„Brüderlicher Besuch“ aus Rom, weil sich ein Bischof konservativ zeigt?

Quelle: FSSPX Aktuell

Kathedrale von Bayonne

Auf der Website der Diözese Bayonne-Lescar-Oloron veröffentlichte Bischof Marc Aillet eine von ihm unterzeichnete Erklärung, in der ein „brüderlicher Besuch“ in der Diözese angekündigt wird. In dieser Erklärung wird der Besuch für Anfang Juni und Anfang Juli angekündigt.

Bischof Aillet erklärt, dass „nach dem ‚brüderlichen Besuch‘ unserer beiden Priesterseminare durch Bischof Jean-Marc Micas, Bischof von Tarbes und Lourdes, im vergangenen Winter ‚die Diözese ihrerseits einen solchen ‚brüderlichen Besuch‘ erhalten wird“. Er wird von Monsignore Antoine Hérouard, Erzbischof von Dijon, geleitet werden, „der den Bischof, seine klerikalen und laikalen Mitarbeiter sowie diejenigen, die diözesane Verantwortung tragen, treffen wird“. 

In der Zeitung La Croix erklärte Erzbischof Hérouard, dass es zwei Kategorien derartiger Besuche gibt: „den brüderlichen und den apostolischen Besuch“. Letzterer zielt auf ein bestimmtes Problem ab, um Lösungen oder Entscheidungen durch den Heiligen Stuhl zu ermöglichen. Ein „brüderlicher Besuch folgt jedoch auf eine Reihe von Briefen und Beschwerden von Gläubigen, um deren Berechtigung zu erkennen“. 

Er fügte hinzu, dass ein brüderlicher Besuch „weit weniger belastend ist als ein apostolischer Besuch“. Der erwähnte Bischof von Dijon wurde von Rom beauftragt, zusammen mit Joël Mercier, dem Sekretär des Dikasteriums für den Klerus, die Diözese Fréjus-Toulon, die von Bischof Dominique Rey geleitet wird, apostolisch zu besuchen. 

Einige Hypothesen dazu 

Einige Zeitungen kommentierten die Nachricht mit dem Begriff „sektiererische Entgleisung“, wie France Bleu, und behaupteten, dass „mehrere Gläubige sich über eine zu strenge und rigorose Bibellektüre“ und als rückständig empfundene Stellungnahmen beklagt hätten. 

Bischof Hérouard erklärt in La Croix weiter, dass das Dossier der Alliance des cœurs unis – einer Vereinigung von Gläubigen, die Bischof Aillet pastoral begleitet – „zu den zu untersuchenden Themen gehören wird.“ Ob dies zu den Dingen gehörte, die den Besuch herbeigeführt haben, wird allerdings nicht klar. Der besuchende Erzbischof werde lediglich versuchen, „zu verstehen, wie sich der Bischof in Bezug auf diese Frage positioniert hat.“ 

Die Alliance des cœurs unis war in einem Artikel in La Croix vom Oktober 2022 kritisch betrachtet worden. Der Bischof ließ daraufhin eine Untersuchung durch einen Dominikaner durchführen, der nach einem Jahr Untersuchung „keine negativen Tatsachen feststellte“. Was die „Meldungen bei der Zelle für gefährliche sektiererische Entwicklungen des Episkopats“ betrifft, über die La Croix berichtet, ist die Angelegenheit laut Bischof Jean-Luc Brunin, dem Leiter der Zelle, abgeschlossen.  

Ein konservativer Bischof als Stein des Anstoßes?  

Der Bischof von Bayonne hat die Abtreibung und die daraus folgenden makabren Statistiken mehrfach angegriffen. So hatte er am 12. Januar 2016 einen Tweet veröffentlicht, der die Irrationalität der Regierung aufzeigte, einerseits zu behaupten, „die Bürger gegen den Islamischen Staat zu verteidigen“, und sich andererseits „in einer Pro-Abtreibungskampagne zu engagieren, die Unschuldige der Gewalt preisgibt.“ 

Daraufhin wurde er nicht nur von der französischen Gesundheitsministerin kritisiert, weshalb er im Januar dieses Jahres nachlegte: „Kann man angesichts der 220.000 ungeborenen Kinder, die jedes Jahr in Frankreich buchstäblich im Schoß ihrer Mutter getötet werden, gefühllos bleiben?“ 

Als der französische Prälat im Februar 2021 von der Zeitschrift France catholique zu einer Debatte befragt wurde, in der es in erster Linie um den Islam ging, erinnerte er daran, dass „das Gesetz Gottes nicht der Republik untergeordnet werden kann.“ Er fügte hinzu: „Das Gesetz Gottes ist in das Gewissen des Menschen eingeschrieben, es tritt nicht an die Stelle des menschlichen Gesetzes, sondern ist dessen letzter Maßstab.“ 

Am 29. Dezember 2023 veröffentlichte der Bischof von Bayonne eine lange Notiz zur Erklärung Fiducia supplicans und leitete damit eine theologische Diskussion über den Text des Dikasteriums für die Glaubenslehre (DDF) ein. Er sieht die „Segnung“ irregulärer Paare im Widerspruch zum Begriff des Sakramentalen. Er wies auf die tiefe Zweideutigkeit des Begriffs „Paar“ hin, der nicht theologisch ist.  

Er stellte weiterhin fest, dass es kein Urteil über homosexuelle Beziehungen gibt und vergessen wird, dass die Moraltheologie lehrt, dass es von Natur aus schlechte Handlungen gibt – wie homosexuelle Beziehungen – und schließlich, dass man Pastoral und Doktrin nicht gegeneinander ausspielen kann. All diese Punkte zeige aber das theologische Elend des DDF-Dokuments. Abschließend lehnte er den Text für seine Diözese ab. Gibt es also einen Zusammenhang zwischen dieser konservativen Haltung und dem zweiten „brüderlichen Besuch“, der der Diözese von Erzbischof Aillet aufgezwungen wurde?