Die Olympischen Spiele 2024 und das Verleugnen der christlichen Kultur

Quelle: FSSPX Aktuell

Indem das Organisationskomitee der Olympischen Spiele 2024 in Paris das Kreuz über der Kuppel des Invalidendoms aus dem Plakat der Spiele entfernt hat, unterstreicht es die Absage an den katholischen Ursprung der franzöosischen Kultur. Ein Symptom der Moderne, dem die Kirche nicht entgegenzuwirken vermochte.

Seit mehreren Monaten häufen sich in der französischen Presse die Diskussionen über die Organisation der Olympischen Spiele: Fertigstellung der Anlagen, fehlerhafte Vorbereitung und enorme Kosten, Auswirkungen auf die Wohnungspreise, Organisation und Sicherheit der Eröffnungsfeier auf der Seine, ganz zu schweigen von der Gefahr eines unkontrollierbaren Ausuferns des Investitionsbudgets – tausende von Befürchtungen. 

Abgesehen von den legitimen Ängsten ist festzustellen, dass Frankreich ganz offensichtlich seine kulturellen und spirituellen Wurzeln verleugnet. In dem Zusammenhang ist besonders die Ablehnung, die Verneinung der christlichen Kultur, wie sie seit der Enthüllung des offiziellen Plakats der Spiele deutlich geworden ist, zu nennen. 

Das von dem Illustrator Ugo Gattoni gezeichnete und seit einigen Wochen verbreitete Plakat zeigt in einem surrealistischen Stil zahlreiche französische Symbole und Monumente, darunter den Eiffelturm und den Triumphbogen. 

Ein Detail, das von den Medien und einigen Politikern – nicht aber von den Bischöfen, die offiziell jeden Kommentar verweigerten – schnell aufgegriffen wurde, sorgte bald für Empörung. Denn im Hintergrund wurde das Kreuz, das die Kuppel des Invalidendoms krönt, wegretuschiert. 

Das Organisationskomitee der Spiele erklärte, um sich gegen jede böswillige Interpretation zu verteidigen, dass das Werk „eine fröhliche, leichte künstlerische Interpretation einer neu erfundenen Stadionstadt“ darstelle.  

Ugo Gattoni hat einen Schlüssel zum Verständnis seiner Bearbeitung geliefert: „Ich versuche nicht es so zu zeichnen, dass [die Gegenstände und Gebäude] originalgetreu sind, sondern dass man sich auf einen Blick vorstellen kann, worum es sich handelt, während man es in eine surreale und festliche Welt projiziert. Ich stelle sie so dar, wie sie mir in den Sinn kommen, ohne Hintergedanken.“ 

Ein Beispiel für diese Absage und das Ignorieren der tradierten katholischen Kultur Frankreichs, stellte Jérôme Fourquet schon 2019 fest: Er zeigte auf, wie die Ökologie die Entstehung einer neuen, säkularen und nicht mehr religiösen Matrix verankerte. Die „Heiligtümer der Biodiversität“ haben die alten Kultstätten ersetzt und lassen die „Bekehrung zur Energiewende“ die Bekehrungen zu Gott in Vergessenheit geraten. 

Das ist die Auflösung der katholischen Matrix, die unter dem Blickwinkel einer „Exkulturation“ des Katholizismus gesehen werden kann, das heißt einer stillen Entkoppelung der katholischen Kultur von der allgemeinen Kultur. Die Kirche hat anscheinend ihre Fähigkeit verloren, das lebendige kulturelle Gefüge der Gesellschaft über ihre Gläubigen hinaus zu nähren. Dies wiederum stellt den Triumph einer Modernität dar, die der Kirche die Möglichkeit zur Entfaltung der bewährten Tradition nimmt. 

Glücklicherweise hat die Kirche die Verheißungen des Sohnes Gottes empfangen und es fehlt hier und da nicht an Zeichen für das Fortbestehen und die Lebendigkeit des Katholizismus, der an seinen Traditionen festhält und für den es nicht nur darauf ankommt, „teilzunehmen“, wie Pierre de Coubertin es wollte, sondern Christus wieder auf die höchste Stufe zu heben.