Der Papst gibt sich vertraulich – dahinter steckt kluges Kalkül

Quelle: FSSPX Aktuell

Seit dem 24. Oktober 2023 ist das neueste Interviewbuch von Papst Franziskus auf Italienisch erhältlich: „Non sei solo: Sfide, risposte, speranze“ [Du bist nicht allein. Herausforderungen, Antworten und Wege der Hoffnung]. Neben der Bekräftigung der Unmöglichkeit, Frauen zum Priesteramt zuzulassen, erklärt der Papst sein Programm mit der Wahl der Kardinäle, die ihn gewählt haben.

Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti werden von der Presse als „Freunde des Papstes“ vorgestellt. Ihr erwähntes Buch ist ein vertrauliches Buch, in dem Papst Franziskus aus dem Nähkästchen plaudert, unter anderem über den Grund seiner Wahl zum Papst im Jahr 2013. 

Im Sommer 2022 sprach der ehemalige Erzbischof von Buenos Aires sibyllinisch über seinen Aufstieg auf den Stuhl Petri und erklärte gegenüber der argentinischen Nachrichtenagentur Télam: „Was ich in Bewegung gesetzt habe, ist das, was die Kardinäle mir in den Sitzungen vor dem Konklave aufgetragen haben.“ Ohne den Inhalt des Programms zu nennen, zu dem sich der derzeitige Papst verpflichtet hatte, ergeben sich alle möglichen Hypothesen diesbezüglich. 

Der Papst spricht über Finanzielle Korruption, die synodale Methode und Missbrauch 

In „Non sei solo“ lüftet der Papst selbst einen Teil des Schleiers. Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti fragen ihn: „Alles in allem haben Sie sich, als Sie Papst wurden, gesagt, dass Sie eine schwere Last in der Kirche geerbt haben und dass mehrere Herausforderungen vor Ihnen liegen?“ 

Papst Franziskus antwortete: „In der Tat bestand mein Regierungsprogramm darin, das auszuführen, was die Kardinäle in den Kongregationen vor dem Konklave zum Ausdruck gebracht hatten.“ 

Rubin und Ambrogetti: „Sie haben uns gesagt, dass es darum ging, „die Verkündigung des Evangeliums wiederzubeleben, den Zentralismus des Vatikans zu verringern und die Pädophilie auszurotten.““ 

Franziskus: „Und die finanzielle Korruption zu bekämpfen. Wir steuerten geradewegs in eine Sackgasse.“ 

Vor dem Hintergrund dieses Programms, das zumindest ein Teil der Mitglieder des Heiligen Kollegiums 2013 im Vorfeld ausgearbeitet hatte, kann man also die Schaffung des Sekretariats für Wirtschaft und Finanzreformen sowie die Durchführung des Prozesses über die Investitionen des Staatssekretariats im Ausland einordnen. 

Die Kurienreform und die synodale Methode erscheinen auch als eine Umsetzung des Programms der Kardinäle, die „die Verkündigung des Evangeliums neu beleben und den Zentralismus verringern“ wollen. Viele dieser Reformen stellen jedoch die göttliche Konstitution der Kirche und ihre Tradition in Frage. 

Schließlich wurde das Vorgehen des derzeitigen Papstes gegen den Missbrauch von schutzbedürftigen Personen in der Kirche – ein Erbe vergangener Jahrzehnte – hinreichend kommentiert. Die Geschichte wird eines Tages feststellen, dass es der „systemische Charakter“ dieses Missbrauchs war, der es den Progressiven letztlich ermöglicht hat, ihre Reformen durchzusetzen. 

Die politische Vision von Franziskus 

Der Pontifex liefert in seinen klug aufbereiteten Vertraulichkeiten auch einige politische Überlegungen. Für ihn „rührt das politische und institutionelle Chaos, in dem sich viele arme Länder oder Länder des Südens befinden, vom Scheitern des Westens bei dem Versuch her, seine Art von Demokratie in bestimmte Länder mit einer Kultur, ich sage nicht Stammeskultur, sondern einer ähnlichen Form, zu importieren.“ 

Handelt es sich um eine Reminiszenz an den Peronismus, der den derzeitigen Papst tief beeindruckt hat? Franziskus jedenfalls bleibt dabei: „Ich glaube, dass wir unser Demokratiemodell nicht in andere Länder exportieren sollten. (...) Führen Sie keine Kriege, um eine Demokratie zu importieren, die ihre Völker nicht assimilieren können. Es gibt Länder, die ein monarchisches System haben und wahrscheinlich niemals eine Demokratie akzeptieren werden. Aber Sie können sicherlich dazu beitragen, dass es eine größere Beteiligung gibt. Wie dem auch sei, ich halte mich für unwissend in Sachen internationale Politik, aber ich glaube, dass es eine unglückliche westliche Entscheidung gibt, die für das Entstehen des Islamischen Staates verantwortlich ist.“ Diese Feststellung scheint durch das Fiasko der westlichen Interventionen im Irak und in Libyen bestätigt zu werden. 

Schließlich wischt der Papst ironisch die Rücktrittsgerüchte beiseite, die in den Korridoren der apostolischen Paläste kursieren sollen, indem er die Ärzte zitiert, die ihn betreuen: „Es ist wirklich ein Rätsel. Theoretisch sollten Sie nicht laufen oder auch nur Treppen steigen können!“