Negev-Wüste: Entdeckung von Schiffszeichnungen in byzantinischer Kirche

Quelle: FSSPX Aktuell

Bilder von Schiffen in die Wände einer byzantinischen Kirche geritzt

Die israelische Antikenbehörde (IAA) hat in einer Kirche aus der byzantinischen Zeit in der Negev-Wüste, südlich der heutigen Beduinenstadt Rahat, einen sehr interessanten Fund gemacht. Der Ort war wahrscheinlich die erste Station der Pilger, die auf dem Seeweg nach Gaza kamen, um das Heilige Land zu besuchen. Über die Entdeckung wurde in einem Artikel der Zeitung The times of Israel berichtet.

Die Entdeckung wurde am Donnerstag, den 23. Mai 2024, in einer Pressemitteilung der IAA bekannt gegeben. Die Arbeiten wurden von namhaften Archäologen in Zusammenarbeit mit Professor Deborah Cvikel von der Abteilung für Maritime Zivilisationen an der Universität Haifa durchgeführt. 

Was die Neugier der Forscher geweckt hatte, war nicht nur die Entdeckung einer byzantinischen Kirche im Norden der Negev-Wüste während der Ausgrabungen, sondern auch die „Freilegung von 1500 Jahre alten Wandgravuren von Schiffen, die wahrscheinlich von christlichen Pilgern hinterlassen wurden“, die über das Meer gekommen waren. 

Das Gebiet liegt „nur einen halben Tagesmarsch“ von einer römischen Straße entfernt, die den Hafen von Gaza mit Beer Sheva verband, dem biblischen Beerscheba, das im Alten Testament den Süden des von den Juden besetzten Landes markierte. Der Ausdruck „von Dan bis Beerscheba“ – Dan ist der Name der nördlichsten Stadt des Landes – bezeichnete die Nord-Süd-Ausdehnung des jüdischen Territoriums. 

Die Nähe zur Römerstraße, so die IAA weiter, „erklärt das Vorhandensein von Schiffszeichnungen mitten in der Wüste“. Die Archäologen glauben, dass diese Kirche wahrscheinlich die erste Station der Pilger war, die im Heiligen Land ankamen, bevor sie zu den Stationen ihrer heiligen Reise weiterzogen: Jerusalem, Bethlehem, der Negev oder auch der Sinai. 

Detaillierte Wandmalereien  

„Die Pilger mussten die Kirche besuchen und hinterließen eine Spur ihres Besuchs mit diesen Schiffszeichnungen an den Wänden der Kirche. Das Schiff ist ein altes christliches Symbol, aber in diesem Fall handelte es sich offenbar um echte Darstellungen von Schiffen, an deren Bord sie sich auf den Weg ins Heilige Land begeben hatten“, erläuterten die Archäologen. 

Die Expertin für maritime Zivilisationen, Deborah Cvikel, stellte fest, dass „eine dieser Zeichnungen aus einem einfachen Strich besteht, mit einem leicht spitzen Bug und auf beiden Seiten erkennbaren Rudern, ähnlich wie einige der Schiffszeichnungen, die von den Pilgern in der Grabeskirche in Jerusalem hinterlassen wurden.“ 

Cvikel fügte hinzu, dass „eine weitere Zeichnung ein Schiff mit zwei Masten darstellt. Der Großmast hat kein Segel, scheint aber im oberen Teil eine kleine Flagge zu zeigen. Der Fockmast ist leicht zum Bug hin geneigt und trägt ein Segel, das als Artimon bekannt ist. Die Genauigkeit der Details ist ein Zeichen für die Vertrautheit des Künstlers mit dem Leben auf See.“ 

Ähnliche 2.000 Jahre alte Gravuren von Schiffen waren vor einigen Jahren an den Wänden eines alten Wasserspeichers in Beer Sheva gefunden worden. 

Diese Entdeckung erinnert uns daran, dass Pilgerreisen ins Heilige Land eine sehr lange Geschichte haben. Beispielsweise die von Egeria (oder Eteria), einer adligen Dame aus dem Westen, die 381 nach Jerusalem reiste. Drei Jahre lang besuchte sie alle heiligen Stätten des christlichen Nahen Ostens, nicht nur in Palästina, sondern auch in Ägypten, auf dem Sinai, in Transjordanien und in Syrien.  

Aus Konstantinopel schrieb sie an Historiographen im Westen einen Reisebericht, in dem sie alle besuchten heiligen Stätten und besonders ausführlich die Liturgie beschrieb, die sie in den Heiligtümern von Jerusalem feiern sah. Dieser wunderbare Bericht ist eine Fundgrube für Informationen über die Anfänge der christlichen Pilgerreise in den Nahen Osten.