„Laudate Deum“ – Unchristliches Denken als Quelle und Inspiration

Quelle: FSSPX Aktuell

Donna Haraway

Die pantheistische Theologie von „Laudate Deum“ als Fortsetzung von „Laudato si‘“ wurde hier bereits hervorgehoben, ebenso wie die Dogmatisierung der anthropogenen Ursache des Klimawandels. Dieser Artikel möchte kurz auf das Zitat eines äußerst speziellen Autors hinweisen, das einen weiteren Schatten auf die Quellen der neuen „Öko-Theologie“ wirft.

In Nr. 66 der päpstlichen Ermahnung heißt es: „Gott hat uns mit allen seinen Geschöpfen vereint. Dennoch isoliert uns das technokratische Paradigma von dem, was uns umgibt, und täuscht uns, indem es uns vergessen lässt, dass die ganze Welt eine ‚Kontaktzone‘ ist.“ Die Dunkelheit des Textes, die auf den Pantheismus des „Alles ist miteinander verbunden“ [1] verweist, wird durch eine Fußnote verstärkt, die auf ein Buch von Donna J. Haraway verweist: „When species meet“. 

Wer ist Donna J. Haraway? 

Nur wenige Menschen kennen Donna J. Haraway, die vor allem in den 1990er Jahren zu Ruhm gelangte. Die Schriftstellerin und Philosophin gilt als Anführerin einer Denkrichtung, die sich „Cyberfeminismus“, „Ökofeminismus“ oder auch „posthumaner Feminismus“ oder gar „Post-Genderismus“ nennt. 

Der Kern ihrer Arbeit als ein scharfer Angriff auf den Anthropozentrismus besteht darin, dass sie die Gendertheorie auf technologische Fragen, wie Eingriffe in die Funktionsweisen des menschlichen Körpers, und darüber hinaus auf das Tierreich ausdehnt. Als Zoologin und Philosophin studierte sie in Yale, wo sie als große Alumna geehrt wurde. Es sollte erwähnt werden, dass sie bei einer katholischen Mutter aufwuchs und von Nonnen in Colorado erzogen wurde. 

Erwähnenswert ist noch, dass sie mit einem Fulbright-Stipendium – nach Meinung einiger ein System zur Kooptation vielversprechender Personen, um die Agenda des angloamerikanischen Establishments voranzutreiben – nach Paris reiste, um an der Teilhard de Chardin-Stiftung Evolutionsphilosophie zu studieren. 

Der Cyberfeminismus 

Die Popularität der amerikanischen Denkerin begann 1985, als sie in der Socialist Review ihr Cyborg-Manifest: Wissenschaft, Technologie und sozialistischer Feminismus in den 1980er Jahren veröffentlichte, das später einfach als Cyborg-Manifest bekannt war. 

Es handelt sich um einen Essay, der als Meilenstein des neuen Feminismus gilt. Dieser verneint letztlich die Identität der Frauen und wendet sich gegen den „alten“ Feminismus. Haraway tritt für die Überwindung von sozialen und biologischen Dualismen ein: Sie kritisiert die binäre Struktur der westlichen Kultur, die Trennungen zwischen Kategorien wie Mann/Frau und natürlich/künstlich hervorgebracht hat. Diese Dualismen, so Haraway, „waren alle systematisch in den Logiken und Praktiken der Herrschaft über Frauen, Farbige, die Natur, Arbeiter, Tiere ... alle als Andere konstituiert“. Das Konzept des Cyborgs wird von ihr dann als befreiende Synthese ins Spiel gebracht. Damit ist eine Entität umrissen, die eine Verschmelzung von Organischem und Technologischem darstellt und die traditionellen Unterscheidungen von Geschlecht und Natur überwindet. 

Der Cyborg stellt die Vorstellung einer unveränderlichen menschlichen Natur in Frage, da immer mehr Menschen die Technik nutzen, um ihre Fähigkeiten zu erweitern: Prothesen, Bypässe, Hörgeräte und sogar Zahnprothesen können darauf hinweisen, dass der Mensch als Maschine bereits Realität ist. Das Konzept des Cyborgs steht für eine Ablehnung starrer Grenzen, insbesondere derjenigen, die „Mensch“ von „Tier“ und „Mensch“ von „Maschine“ trennen. 

„Der Cyborg träumt nicht von einer Gemeinschaft nach dem Vorbild der organischen Familie, diesmal jedoch ohne das ödipale Projekt. Der Cyborg würde den Garten Eden nicht wiedererkennen; er ist nicht aus Schlamm gemacht und kann nicht davon träumen, wieder zu Staub zu werden“, ist im Haraway-Manifest zu lesen. 

