Bericht von Kardinal Gagnon teilweise enthüllt?

Quelle: FSSPX Aktuell

Kardinal Gagnon bei seinem Besuch im Priesterseminar Saint Curé d'Ars

In den USA ist gerade ein Buch zur Verteidigung der Bruderschaft St. Pius X. mit dem Titel „SSPX: The Defence“ erschienen, das von Kennedy Hall verfasst wurde und auf die gängigsten Einwände gegen die Bruderschaft eingehen soll.

Ohne auf den Inhalt des Buches selbst einzugehen, ist es unbestreitbar, dass das Vorwort von einem gewissem Interesse ist und bisher unbekannte Informationen über den Bericht des Besuchs von Kardinal Edouard Gagnon im Seminar von Ecône im Jahr 1987 enthält. Der Autor dieses Vorworts ist der 73jährige Pater Charles Theo Murr. Er erzählt, dass er von 1971 bis 1980 etwa zehn Jahre lang in Rom studierte und auch im Informationsbüro des Vatikans arbeitete. 

1974 lernte er Bischof Mario Marini kennen, der Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung und später Sekretär der Kommission Ecclesia Dei wurde, sowie Bischof Edouard Joseph Gagnon, den Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Familie, der später Kardinal wurde. Zwischen den drei Geistlichen entwickelte sich eine enge Freundschaft. 

Das erste Zeugnis, von dem Murr berichtet, bezieht sich auf die Desinformation, die von zwei französischen Kardinälen in Gang gesetzt wurde: und zwar von Jean-Marie Villot, Staatssekretär des Heiligen Stuhls, und Gabriel-Marie Garrone. Murr berichtet, dass er durch seine beiden Freunde „einen Teil der Desinformation [über Erzbischof Lefebvre], die von den beiden Eminenzen in die Wege geleitet wurde“, erfahren habe. Die beiden Franzosen, vor allem aber Kardinal Villot, hatten das Ohr des frankophilen Papstes Paul VI. und übten starken Druck auf den französischen Episkopat aus, um den Gründer der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu diskreditieren. 

Etwas später berichtet der Autor von einem Austausch mit dem Kardinal, der 1987 das Seminar in Ecône besuchte und den er nach diesem Besuch mit dem Prälaten in New York führte. In seinem offiziellen Bericht an Papst Johannes Paul II, so Pater Murr, lobte Kardinal Gagnon „die FSSPX und insbesondere das Priesterseminar St. Pius X. als: „Zu den besten Studienprogrammen in Philosophie und Theologie, die ich je gesehen habe, ... und denken Sie daran: Ich war jahrelang Rektor des Seminars“.“ Gagnon ging in seiner Bewertung des Seminars der FSSPX noch weiter: „Das System, das sie haben, verdient es, in allen Seminaren der Welt nachgeahmt zu werden. Es ist beispielhaft.“ Der Priester, dem der hohe Prälat offenbar sehr vertraut, fährt fort: „Ich fand die Meinung des Kardinals über Erzbischof Lefebvre, den Mann selbst, überraschend. „Er hat kein Vertrauen in den Vatikan. Und wer könnte ihm das vorwerfen? Würden Sie es tun? Jahrelang hat er versucht, mit Villot und Garrone zu verhandeln. Und jahrelang haben sie nur seine Bemühungen blockiert, direkt mit dem Heiligen Vater zu sprechen und zu argumentieren. Sie würden dem Vatikan ebenfalls misstrauen.““ 

Und er schließt mit einem Zitat von Kardinal Gagnon ab: „Nein, auch wenn ich nicht gutheißen kann, was er getan hat [vier Bischöfe, statt einem zu weihen], kann ich verstehen, warum er es getan hat. Sie erlauben ihm, einen Bischof zu weihen. Einen einzigen Bischof. Er [Lefebvre] stirbt. Dann stirbt auch sein einziger Bischof. Der Vatikan schickt der FSSPX dann einen modernistischen Ersatz - und, einfach so [Fingerschnippen], es ist vorbei!“ 

Offensichtlich handelt es sich um ein rein privates Zeugnis. Doch der Berichterstatter ist ein langjähriger Freund des verstorbenen Kardinals gewesen und hat ihn in dieser Angelegenheit intensiv und vertraut gesprochen. Es besteht also gute Gewähr für korrekt berichtete Aussagen.