Sri Lanka: Aussagen eines ehemaligen Präsidenten sorgen für Skandal

Quelle: FSSPX Aktuell

Maithripala Sirisena, der von Anfang  2015 bis Ende 2019 Präsident von Sri Lanka war, hat die Öffentlichkeit aufgeschreckt. Er behauptete kürzlich, die wahren Täter oder Auftraggeber des Massakers von Ostern 2019 zu kennen.

Was war damals passiert? Am 21. April 2019 starben bei acht Anschlägen auf zwei katholische Kirchen, einen protestantischen Tempel, drei Luxushotels, ein Gästehaus und einen Gebäudekomplex insgesamt 269 Menschen. Unter den Toten waren 42 ausländische Staatsangehörige und 500 Verletzte. Für die Anschläge will die Organisation Islamischer Staat (IS) verantwortlich sein. 

Die späteren Regierungen führten Ermittlungen zu dem Anschlag durch. Es kam zu Verhaftungen und anschließenden Gerichtsurteilen. Die katholische Kirche wies die Berichte des Staates jedoch mit der Begründung zurück, dass sie die Drahtzieher der Gewalttaten nicht glaubhaft identifizierten. Katholische Führer, darunter Kardinal Malcolm Ranjith von Colombo, führten mehrere Proteste an und forderten auch eine internationale Untersuchung. 

Zuvor hatte ein Gericht den ehemaligen Präsidenten Sirisena wegen mangelnder Wachsamkeit zur Zahlung von 100 Millionen Rupien (das sind etwa 300.000 Euro) als Entschädigung verurteilt. Tatsächlich hatte der srilankische Geheimdienst am 11. April 2019 davor gewarnt, dass eine islamistische Bewegung „Selbstmordanschläge auf wichtige katholische Kirchen und die indische Botschaft“ plane. 

Die Enthüllungen des ehemaligen Präsidenten 

In einer Rede vor einigen Journalisten in Kandy am 22. März erklärte sich Maithripala Sirisena bereit, bislang geheim gehaltene Umstände zu enthüllen. Er sagte, er bitte das Gericht, ihn zu schützen und ihm Vertraulichkeit zu versprechen, da die öffentliche Bekanntgabe dieser sensiblen Informationen ihm und seiner Familie schaden könnte. 

„Die Verdächtigen, die sich derzeit im Zusammenhang mit den Anschlägen in Haft befinden, sind Kleinkriminelle. Die wahren Täter sind noch auf der Flucht. Ich bin bereit, die Hintermänner der Anschläge vom Ostersonntag aufzuklären, wenn ich vor Gericht geladen werde“, fuhr er fort, fügte jedoch hinzu, dass er diese Informationen geheim gehalten habe und „dass es von entscheidender Bedeutung ist, dass die Richter das Gleiche tun“. 

Sirisena stellte klar, dass er erst vor drei Wochen von den wahren Tätern erfahren habe. Er erklärte sich bereit, hinter verschlossenen Türen auszusagen. „Wenn das Gericht mich vorlädt, werde ich erscheinen und im Rahmen einer vertraulichen Vereinbarung aussagen. Ich fürchte um meine Sicherheit und die meiner Kinder und auch um die Sicherheit anderer Familienmitglieder, wenn ich vor einem offenen Gericht aussagen müsste“, sagte er. 

Die Äußerungen des Politikers blieben nicht unbemerkt. „Wenn die derzeitige Regierung wirklich Mut hätte, müsste der ehemalige Präsident Sirisena sofort verhaftet werden“, sagte Pater Rohan Silva, Direktor des Zentrums für Soziales und Religionen. Er erinnerte auch daran, dass die katholische Kirche immer behauptet habe, „dass hinter diesen Massakern Drahtzieher stecken“. 

„Wir fordern den Präsidenten, den Polizeiminister und das CID (Criminal Investigation Department) auf, den ehemaligen Präsidenten sofort zu verhaften, ihn zu verhören und die notwendigen rechtlichen Schritte gegen ihn einzuleiten“, fügte er hinzu. 

Der katholische Abgeordnete Kavinda Jayawardena reichte beim CID eine Beschwerde ein und beschuldigte Sirisena, fast fünf Jahre lang wichtige Informationen im Zusammenhang mit dem Attentat zurückgehalten zu haben. Er warf ihm vor, diese Informationen nicht offengelegt zu haben, obwohl er mehrmals vor dem CID erschienen war. 

Die ehemalige Ministerin und jetzige Abgeordnete Vijitha Herath äußerte sich ähnlich. „Nachdem er so lange geschwiegen hat, behauptet er nun, er wisse, wer den Anschlag verübt hat. Es ist schlimm, dass er so etwas verheimlicht“, sagte sie am 24. März vor den Medien.