen besteht ihre Aufgabe darin, den Papst bei seiner Aufgabe, die Weltkirche zu leiten, zu unterstützen. 

Der Papst allein ist dafür zuständig, neue Kardinäle zu ernennen – zu „kreieren“ –, nachdem er, wenn er es für angebracht hält, die Meinung der anderen eingeholt hat. Um den neuen Kardinälen ihre zukommende Würde zu verleihen, veranstaltet der Papst ein öffentliches ordentliches Konsistorium, bei dem er den neuen Kardinälen ein rotes Birett und einen Ring aufsetzt, um zu verdeutlichen, dass ein Kardinal bereit sein muss, den Glauben zu bekennen, auch wenn es sein Leben kostet. Außerdem hat er der Kirche treu zu bleiben, wie ein Ehemann seiner Frau gegenüber. 

Das sollte heute so manchen Porporato zum Nachdenken anregen. Porporato ist im Übrigen ein Synonym für „Kardinal“ und bezieht sich auf die Farbe Purpur, die seit Papst Innozenz IV. im 13. Jahrhundert eines der offiziellen Attribute der Kardinalswürde ist. 

Innerhalb des Kardinalskollegiums gibt es drei „Klassen“ von Kardinälen: die Kardinalbischöfe, die Kardinalpriester und die Kardinaldiakone. Diese Klassen basieren nicht auf der Ordnungsgewalt – die meisten Mitglieder des Kardinalskollegiums sind Bischöfe –, sondern hängen allein von dem kirchlichen Titel ab, das heißt von der Pfarrei in Rom, die jedem Gewählten bei seiner Beförderung symbolisch zugewiesen wurde. 

Das Kardinalskollegium wird von einem Dekan geleitet, der nicht das älteste Mitglied ist, sondern einer der Kardinalbischöfe, der von seinen Kollegen gewählt und dann vom Papst ernannt wird. Derzeit hat der italienische Kardinal Giovanni Battista Re dieses Amt inne; ihm steht ein Vizedekan, der argentinische Kardinal Leonardo Sandri, zur Seite. 

Die ältesten Kardinäle jeder Klasse – Kardinalprotopriester und Kardinalprotodiakon – haben ebenfalls besondere Aufgaben. So obliegt es dem Kardinalprotodiakon, am Ende des Konklaves den Namen des Gewählten bekannt zu geben. 

Seit dem 17. September 2023 zählt das Kardinalskollegium 221 Kardinäle. 119 von ihnen sind wahlberechtigte und 102 sind nicht wahlberechtigte Kardinäle.