Nigeria: Katholiken nennen Terror-Opfer Märtyrer

Quelle: FSSPX Aktuell

Noch immer sind die genauen Zahlen der bei einem islamistischen Anschlag ermordeten Katholiken in Nigeria nicht gekannt. 

Am Pfingstsonntag waren bei einem Attentat auf die dem hl. Franz Xaver geweihten Gotteshaus in Owo im Südwesten von Nigeria dutzende Menschen Opfer eines Attentates geworden.  

Bewaffnete waren kurz nach Ende des Gottesdienstes zum Hochfest in die Kirche eingedrungen und hätten auch Sprengstoff gezündet. 

Der Heilige Stuhl veröffentlichte noch am Pfingsttag eine Erklärung: „Während die Einzelheiten des Vorfalls geklärt werden, betet Papst Franziskus für die Opfer und für das Land, das in einem Moment des Feierns schmerzlich betroffen ist, und vertraut beides dem Herrn an, um seinen Geist zu senden, um sie zu trösten.”

Katholische Medien warnen seit Jahren vor der Zunehmenden Gewalt in Nigeria.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz des 210 Millionen-Landes im Herzen Afrikas, Msgr. Lucius Ugorji, Oberhirte des Erzbistums Owerri, verurteilte die Bluttat, bei der auch Kinder starben, nur wenige Stunden nach Bekanntwerden.  „Kein Ort scheint in unserem Land mehr sicher zu sein, nicht einmal die heiligen Stätten einer Kirche“, sagte der Prälat.

Die nigerianischen Bischöfe verurteilten das Blutvergießen „auf das Schärfste“. Die Regierung habe nun „ihrer grundlegenden Verantwortung gerecht zu werden und das Leben und den Besitz ihrer Bürger zu schützen. Die Welt schaut auf uns!“

Der christliche Gouverneur des Bundesstaates Ondo bezeichnete den Anschlag als „abscheulich und satanisch “.

Nigeria ist mit mehr als 210 Millionen Einwohnern und 250 Ethnien der bevölkerungsreichste Staat Afrikas und weltweit das Land mit der siebtgrößten Bevölkerung. Es hat Südafrika als größte afrikanische Volkswirtschaft überholt. Das Land ist religiös gespalten. Im Norden dominiert der Islam und im Süden das Christentum und einheimische afrikanische Kulte. Etwa 20 Millionen Nigerianer sind katholisch.

Auf Druck arabischer Geldgeber wurde im Nordteil des Landes die Scharia eingeführt.

Von der islamistischen Gruppe Boko Haram, die sich selbst als „nigerianische Taliban“ bezeichnet, und dem muslimischen Hirten-Stamm der Fulani gehen Bedrohungen für Christen aus.

Fanatiker nutzen die sozio-ökonomischen Konflikte zwischen christlichen Bauern und nomadisch ebenden Muslimen aus, die in den fruchtbaren Süden drängen.

Täglich gibt es gewaltsame Angriffe auf Christen in Nigeria, aber auch Entführungen und Vertreibungen. Millionen Nigerianer sind durch die Konflikte ihrer Heimat beraubt und flüchten.

Erst vor kurzem hatte der Geschäftsführer des christlichen Hilfswerks CSI (München), Pfarrer Peter Fuchs in einem Interview mit der Zeitschrift „Kirchliche Umschau“ (2/22) vor weiteren Anschlägen gewarnt. „Nigeria befindet sich unter Belagerung mörderischer Terroristen“.

Pfarrer Fuchs: „Die religiöse Gewalt in Nigeria, der größten Volkswirtschaft Afrikas, ist viel komplexer als die grob vereinfachenden und die Religion ausklammernden Darstellungen, die gegenwärtig so populär sind in westlichen Thinktanks und Medien mit engsten Verbindungen zu nigerianischen oder deutschen Regierungsstellen. Oft porträtieren sie Boko Haram im Nordosten Nigerias als eine isolierte Terror-Bande auf der Flucht, und die weitverbreitete Gewalt der Fulani in Zentralnigeria stellen sie dar als einen lediglich lokalen Konflikt zwischen Nomaden und Bauern. Hinweise auf die im Religiösen verwurzelte politische Ideologie, die eigentliche Triebfeder, fehlen meist gänzlich.“ 

Der CSI-Geschäftsführer weiter: „Boko Haram hat nicht nur Christen und andere Nichtmuslime im Visier. Die Dschihadisten bekämpfen auch Muslime, die das islamische Gesetz der Scharia nicht streng beachten, und insbesondere jene, die von der westlichen Kultur beeinflusst sind.“

Schon vergessen ist der grausame Anschlag von Weihnachten 2019, an dem elf Katholiken in der Diözese Enugu enthauptet wurde.

Schon vergessen ist die medienwirksame Entführung von 276 christlichen und muslimischen Schülerinnen in Chibok, Bundesstaat Borno, im Jahr 2014 und ihre erzwungene Umerziehung in – die Scharia beachtende – Sklavinnen spiegelte nicht nur Boko Harams Abscheu gegen Christen wider, sondern auch ihren wahhabitisch geprägten Hass auf Muslime, die westliche oder heidnische Praktiken übernommen haben. Boko Haram betrachtet solche Muslime – wie die Christen – als Ungläubige (Kuffar), die getötet oder versklavt werden dürfen. Immer noch ist das Schicksal von mehr als hundert Mädchen ungeklärt.

Katholiken in aller Welt vereinigten sich zum Gebet. Der afrikanische Kurienkardinal Sarah, der sich während des Attentates in Deutschland aufhielt, rief zum Gebet für Nigeria auf, ausdrücklich auch für die Bekehrung der Terroristen.

In sozialen Netzwerken werden die auf grausame Weise ermordeten Brüder und Schwestern als Märtyrer bezeichnet, da sie aus Hass gegen den katholischen Glauben umgebracht wurden.

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist in Nigeria mit einem Priorat in Enugu vertreten.