Papst Franziskus bringt seinen römischen Klerus auf Kurs

Quelle: FSSPX Aktuell

Der jüngste Brief von Papst Franziskus an den römischen Klerus stellt eine geistliche Ermahnung dar. Sie soll vor dem Hintergrund des Reformprozesses des Vikariats von Rom, der im Januar letzten Jahres eingeleitet wurde, zu verstehen sein. Das Vorgehen des Pontifex findet nicht überall Zustimmung.

Mitten im Sommer, am 5. August 2023, dem Gedenktag des Wunders von Sainte-Marie-des-Neiges, erhielten die Priester und Diakone der Ewigen Stadt – deren Bischof der Papst ist – einen Brief, der gelegentlich befremdend wirkte. Franziskus entwickelt in seinem Schreiben nämlich das, was zu einem zentralen Gemeinplatz seiner Predigt geworden ist: die Verurteilung der „spirituellen Weltlichkeit“. Damit ist ein Konzept gemeint, das von dem Jesuiten Henri de Lubac (1896-1991) stammt, welches Franziskus überarbeitet und wie folgt zusammengefasst hat: 

„Eine Lebensweise, die Spiritualität auf Äußerlichkeiten reduziert, wenn wir uns von den Verführungen der Vergänglichkeit, der Mittelmäßigkeit und der Gewohnheit, den Versuchungen der Macht und des sozialen Einflusses sowie auch von Eitelkeit, Narzissmus, doktrinären Unnachgiebigkeiten und einer Form des liturgischen Ästhetizismus faszinieren lassen...“. 

In dieser Anhäufung von Begrifflichkeiten, die alle besonders auch die Oppositionen der großen traditionalistischen Welt gegen den derzeitigen Papst leicht meinen könnte, finden sich auch ein „heuchlerischer Formalismus“ und vor allem der „Klerikalismus“, der darin besteht, „seine Berufung auf elitäre Weise zu leben, indem man sich in seiner eigenen Gruppe einschließt und Mauern errichtet“. Spontane Assoziation in dem Zusammenhang: Léon Gambetta's berühmte Apostrophe aus dem Jahr 1877 „Der Klerikalismus ist der Feind"…  

Für den argentinischen Pontifex „sind die Symptome gerade der Verlust des Geistes des Lobes und der freudigen Unentgeltlichkeit, während der Teufel sich einschleicht, indem er die Klage, die Negativität und die chronische Unzufriedenheit mit dem, was nicht geht, sowie die Ironie, die zum Zynismus wird, nährt.“ 

Diese geistliche Ermahnung ist ohne den eingangs erwähnten Reformprozess des Vikariats, den der derzeitige Papst mit der Apostolischen Konstitution In Ecclesiarum Communione in Gang gesetzt hat, nicht zu verstehen. Dass das Dokument auf Vorbehalte stößt, hat seinen guten Grund. Denn Papst Franziskus will ganz eindeutig die laufenden Geschäfte der römischen Diözese immer mehr in die eigene Hand nehmen. Die Autorität des Bischofsrats wird dabei zwar gestärkt, um ihn zum „Hauptorgan der Synodalität“ des Vikariats zu machen, doch der Kardinalvikar, der seit 1988 die „hohe und effektive Leitung des Vikariats“ innehatte, wird nun als „Hilfskraft“ des Papstes bezeichnet. 

Der Diözesanrat für wirtschaftliche Angelegenheiten, der den Papst bei der Verwaltung der Finanzen und des Vermögens der Diözese unterstützt, wird ebenfalls erneuert, während eine unabhängige Aufsichtskommission eingerichtet wird, die aus sechs Mitgliedern besteht, die „über zertifizierte juristische, zivil- und kirchenrechtliche, finanzielle und administrative Kompetenz verfügen und frei von möglichen Interessenkonflikten sind“. Alle sechs werden vom Papst ernannt. 

Am 22. Mai erfuhr der römische Klerus von den Ernennungen von Gianmarco Capra zum Leiter des Amtes für das Kulturerbe, das heißt der Finanzverwaltung, und von Cristiana Odoardi zur Leiterin der Personalabteilung, die zuvor als Personalchefin bei der Kfz-Leasing und Fuhrparkmanagement Firma ALD Automotive tätig war. 

Eine im vergangenen Jahr durchgeführte Prüfung durch Alessandro Cassinis Righini, ein ehemaliges Mitglied der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, überzeugte den Pontifex davon, die Organisation des Vikariats grundlegend zu ändern, es stärker unter seine Kontrolle zu bringen und Schlüsselpositionen mit Laien zu besetzen.  

All dies sind also ganz offensichtlich logische weitere Schritte nach den jüngsten Maßnahmen, die Papst Franziskus in Bezug auf das Opus Dei, die Caritas Internationalis, den Malteserorden und die Bewegung Communione e Liberazione ergriffen hat.