Kardinal Müller sieht seinen Nachfolger mit Bedenken
Es häufen sich die negativen Reaktionen auf die Ernennung von Erzbischof Victor Manuel Fernandez zum Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre (DDF). Besonders hervorzuheben ist die Reaktion von Kardinal Gerhard Müller, der seine tiefe Skepsis gegenüber seinem Nachfolger zum Ausdruck gebracht hat.
„Die Aufgabe des Dikasteriums für die Glaubenslehre ist es, zu zeigen, wie der Glaube in der Schrift begründet ist und wie er sich in der Geschichte des Dogmas entwickelt hat: der Papst und die Bischöfe können daher nicht verlangen, dass man ihren privaten Meinungen gehorcht, schon gar nicht, wenn sie der Offenbarung und der natürlichen Moral widersprechen.“
Kardinal Gerhard Müller ist von den bisherigen Stellungnahmen des neuen Bewohners des Palastes des Heiligen Offiziums wenig angetan. Ohne ihn beim Namen zu nennen, hält der ehemalige Präfekt des DDF dem Nachfolger in wichtige Fragen entgegen, etwa, dass „Jesus selbst die Scheidung und die ‚Wiederverheiratung‘ als Ehebruch bezeichnete, als er mit den hartherzigen Pharisäern diskutierte, die über die Unfähigkeit ihrer Zeitgenossen, die Gebote Gottes zu erfüllen, argumentierten.“
Für den hohen deutschen Prälaten „hat die Kirche nicht die Autorität, die geoffenbarten Wahrheiten über die Einheit der Ehe, ihre Unauflöslichkeit und ihre Fruchtbarkeit zu relativieren: Eine gute Pastoral basiert auf guten Dogmen, denn nur ein guter Baum mit gesunden Wurzeln bringt auch gute Früchte hervor.“ Und auf die Tatsache angesprochen, dass Bischof Fernandez zugegeben hat, „in vielen Themen viel progressiver als der Papst“ zu sein, nimmt Kardinal Müller kein Blatt vor den Mund: „Nur ein Narr kann von einem Frühling in der Kirche und einem neuen Pfingsten sprechen. Die Lobeshymnen der Mainstream-Medien auf die progressiven Reformer haben nicht wirklich zu einer Rückkehr zum Glauben an Jesus Christus geführt“, erklärt er mit leichter Ironie.
Mit Blick auf die Folgen des Progressivismus, in dessen Kielwasser der neue Präfekt der DDF schwimmt, erinnert der Porporato daran, dass „in Lateinamerika die Kirche die Hälfte ihrer Mitglieder verloren hat und im Deutschland der Synode über 500.000 Katholiken öffentlich ihren Glauben verleugnet haben ...“
Bischof Müller sieht jedoch klar: „Es ist fraglich, ob meine Ratschläge von ihrem Adressaten beachtet werden.“ Das wäre nicht verwunderlich, denn zur Erinnerung: Bischof Fernandez hat sich 2012 und 2017 gegen den hohen deutschen Prälaten gestellt, der in Fernandez einen „gefährlichen Sonntagstheologen“ sah, der „politisch und nicht theologisch“ argumentiere.
Es scheint sich gegen die päpstliche Personalpolitik begründeter Widerstand zu regen.
(Quellen: cath.ch/Lifesite – FSSPX.Actualités)
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