Sollte man der Mutter Gottes alle Vollkommenheiten zuschreiben?

Quelle: FSSPX Aktuell

«De Maria nunquam satis », „von der Jungfrau Maria wird nie genug gesagt“. Viele Kirchenväter und Theologen schreiben Maria einzigartige Vollkommenheiten zu, darunter auch solche, die in der Heiligen Schrift nicht erwähnt werden.

Einige wenden ein, dass dies zu Übertreibungen führen könnte, die die Mariologie lächerlich oder sogar häretisch machen. Sie fordern, dass man sich genau an das halten müsse, was ausdrücklich geoffenbart wurde.

Es ist wieder Pius IX., der uns in der Bulle Ineffabilis Deus über diese Frage aufklärt: „Gott bestimmte seinem eingeborenen Sohn also von Anfang an und vor aller Zeit die Mutter, aus der er, nachdem er Fleisch angenommen hatte, in der seligen Fülle der Zeiten geboren werden sollte.

Er wählte sie aus, bestimmte ihren Platz in der Ordnung seiner Absichten und liebte sie über alle Geschöpfe mit einer solchen Vorliebe, dass er in einzigartiger Weise all sein größtes Wohlgefallen an ihr fand.

Deshalb schöpfte er aus den Schätzen seiner Gottheit und überhäufte sie mehr als alle Engelgeister und mehr als alle Heiligen mit dem Überfluss an allen himmlischen Gnaden und bereicherte sie mit einer wunderbaren Überfülle, damit sie immer ohne jeden Makel sei, ganz frei von der Knechtschaft der Sünde, ganz schön, ganz vollkommen und in einer solchen Fülle von Unschuld und Heiligkeit, dass man sich unter Gott nichts Größeres vorstellen kann und dass kein anderer Geist als der Gottes selbst ihre Größe ermessen kann. Und gewiss war es gut, dass es so war...“.

Maria wurde mit außergewöhnlichen Privilegien bedacht

Theologen nennen zwei Gründe, warum die Mutter Gottes mit den größten Privilegien ausgestattet wurde:

Erstens wurde die Jungfrau Maria für die höchste Aufgabe auserwählt, die einer menschlichen Person anvertraut wurde. Thomas von Aquin stellt fest: (Summa theologica III, 27, 4): „Diejenigen, die Gott für eine Aufgabe auserwählt hat, bereitet er vor und bringt sie soweit, dass sie für diese Aufgabe als fähig anerkannt werden“.

Der Kirchenlehrer fügt an anderer Stelle hinzu, dass Unsere Liebe Frau Jesus Christus, der Quelle der Gnade, am nächsten steht. Nun „je näher das empfangende Wesen der Ursache ist, die es beeinflusst, desto mehr nimmt es an dieser Ursache teil“, sagt der Doctor Angelicus (III, 7, 1 und 27, 5).

Es ist also angebracht, der Jungfrau Maria Vorrechte zuzueignen, selbst wenn sie einzigartig sind, aber man muss dabei bedenken:

- Es darf nicht im Widerspruch zum Glauben, zur Lehre der Kirche oder zur Vernunft stehen.

- Es muss der Jungfrau entweder aufgrund dessen, was sie ist, oder aufgrund ihres Sohnes angemessen sein.

- Das muss eine eindeutige Grundlage in der Offenbarung haben.

Außerdem müssen Eigenschaften der Vollkommenheit ausgeschlossen werden, die zur Natur der Engel gehören (mit göttlichem Wissen begabt), die dem männlichen Geschlecht vorbehalten sind (das Priestertum), die das Mitleid verhindern würden (verklärter Leib oder die Leidensunfähigkeit), und schließlich die eine Unvollkommenheit voraussetzen würden, die durch den Glauben ausgeschlossen ist (die Tugend der Reue).

Man sollte davon absehen, etwas zu behaupten, was zwar nicht unpassend, aber dennoch ganz wilkürlich ist: Wir gehen davon aus, dass Maria selbst keine Wunder gewirkt hat.

Was Aussagen betrifft, die passend sind, ist die Antwort etwas schwieriger: Eine positive Aussage muss immer eine Grundlage in dem haben, was bekannt ist und, in dem was man über die Gnadenlehre weiß, und man muss zeigen, dass der Gedanke althergebracht ist.

Dies vorausgeschickt, steht es fest, dass die Nähe Unserer Lieben Frau zum fleischgewordenen Wort ihr außergewöhnliche Vorrechte verleiht, die über das hinausgehen, was die allgemeine Heiligkeit beinhaltet.