Antispeziesismus und Hass auf die Geburtenrate 

In ihren beiden Büchern aus den 1990er Jahren „Primate Visions: Gender, Race, and Nature in the World of Modern Science“ und „Simians, Cyborgs, and Women: The Reinvention of Nature“ greift Haraway auf die Metapher des Cyborgs zurück, um zu erklären, wie die grundlegenden Widersprüche der feministischen Theorie und Identität eher verbunden als gelöst werden sollten. Nämlich prinzipiell in der Art und Weise, die der Verschmelzung von Maschine und Organismus bei Cyborgs ähnelt. 

In ihren Texten kritisiert Haraway den Kapitalismus, indem sie aufdeckt, wie Männer die „reproduktive Arbeit“ der Frauen ausgenutzt haben, sodass sie auf dem Arbeitsmarkt keine völlige Gleichberechtigung erreichen. Die Geburt eines Kindes stelle daher eine große Bedrohung für das Leben einer Karrierefrau dar. 

Die Philosophin hat diesen Punkt in einem neueren Text, der aus einer Arbeitsgruppe mit fünf anderen Feministinnen hervorgegangen ist, besonders hervorgehoben. Der Kern des Arguments ist, dass man keine Kinder zeugen sollte, denn das sei ein umweltschädlicher Akt, der andere Probleme erzeugt, sondern die bereits existierenden Personen in einem „familiären“ Sinne neu organisieren sollte. Damit hat sie einen fragwürdigen Weg zwischen der Neu-Tribalisierung der Gesellschaft und dem Versuch, Familienersatz zu schaffen vorgeschlagen. Vorstellbar ist es, wenn man zu ende denkt, dass anstelle von Kindern Hunde und Katzen oder sogar Gegenstände „familiären“ Satatus erreichen könnten. Dieses Thema zur Begrifflichkeit des „Tierbegleiters“ über die Unterschiede der Arten hinaus taucht in demselben Buch auf, das der Papst zitiert. 

Das Zeitalter des Chthuluzän  

Haraways Denken kumuliert in ihrem Buch „Unruhig bleiben: Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän“. Für Uneingeweihte ist Cthulhu die monströse Gottheit, ein kosmisches Wesen mit Tentakeln aus den fantastischen Horrorgeschichten des amerikanischen Schriftstellers Howard Phillips Lovecraft, die in der Tiefe darauf wartet, auf die Erde zurückzukehren, um den Menschen auszurotten. Für Haraway muss die Menschheit eine solche Phase (das Chthuluzän) durchlaufen, um sich vor der Katastrophe des Anthropozäns (das heißt wörtlich „das Zeitalter des Menschen“), das von Überbevölkerung geprägt ist, zu retten: „Was wird geschehen, wenn die Menschheit, nachdem sie das Gleichgewicht des Planeten Erde unwiderruflich verändert hat, nicht mehr der Mittelpunkt der Welt ist? Und welche Beziehungen können inmitten der ökologischen Krise wiederhergestellt werden, nicht nur zwischen menschlichen Individuen, sondern auch zwischen allen Arten, die den Planeten bevölkern?“ 

Die Antwort besteht laut Haraway darin, auf diesem infizierten Planeten ein „Tentakeldenken“ umzusetzen, einen Paradigmenwechsel, bei dem, wie oben erläutert, statt Kinder zu zeugen, „Verwandtschaftsbeziehungen“ durch „intime und persönliche Entscheidungen geschaffen werden, die darauf abzielen, blühende und großzügige Leben zu schaffen, ohne Kinder in die Welt zu setzen.“ 

An diesem Punkt muss man sich ernsthaft fragen, wie eine solche Autorin als Bezugspunkt für ein Apostolisches Schreiben gelten kann? Tatsächlich ist sie einer der drei einzigen Autoren, die zitiert werden. Es scheint offensichtlich, dass derartige Quellen keinerlei Verbindung mehr zur Tradition haben und dass ihre Autoren und dahinter stehenden Denker Ziele verfolgen, die dem Christentum völlig fremd sind und den Modernismus zu seinen wahrsten und tiefsten Konsequenzen führen: die Auf- und Übernahme in toto des herrschenden Denkens der Welt, selbst des offen antichristlichen.

[1] Instrumentum laboris der Synode für Amazonien, Nr. 25: „Das Leben der Amazonasgemeinden, die noch nicht unter dem Einfluss der westlichen Zivilisation stehen, spiegelt sich in den Überzeugungen und Ritualen über das Wirken der Geister, der Gottheit – auf so viele Arten genannt – mit und in der Erde, mit und in Verbindung mit der Natur wider. Diese Kosmovision findet sich in Franziskus‘ „Mantra“ [sic] wieder: „Alles ist miteinander verbunden.““ Wenn dies nicht der Ausdruck eines Pantheismus modernistischer oder sogar direkt heidnischer Art ist, was kann man dann so nennen?