Wie „ticken“ die Priester von morgen?
Wie werden die Gemeindepfarrer in einigen Jahren aussehen? Diese Frage versucht die jüngste Umfrage des französischen Verlagsunternehmens Bayard Etudes zu beantworten, die in 25 diözesanen Priesterseminaren durchgeführt wurde. Trotz der möglichen Verzerrungen, die diese Art von Umfrage mit sich bringt, zeichnen sich mehrere Trends ab, die darauf hindeuten, dass das Zweite Vatikanische Konzil und die Zeit nach dem Konzil allmählich im Nebel einer bald vergangenen Vergangenheit verschwinden.
Von den 673 Priesteramtskandidaten, die von der Gruppe Bayard Etude in fünfundzwanzig französischen Priesterseminaren befragt wurden, waren 434 – also 64 Prozent - bereit, die Fragen zu beantworten, die ihnen gestellt wurden und deren Zusammenfassung einige Tage vor Weihnachten veröffentlicht wurde. Die erste Überraschung war, dass die zukünftigen Priester eine klare priesterliche Identität für sich beanspruchten.
Eine klassische Vision des Priestertums wird von einer Mehrheit der Befragten geteilt. Sie nennen die Figur des heiligen Pfarrers von Ars als Vorbild und unterstreichen damit ihren Wunsch, klar als Priester identifiziert zu werden.
Sie sehen sich auch als „Männer in Schwarz“, denn fast drei Viertel der befragten Seminaristen beabsichtigen, die Soutane zumindest zu bestimmten Anlässen zu tragen, die Hälfte davon sogar regelmäßig. Die zukünftigen Priester scheinen also keine Lust auf „Rollkragenpullover – Jeans – Turnschuhe“ zu haben und lehnen damit die dekonstruierte Figur des Priesters ab, die aus den 1970er Jahren herrührt.
Wenn man sie auf ihren zukünftigen Dienst anspricht, sind 70 Prozent der Befragten der Meinung, dass der Kern ihrer Aufgabe in erster Linie die Feier der Sakramente sein wird. Auch das Gebet gehört zu ihren Anliegen. Und viel weniger die pastorale Animation mit der Gitarre über der Schulter.
Interessanterweise räumten die Interviewer ein, dass die befragten Seminaristen auf einige als zu „weltlich“ empfundene Formulierungen im Fragebogen hinwiesen und ihre Befürchtung zum Ausdruck brachten, in „spirituelle Lauheit“ zu verfallen.
Ein klares und unverkrampftes Interesse an der traditionellen Messe
In ähnlicher Weise spaltet die traditionelle Messe die derzeitigen Priesteramtskandidaten weit weniger als ihre älteren Kollegen, die stärker von den liturgischen Kämpfen der postkonziliaren Zeit geprägt sind: 14 Prozent der befragten Seminaristen wünschen sich die Möglichkeit, beide Riten zu zelebrieren, und sieben Prozent würden gerne regelmäßig das traditionelle Messbuch benutzen, während 34 Prozent der Meinung sind, dass sie nichts gegen die alte Messe haben.
Dies ist weit entfernt von der Ächtung durch das Motu Proprio Traditionisc custodes, das im Hinblick auf die Wünsche der jungen Leviten abgehpben erscheint. Wenn man sie auf das Zweite Vatikanische Konzil anspricht, sagen 24 Prozent, dass es sich um ein interessantes Erbe handelt, auch wenn seine Umsetzung zu Fehlentwicklungen geführt hat. Dies ist somit eine beispiellose, diskrete und diplomatische Infragestellung.
47 Prozent der befragten Seminaristen hatten regelmäßig oder gelegentlich Kontakt mit einer traditionalistischen Pfarrei oder Gemeinschaft, die offensiv und dynamisch genug war, um sie anzuziehen und zum Nachdenken anzuregen.
In Bezug auf die Frage der Homosexualität in der Kirche betonen 32 Prozent der Interviewten, dass die Kirche „Homosexualität nicht als gleichwertig zur Heterosexualität fördern“ sollte. 19 Prozent beziehen sich dabei auf die Lehre des Katechismus der Katholischen Kirche. Dies steht im Gegensatz zur Haltung, die von der Erklärung Fiducia supplicans eingenommen wird, die die nicht-rituelle Segnung gleichgeschlechtlicher Paare erlauben will.
Was die Umfrage nicht hervorhebt, ist die Tatsache, dass die Oberen in der Kirchenhierarchie immer mehr von den Einstellungen der zukünftigen Priester abweichen, die im Gegensatz zu den meisten ihrer älteren Kollegen kein wirkliches Problem mit der Tradition haben.
(Quelle: La Croix – FSSPX.Actualités)
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